Ein Mönch im Jugend-Knast

Außergewöhnliche Begegnung in der Jugendarrestanstalt an der Heyestraße in Gerresheim. Zwölf Jugendliche weigern sich, Lopön Norbu Gyatso zu glauben: "Willst du wirklich Mönch bleiben? Niemals Sex, niemals Alkohol, niemals rauchen?

Lopön Norbu Gyatso und Minka Hauschild bei der Meditation in der Jugend-Arrestanstalt an der Heyestraße in Gerresheim.

Foto: MH

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Der tibetische Buddhist Gyatso ist ins Rheinland gereist, nachdem er Minka Hauschild im Kathmandu-Tal so oft gefragt hatte, ob er für zwei Seminare nach Deutschland kommen könne, erzählt die Gerresheimer Künstlerin und Reiseführerin. "Bis ich mich breitschlagen ließ". Lopön Norbu Gyatso lebt und lehrt im Sechen Kloster im tibetischen Viertel Kathmandus, Boudha. In Asien wird Hauschild häufig gebeten, einen Trip nach Europa zu ermöglichen, weil der die Wertschätzung eines Mönchs in der Heimat enorm steigert.

Was mach' ich nur mit dem?, hat sie sich allerdings im Vorfeld gefragt. Weil sie in der Nähe des Jugendarrestes wohnt und es hier im vergangenen Jahr schon einmal eine Kunstaktion gegeben hat, kam sie auf die Idee, die Leitung zu fragen, ob sie sich einen Meditationskurs in der Anstalt vorstellen könnte.

Jetzt also ist der Mönch da und die Insassen mit guter Führung freuen sich, einmal ihrer Zelle zu entfliehen. Gyatso will, dass sie dasitzen und ihren Atem beobachten. "Halt deinen Rücken gerade!", korrigiert er einen Kursteilnehmer. Minka Hauschild charakterisiert den Lehrer als "pushy", als penetrant. "Aber klare Anweisungen finden die Jugendlichen gut." Sie sind sofort von der Persönlichkeit des 29-jährigen Tibeters gefesselt.

Zwei Stunden pro Tag dauert das Praktizieren und Erklären. Am 3. Tag geht es um Gewaltprävention. Du leihst jemandem hundert Euro und der will sie dir nicht wiedergeben, was tust du? "Ich hau' ihm eine aufs Maul." Wie reagiert der Buddhist?, wollen die jungen Leute wissen. "Versetz' dich mal in die Lage des Opfers, was fühlst du dann?" Plötzlich erzählen die Jugendlichen von den Vergehen, die sie hierher gebracht haben, für einen Monat in die Zelle. "Das hat uns alle sehr berührt", sagt Minka Hauschild, vor allem auch, weil sich die jungen Männer normalerweise bei diesem Thema sehr zurückhalten.

Elf von zwölf sind am Ende des Kurses noch dabei. Lopön Norbu Gyatso begeistern die Reaktionen der jungen Leute, genauso wie Minka Hauschild. "Mal sehen, wie nachhaltig das ist." Jetzt muss sie aber erst mal durchschnaufen — das Ganze hatte sich zu einem echten Kraftakt entwickelt. Im Oktober und November reist sie schon wieder nach Nordindien. Wenn sie zurückkehrt, möchte sie mithelfen, die Gedanken des Buddhismus in Düsseldorf auszuweiten.

(City Anzeigenblatt Duesseldorf)
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