Studie So belastet waren Nahrungsmittel nach der Fukushima-Katastrophe
Die Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima im März 2011 hatte weitreichende Folgen für die Umwelt. Auch Nahrungsmittel, die in der Umgebung des Kraftwerks Fukushima Daiichi angebaut und produziert wurden, waren stark mit radioaktiver Strahlung kontaminiert.
Eine Studie der Technischen Universität Wien offenbart nun das Ausmaß der Katastrophe. Dabei wird deutlich, dass das Krisenmanagement der japanischen Regierung, die Verbraucher vor dem Verzehr belasteter Produkte zu schützen, durchaus funktioniert hat.
Nahrungsmittel stellen eine der größten Quellen für die Ansammlung natürlicher Radioaktivität im menschlichen Körper dar. Überall auf der Welt nehmen Menschen mit dem Verzehr von Lebensmitteln kleinste Mengen radioaktiven Materials auf, meist ohne ernsthafte gesundheitliche Folgen. Nach einer Atomkatastrophe wie der in Fukushima jedoch herrscht eine besondere Gefahr, da sich die freigesetzten radioaktiven Stoffe in hoher Konzentration in pflanzlichen und tierischen Nahrungsmitteln einlagern können. Wie stark genau die Belastung sein kann, haben österreichische Forscher nun herausgefunden.
Datengrundlage für die Untersuchung waren Messwerte aus 900.000 Lebensmittelproben, die nach der Katastrophe von Fukushima von der japanischen Regierung veröffentlicht wurden. Besonders hoch war die Belastung mit Cäsium-137, einem Radionuklid, das auch nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 in hohem Maße in die Umwelt gelangte. Große Unterschiede zeigen sich dabei zwischen pflanzlichen und tierischen Produkten.
Bei Pilzen, die in der Umgebung angebaut werden, war etwa die radioaktive Belastung unmittelbar nach dem Unglück äußerst stark, fiel danach jedoch stetig ab und lag im Juli, vier Monate später, bereits wieder unterhalb der Grenzwerte. Ein erneuter Anstieg war dann allerdings zur Pilzsaison im August zu verzeichnen und noch einmal im November, als die verarbeiteten Pilze in den Verkauf gelangten, so die Wissenschaftler der TU Wien. Vergleichsweise schwach war die radioaktive Belastung zudem im Trinkwasser.
Genau umgekehrt stellt sich die Situation bei tierischen Produkten dar. In der Zeit nach der Katastrophe von Fukushima war die Belastung zunächst gering und stieg erst später allmählich an. Der Grund dafür liegt in der Zeitspanne, die es braucht, bis sich das radioaktive Material in einem Tier ansammeln kann.
Trotz der alarmierenden Umstände nach dem Reaktorunglück konnte eine Gefährdung der japanischen Bevölkerung und auch von wichtigen Exportkunden durch radioaktiv verseuchte Nahrungsmittel weitgehend vermieden werden. Die Zahl der Menschen, die in der Folge des Unglücks Lebensmittel mit erhöhter Radioaktivität zu sich nahmen, dürfe sehr gering sein, schlussfolgern die Wiener Forscher. Ausnahmen gäbe es vor allem dann, wenn Sicherheitsmaßnahmen der japanischen Behörden nicht eingehalten wurden. Denn: Die Regierung reagierte schnell mit Verkaufs- und Exportverboten.
Bereits in den ersten zwei Wochen nach der Katastrophe wurden nach offiziellen Untersuchungen der Verkauf und Verzehr von verschiedenem Gemüse und Milch aus Fukushima und umliegenden Präfekturen verboten. Auch der Fischfang in den nahen Küstengewässern wurde knapp einen Monat nach dem Unglück untersagt. Die Europäische Union erließ zudem höhere Grenzwerte für die Radioaktivität in Lebensmitteln, die aus Japan importiert werden. Diese Regelung konnte jedoch im April 2011 bereits wieder aufgehoben werden. Messungen im Sommer 2013 vor Ort zeigen, dass Lebensmittel aus Japan wieder bedenkenlos gegessen werden können.