Interview Kennen Sie ambulante Hospizarbeit?

Was ist eigentlich ein ambulanter Hospizverein? Bettina Kutzscher und Monika Hofmeister vom Hospizverein Düsseldorf-Nord geben einen Einblick.

Zwei starke, fröhliche Frauen, die die Arbeit der Ehrenamtlichen im Hospizverein Düsseldorf Nord koordinieren: Bettina Kutzscher (li.) ist seit dreieinhalb Jahren dabei, Monika Hofmeister seit elf Jahren. Sie war vorher bereits ehrenamtlich tätig und blickt inzwischen auf 18 Jahre Erfahrung in der Hospizarbeit.

Foto: ho

Bei Hospiz denkt man ans Sterben. Eigentlich will man daran ja gar nicht denken. Wie vermitteln Sie das Thema?
Hofmeister: Es gibt viele Menschen, die sich — solange sie gesund sind — sehr intensiv mit ihrem Leben aber auch mit dem Sterben auseinander setzen. Die möchten wissen, was gibt es für Möglichkeiten, was gibt es an Unterstützung. Wo kann ich mir Hilfe holen.

Auf Ihrer Internet-Seite schreiben Sie: Der Hospizgedanke will das Sterben wieder in das Leben integrieren. Stellen wir uns in unserer heutigen Gesellschaft als extrem schwierig vor. Klappt das?
Hofmeister: Gerade jetzt, wo so heftig diskutiert wird, ob es einen ärztlich assistierten Suizid oder eine legale Sterbehilfe geben soll, beschäftigen sich deutlich mehr Menschen mit dem Sterben und dem Tod. Wir merken gerade, dass unsere Arbeit auf eine ganz neue Art wahrgenommen wird. Nämlich als Alternative, die sagt, ich kann auch mein Leben zu Ende bringen so wie es zu Ende geht, und habe Menschen, die mich begleiten.

Das heißt, Düsseldorfer entdecken die ambulante Hospizarbeit für sich?
Hofmeister: Ja, die Leute werden plötzlich darauf aufmerksam, dass es palliative Versorgung und Hospiz-Arbeit gibt. Wir haben ja lange ein Schattendasein geführt. Und es gibt immer noch viele Menschen, die sagen: Von ambulanter Hospizarbeit haben wir noch nie etwas gehört.

Der Hospizverein Düsseldorf Nord wurde 1992 gegründet. Eine Pionierarbeit. Was hat sich in der Hospizarbeit seitdem verändert?
Hofmeister: Alles. Als die Hospizarbeit angefangen hat, war es eine rein ehrenamtliche Geschichte. Heute sind wir hauptamtlichen Koordinatorinnen angestellt im Hospizverein. Dadurch bekommt die Arbeit mehr Substanz und Qualität. Denn wir können so die Ehrenamtlichen ganz anders vorbereiten.

Kutzscher: Was sich auch verändert hat, ist das Alter der Ehrenamtlichen. Anfangs waren es vor allem Frauen, die das Berufsleben hinter sich gelassen hatten. Wir haben inzwischen ein Drittel Männer bei uns im Verein! Und wir haben viele Ehrenamtler, zwischen 40 und 50. Außerdem sind in der Ausbildung gerade ein 21-jähriger Mann und eine 28-jährige Frau! Das ist für uns wichtig, denn auch unsere Patienten werden immer jünger.

Was für Menschen sind das, die sich freiwillig melden, um Sterbenskranke zu begleiten?
Hofmeister: Viele, die persönliche Erfahrungen gemacht haben mit Hospizarbeit. Oder die sagen: Das Thema lässt mich nicht los. Das sind oft auch die Leute, die hinterher am intensivsten und lebendigsten begleiten.

Benötigen Sie weitere ehrenamtliche Helfer?
Hofmeister: Immer.
Kutzscher: Wir machen jedes Jahr einen Grundkurs.

Was müssen diese mitbringen?
Hofmeister: Unbedingt Zuverlässigkeit. Und die Bereitschaft, sich selbst und das eigene Handeln kritisch zu betrachten.

Sie sind zu einem Großteil von Spenden abhängig?
Die Krankenkassen bezuschussen Personal- und Fortbildungskosten. Alles andere - Fahrtkosten der Ehrenamtlichen, Telefonkosten, Miete des Büros, Büromaterial - das müssen wir alles über Spenden und Mitgliedsbeiträge finanzieren. Für 15 Euro im Jahr kann man schon Mitglied bei uns werden!

Angenommen, Sie haben einen Wunsch frei. Was würden Sie sich hier und sofort für Ihre Arbeit wünschen?
Hofmeister: Es wäre gut, wenn noch mehr Menschen von uns erfahren.
Kutzscher: Ich würde mir wünschen, dass die Hausärzte in Düsseldorf schwer kranke Patienten noch häufiger aufmerksam machen auf die ambulanten Hospiz-Dienste hier in Düsseldorf.

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