Fritz der Igel Die Geschichte eines stacheligen Findelkindes
(mivi/ ho) Unsere Mutter hat einen Neuen. Er schmatzt beim Essen und ist auch sonst nicht sehr sauber. Er heißt Fritz. Fritz darf alles, was wir Kinder nie durften. Denn Fritz hat schwarze Knopfaugen, eine süße Stupsnase und jede Menge Stacheln.
Fritz ist ein Igel.
Ein Igel-Kind, um es genauer zu sagen. Aus bis heute unerklärlichen Gründen landen solche Igel-Kinder, wenn sie unterernährt und hilflos sind, bei unserer Mutter.
So auch Fritz. Vermutlich hatte ihn der Hunger aus dem Nest getrieben. Instinktiv fand er den Weg zu unserem Haus. Als ob ein Igel-Navi ihn geradewegs zu unserer Mutter hätte führen wollen. 15 Jahre Stacheltier-Erfahrung haben sich vermutlich in Igel-Kreisen herumgesprochen.
Da saß er also vor dem Haus. Eine Meute Nachbarskinder um ihn herum. Fasziniert von diesem Wesen. Denn vermutlich hatte keines von ihnen jemals einen echten Igel gesehen. Doch bevor die Kinder eine genauere Untersuchung vornehmen konnten, war unsere Mutter zur Stelle.
So wie der Radar die Igel-Kinder zu unserer Mutter führt, funktioniert das scheinbar auch andersherum. Bevor der Kleine sich allerdings bei uns häuslich niederlassen darf, geht's erstmal zum Igel-Doc. Er wird gewogen. Und ist mit 280 Gramm ein echtes Leichtgewicht.
600 bis 700 Gramm müsste der Kleine haben, wenn er alleine überleben wollte. Die Untersuchung bringt auch ein intimes Detail an den Tag: Es ist ein Fritz. Für uns war klar: Ein Igel-Mädchen hätten wir "Fritzi" getauft.
Entwurmt und für gesund befunden gehört Fritz nun also zur Familie. Unüberhörbar. Denn Igel kennen keine Tischmanieren. Fritz schmatzt. Fritz schmatzt laut. Und Fritz schmatzt ständig, der kleine Kerl ist nämlich eine echte Mampf-Mamba. In nur fünf Tagen hat er bereits 50 Gramm zugelegt. Während der Rest der Familie dringend abnehmen müsste.
In der Natur würden Igel, Würmer, Nachtfalter und Schnecken auf seinem Speiseplan stehen. Bei seiner menschlichen Igel-Mama gibt's Katzenfutter und Spiegelei. Das schmeckt ihm immer dann am besten, wenn er beim Fressen mittendrin steht. Wie gesagt, Igel haben definitiv keine Tischmanieren.
Und was macht Fritz der Igel, wenn er nicht frisst? Er pennt. In Sachen Bio-Rhythmus ist so ein stacheliger Geselle eine Herausforderung für die ganze Familie. Denn Igel sind nachtaktiv. Kaum schlafen alle, wird Klein-Fritz aktiv. Da wuselt und raschelt es nur so durch die Nacht. Bekommt er Ärger für den nächtlichen Lärm? Kein Stück! Fritz hat Narrenfreiheit. Geht aber in Ordnung.
Wichtige Tipps des NABU (Naturschutzbund), die für Igel hilfreich sind:
Bieten Sie in Ihrem Garten Unterschlupf- und Nistmöglichkeiten wie niedriges Buschwerk, Laub- und Reisighaufen für Igel an.
Schaffen Sie Überwinterungsquartiere, indem Sie zum Beispiel ein Igelhäuschen bauen.
Verzichten Sie auf englischen Rasen und exotische Gehölze im Garten.
Gestalten sie Ihren Garten ohne kleinmaschige Zäune, damit sich Igel frei fortbewegen können.
Kein Abbrennen von Reisighaufen ohne vorheriges vorsichtiges Umsetzen.
Vorsicht beim Mähen sowie bei Aufräumungs- und Rodungsarbeiten: In Haufen und Holzstapeln können sich Igelnester befinden.
Kellerschächte und Gruben sind Tierfallen, die abgedeckt werden sollten.
Baugruben, Kabel- und ähnliche Gräben (auch an Straßen) auf hineingefallene Igel kontrollieren und Opfer aus ihrer misslichen Lage retten.
Rettungsplanken für Teiche und an Wasserbecken mit steilem, glattem Rand anbringen, damit sich Igel im Notfall selbst retten können.
Keine Schlagfallen aufstellen und keine Vogel-Schutznetze am oder bis zum Boden verwenden.
Kein unnötiger Chemieeinsatz im Garten: Schöpfen Sie bei der Schädlingsbekämpfung umweltverträgliche Alternativen aus. Sorgen Sie regelmäßig für frisches Trinkwasser, zum Beispiel mit einem Vogelbad oder einer Tränke im Garten.
Verzichten Sie auf Laubsauger.
Ganz wichtig: Die Inpflegenahme oder Hausüberwinterung muss die absolute Ausnahme bleiben und kann immer nur die baldige Auswilderung zum Ziel haben. Igel sind Wildtiere, sie sind weder zu zähmen, noch als Haustier zu halten.
Nur wenn ein Igel auffallend unterernährt oder krank ist, sollte er versorgt oder einer Igelstation übergeben werden!
Der Verein "Igelhilfe Rhein-Wupper" hilft seit 2007 in Not geratenen Igeln. Mehr über die Igelstationen gibt es auf der Webseite www.igelhilfe.eu