Das Damenstift: Hort des Unterrichts und des Glaubens

Warum gab es das Gerresheimer Damenstift und welche Aufgaben hatte es? Wer zu den Referaten von Albrecht Graf Finckenstein geht, dem widerfährt das Gleiche wie den adligen Mädchen im Mittelalter: Er lernt etwas.

Prof. Dr. Albrecht Graf Finckenstein im Stifts-Kreuzgang.

Foto: schrö

Die Besucherschar im Stiftsgebäude bei der Veranstaltung der Bürgerstiftung Gerricus war groß. Unvergleichlich, wie Albrecht Graf Finckenstein seine Zuhörer mitnehmen kann. Die Anschaffung eines Bügelmikrofons seitens der Veranstalter würde diesen Bann bis in die letzten Reihen ausdehnen.

Viele Quellen hat der Historiker neu bewertet und wo diese fehlen, hat er mit dem Analogieschluss weitergemacht. "Eine viel bessere Quellenlage haben wir im Stift Essen." Es ist fast zur gleichen Zeit entstanden (zweite Hälfte 9. Jahrhundert), gehörte zum gleichen Bistum (Köln), und hatte dieselbe Äbtissin (Theofania). Äbtissin Nr. 1 in Gerresheim aber war Regenberga, die Tochter des Grafen Gerrich, der als Gründer des Orts verbrieft ist. Schon damals gab es für die Damenstifte eine wichtige Regel.

In unserer heutigen Sprache: Hier wird nicht in erster erzogen, sondern unterrichtet. Das Stift ist kein Kloster. Armut muss nicht gelobt werden. Ortsfestigkeit ist nicht vonnöten. Sogar die Heirat war möglich. "Was wurde unterrichtet? Lesen. Schreiben. Singen. Und Latein." Anschließend stellte Finckenstein die Funktionen der Mitglieder des Stifts präzise vor, auch die fehlenden. "Ein Skriptorium - also eine Schreibwerkstatt - hat es wohl in Gerresheim nicht gegeben." Der Tag der Damen war reglementiert und wer unentschuldigt fehlte, Unsinn im Schlafsaal machte, geschwätzig war oder Witze erzählte, wurde gerügt oder sogar öffentlich geprügelt.

Bei allen Aufgaben blieben den Frauen dennoch freie Zeiten. "Backgammon wurde gespielt, was man damals Trick Track nannte." Dichtung wurde gelesen, sogar Liebesgeschichten.

Um 1208 kam das Stift zur Blüte: 26 Damen und vier Kanoniker sind vermerkt. Albrecht Graf Finckenstein erzählte noch vieles und verwies zum Beispiel darauf, dass es in Niedersachsen sogar heute noch Damenstifte gibt. Großer Applaus.

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