Die Mumie von Kaiserswerth

Mit Speck fängt man bekanntlich Mäuse. Und mit ägyptischen Mumien sensationsgierige Journalisten. Zumindest, wenn es die einzige Mumie dieser Art in Düsseldorf ist.

Dr. Annett Büttner und die ägyptische Mumie.

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Am Samstag, 29. August, findet zum zweiten Mal die Kaiserswerther Sommernacht statt. Bei der Vorstellung des Programm-Heftes im Kaiserswerther Rathaus raunt uns Dr. Annett Büttner den magischen Satz zu: "Wir haben auch eine ägyptische Mumie!" Mit "Wir" meint sie das Pflegemuseum Kaiserswerth. Und das kannten wir bislang genauso wenig wie besagte Mumie. Also: Ortstermin.

Einmalig in Deutschland: Das Pflegemuseum in Kaiserswerth.

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Der Himmel über Kaiserswerth ist an diesem Mittag knallblau. Am Zeppenheimer Weg befindet sich das Pflegemuseum. Wir stehen vor der Kirche und dem "Haus Tabea" und fühlen uns ganz plötzlich in eine andere Welt versetzt. Wie ein sehr alter Universitäts-Campus wirkt das Gelände. Und tatsächlich diente es schon als Uni-Kulisse für einen Film. Das Kaiserswerther Pflegemuseum - so erfahren wir von Dr. Annett Büttner, ist deutschlandweit das einzige seiner Art. Ganze Klassen von Pflegeschülern besuchen das Haus.

An die Diakonissenkirche schließt Haus Tabea an. Ein Gebäudeensemble mit großer Ausstrahlung.

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Dabei ist es auch für Fachfremde interessant. Es erzählt vom Diakonie-Gründervater Theodor Fliedner und seiner Familie, von seinen Reisen in den Orient, die stets mit Missionsarbeit und Krankenpflege verbunden waren, und von denen er unter anderem die ägyptische Mumie mitbrachte. Die Ausstellung erzählt aber auch eindrucksvoll von der Geschichte der Krankenhäuser.

Die Diakonissenkirche am Zeppenheimer Weg.

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"Im Mittelalter waren dort Waisenkinder, Bettler, Alte und Kranke gleichermaßen aufgehoben", erklärt Historikerin Büttner. Vom heutigen Standdard war man Lichtjahre entfernt. "Mehrere Menschen teilten sich ein Bett." Da lag man auch schon mal ein paar Stunden neben einem Toten. Und der Priester war wichtiger als der Arzt. Denn Beten war oft die einzige Medizin. Erst im 19. Jahrhundert, als die Medizin zur Naturwissenschaft wurde, entwickelte sich das Krankenhaus in unserem modernen Sinne. Ein Haus, in das man geht, um gesund zu werden.

"In Düsseldorf waren diese Krankenhäuser sehr konfessionell geprägt", erzählt Büttner. Ein echter Wettstreit zwischen Katholiken und Protestanten entwickelte sich. Die jüngere Kaiserswerther Geschichte wird durch den Protestanten Fliedner stark geprägt, der 1836 mit seiner Frau Friederike das weltweit erste Diakonissen-Mutterhaus gründete. Evangelische Frauen erhielten hier eine qualifizierte Ausbildung zu Krankenpflegerinnen.

Keine ungefährliche Arbeit, wie die Ausstellung auch deutlich macht. "Die Diakonissen hatten stets ihr Sterbehemd im Schrank liegen." Infektionen waren unvermeidlich. Zumal Impfungen gerade erst aufkamen. Immerhin: Theodor Fliedner ließ alle seine 18 Kinder, die er mit zwei Ehefrauen hatte, impfen. Gegen Pocken. Als eine Typhus-Epedemie ausbrach, konnte das acht seiner Kinder nicht retten.

Wir treffen in der Ausstellung auf Florence Nightingale, die vermutlich berühmteste Krankenschwester der Welt. Die Engländerin - so erfahren wir von Büttner - war als erste Frau Mitglied der statistischen Gesellschaft ihres Landes und gilt als Erfinderin des Tortendiagramms. Wir lernen auch, dass Bluttdruckmessen in früheren Zeiten eine blutige Angelegenheit war.

Und dann dürfen wir in die "Schatzkammer". Hier ist die kleine ägyptische Abteilung des Museums untergebracht. Die Mumie ruht in einer Glasvitrine. Sie stammt wohl aus der Zeit um 300 vor Christus. Der Mann, der so kunstvoll einbalsamiert wurde, "war vermutlich ein höherer Beamter", so Büttner. Und zur Beruhigung: Von einem möglichen Fluch der Mumie ist nichts bekannt. "Hier geht es allen gut", sagt Büttner lachend.

Dr. Annett Büttner mit der einzigen ägyptischen Mumie der Landeshauptstadt.Foto: ho