MRE-Infektionen reduzieren
Multiresistente Keime in Kliniken. Was bedeutet das in Düsseldorf vergebene MRE-Siegel für Patienten in der Landeshauptstadt? Der Düsseldorfer Anzeiger legte Dr. Klaus Göbels, Leiter des Gesundheitsamtes, die wichtigsten Fragen vor.
Was ist MRE?
MRE bedeutet multiresistente Erreger.
Warum sind multiresistente Keime so gefährlich?
Multiresistente Keime sind schwieriger zu behandeln, da nur noch wenige Antibiotika wirken, es gibt Keime bei denen nur noch ein Antibiotikum angewendet werden kann.
Was passiert, wenn ich mir multiresistente Keime eingefangen habe? Und: Sind bestimmte Symptome damit verbunden?
Nein, die Infektion als solche ist nicht zu unterscheiden von „normalen“ also voll sensiblen Keimen.
Kann ich mich als Patient auch selber schützen?
Bedingt, zumal viele MRE Keime erst durch Antibiotikagaben beim Patienten selbst selektiert werden.
Wer ist im MRE-Netzwerk vertreten?
Die Kerngruppe bilden die Krankenhäuser, die mikrobiologischen Labore und das Gesundheitsamt.
Warum braucht Düsseldorf ein MRE-Netzwerk?
Um Maßnahmen abzustimmen und Vorgehensweisen zu harmonisieren, Ziel ist es die Häufigkeit von MRE und anderen im Krankenhaus übertragbaren Infektionserkrankungen zu reduzieren.
Bin ich ab sofort sicher, wenn ich als Patient in eine der Kliniken komme, die das MRE-Siegel erhalten haben?
Man war vor der Siegelverleihung nicht unsicher. Das Siegel verdeutlicht, dass die Krankenhäuser die Qualitätsziele einhalten.
Das zu häufige Verschreiben von Antibiotika führt zu Krankheitserregern, die dagegen resistent sind. Soll ich es künftig ablehnen, wenn beispielsweise mein Hausarzt mir Antibiotika verschreiben will?
Nein, wenn Antibiotika indiziert sind, müssen diese natürlich auch eingenommen werden. Allerdings gibt es immer wieder Situationen, in denen Antibiotika ohne hinreichenden Grund verschrieben werden. Die Masse an Antibiotika wird ohnehin in der Massentierhaltung eingesetzt.
Wie geht es nun weiter im Düsseldorfer MRE-Netzwerk? Sind bereits alle Aufgaben erfüllt?
Nein, es werden neue Herausforderungen warten, z.B. MRGN (multiresistente Gram negative Keime), „antibiotic stewardship“, also rationalerer Einsatz von Antibiotika, so dass der Prozess weitergehen wird.
Wir haben nach Erscheinen unseres Berichts erste Rückmeldungen von Lesern erhalten, die sich in den vergangenen zwei Jahren während eines Klinik-Aufenthaltes infiziert haben. Aus dem eigenen Leiden äußern sie Zweifel am Erfolg des MRE-Netzwerkes. Was können Sie diesen Menschen mit auf den Weg geben?
Ein Netzwerk kann die im Krankenhaus erworbenen Infektionen nicht völlig verhindern, zumal etwa bis zu 50 Prozent durch Keime im eigenen Körper entstehen, das heißt Selektion von resistenten Keimen durch Antibiotikaeinsatz, oder durch krankheitsbedingte Schwächung des Immunsystems. Gleichwohl kann ein abgestimmtes Vorgehen das Risiko von Keimübertragungen verringern.