Unübersehbar: KZ-Außenlager in Düsseldorf 1942 - 194
1947 wird die Stadtverwaltung durch eine jüdische Verfolgtenorganisation gefragt, ob es in Düsseldorf Konzentrationslager gegeben hat. "Die Antwort lautete 'Nein‘", sagt der Historiker Peter Henkel.
Formal sei das auch richtig. Aber Tatsache ist: In Düsseldorf gab es sogenannte Außenlager von Buchenwald und Sachsenhausen.
Zweigstellen der Konzentrationslager befanden sich in Flingern, in Bilk, in Derendorf. "Ab 1942 waren die KZ-Häftlinge in ihren gestreiften Uniformen im Stadtbild zu sehen. Unübersehbar", sagt Henkel. Und straft damit noch einmal die Generation Lügen, die stets behauptete, von allem nichts gewusst zu haben.
Tatsächlich wurden die KZ-Flüchtlinge zum Wirtschaftsfaktor während des 2. Weltkriegs. Der Grund: "Gesteigerte Rüstungsproduktion, gesteigerte Luftangriffe."
Bei der SS können die Kommunen Häftlinge anmieten. Zum Beispiel für lebensgefährliche Bomben-Räumkommandos. Oder für den in Düsseldorf beheimateten Rüstungskonzern Rheinmetall.
"Teile der Flugbomben-V1-Produktion befanden sich in Düsseldorf", so Henkel. Die Reinmetall-Direktion konnte sich allerdings nach dem Krieg nicht daran erinnern, dass rund 1.000 KZ-Häftlinge für sie gearbeitet hatten.
Auch mit der Bestrafung der Verbrechen, die innerhalb der KZ-Außenstellen begangen wurden, tat sich Nachkriegsdeutschland schwer. Als ein Beispiel nennt Henkel Roland Puhr, Leiter des Lagers Stoffeln, hinter dem heutigen Haus Kolvenbach in unmittelbarer Nähe des Stoffeler Friedhofs.
Seine Straftaten an KZ-Häftlingen werden nicht geahndet. Immerhin: Puhr wird wegen Ermordung sowjetischer Zwangsarbeiter schließlich in der DDR verurteilt und hingerichtet.
"Die Düsseldorfer KZ-Außenlager" ist Band 6 der kleinen Schriftreihe der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, die vom Förderkreis mit Unterstützung der Bezirksvertretungen 1, 2, 3 und 5 und vom Düsseldorfer Droste Verlag herausgegeben wird.
Im nächsten Schritt soll das Thema nun mit Düsseldorfer Schulklassen erarbeitet werden", erklärt Dr. Bastian Fleermann, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte. Aus diesen Arbeitsgruppen soll sich schließlich in einem dritten Schritt ergeben, wie an die KZ-Außenlager in Düsseldorf sichtbar erinnert werden kann.
Übrigens: Bis zum Schluss wurden die Düsseldorfer Lager intensiv genutzt. Mit dem Heranrücken der Alliierten schließlich gab es die Rückverlegungsmärsche. Die Häftlinge sollten etwa in das Konzentrationslager Buchenwald zurückgebracht werden. Etwa 1.000 Häftlinge wurden auf einem Elendsmarsch von Düsseldorf nach Wermelskirchen getrieben. "Wieviele auf diesem Marsch ums Leben gekommen sind, wissen wir nicht", sagt Peter Henkel.
"Die Düsseldorfer KZ-Außenlager — Der Einsatz von KZ-Häftlingen in Düsseldorf zwischen 1942 und 1945" von Peter Henkel ist zum Preis von 5 Euro erhältlich. ISBN 978—3—7700—6010—8
Mehr Informationen gibt es beim Förderverin der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V.