1933 - 1945: Mahn- und Gedenkstätte sucht Fotos, Briefe und Tagebücher von Düsseldorfern Den Opfern ein Gesicht geben

Familienalben, Tagebücher, Briefe und Postkarten - für die Düsseldorfer Mahn- und Gedenkstätte sind solche Dokumente von Düsseldorfern aus der Zeit des Nationalsozialismus' von unschätzbarem Wert.

Foto: ho

Deshalb der Aufruf von Bastian Fleermann: "Wenn Sie solche Dokumente haben, melden Sie sich bei uns!"

Hildegard Jakobs ist gerade in den Ausstellungsräumen der Mahn- und Gedenkstätte, als zwei Schwestern aus den USA das Haus besuchen. Sie wollen ihre Geburtsstadt sehen.

Jakobs spricht sie an und erfährt: Die beiden Schwestern stammten aus einer sogenannten "Mischehe". Die Mutter war Jüdin. Die Eltern hatten ihre Kinder in die USA geschickt, waren selber in Deutschland geblieben. "Und sie schickten Pakete an das Ghetto Theresienstadt, von wo sie wiederum Postkarten erhielten."

Die beiden Schwestern hatten all diese Dokumente verwahrt. Aber: "Sie sagten, sie könnten zu wenig Deutsch und außerdem die Schrift nicht lesen." Die beiden Schwestern versprechen, Hildegard Jakobs ihre Unterlagen zu schicken. Und tatsächlich kommt bald darauf ein Paket aus den Vereinigten Staaten. Das Vermächtnis des Ehepaars Kremser. Jakobs hält einen Karton mit Postkarten hoch. Sie wurden im Ghetto Theresienstadt abgeschickt. "All diese Menschen aus Düsseldorf haben nicht überlebt!"

Im Archiv der Mahn- und Gedenkstätte werden all diese Dokumente gesichtet, gescannt, dokumentiert. Die Menschen aus Düsseldorf, die dem Terror der Nationalsozialisten zum Opfer fielen, erhalten durch die Arbeit der Historiker hier wieder ein Gesicht. Die Erinnerung an sie wird wach gehalten. Auch im Fall von Hulda Hornstein. Vor dem Haus Königsallee 86 erinnert ein Stolperstein an sie. Lange glaubte man in der Mahn- und Gedenkstätte, von ihr gebe es keine Nachfahren. Aber eine Postkarte gab es von ihr. Aus dem Ghetto Theresienstadt.

Ein Buch über diese Postkarten erschien in Deutsch und Englisch. "Das sah auch die Enkelin von Hulda Hornstein und fand so ihre Oma." Die Enkelin macht Hildegard Jakobs' E-Mail-Adresse ausfindig, die beiden Frauen tauschen sich aus. Schließlich schickt die Enkelin von Hilda Hornstein das Familien-Album nach Düsseldorf.

"Das ist nun einer unserer Schätze, die wir für die Bildungsarbeit benutzen", sagt Jakobs. "Und im nächsten Buch über die Stolpersteine haben wir nun auch ein Foto von Hulda Hornstein.

Wie groß die Bedeutung nicht nur von Familien-Fotos, sondern auch von Stadt-Aufnahmen sein kann, zeigt auch eine Foto-Sammlung von Egon Köppel. Er machte während des Krieges Fotos von Düsseldorf. "Nach Luftangriffen", erklärt Dr. Peter Henkel.

Auf einem Foto vom Graf-Adolf-Platz findet Henkel ein Detail, das ihn elektrisiert: "Im Bild sind KZ-Häftlinge zu sehen, die nach einem Luftangriff eingesetzt wurden." Ihr Einsatz war lebensgefährlich, wenn sie Blindgänger und Trümmer beseitigen mussten. "Fünf KZ-Außenlager gab es in Düsseldorf.

Und das Foto beweist: Diese Menschen waren im Stadtbild sichtbar." Die nach dem Krieg stets wiederkehrende Ausrede "Wir haben das alles nicht gewusst", war damit endgültig widerlegt.