Die Menschlichkeit der Politiker in der Bezirksvertretung
Auf welche Weise kann man vom Verlauf einer Politiker-Sitzung im Rathaus Gerresheim berichten, bei der es um die Container-Siedlungen für Flüchtlinge Am Bongard, Blanckertzstraße, Karlsbader Straße ging sowie um die Einrichtung der Erstaufnahme-Station in der Bergischen Kaserne Hubbelrath?
Auf welche Weise kann man vom Verlauf einer Politiker-Sitzung im Rathaus Gerresheim berichten, bei der es um die Container-Siedlungen für Flüchtlinge Am Bongard, Blanckertzstraße, Karlsbader Straße ging sowie um die Einrichtung der Erstaufnahme-Station in der Bergischen Kaserne Hubbelrath?
Man kann Anträge und Abstimmungsergebnisse nennen (dazu später), die die politischen Machtverhältnisse widerspiegeln: SPD, Grüne, Linke als Mehrheit, unterstützt von der FDP, die CDU in der Opposition. Man kann aber auch die Diskussionsbeiträge würdigen von Marco Schmitz (CDU), Maria Icking (Grüne) und Wolfram Müller-Gehl (Linke), die jeweils über ihren Schatten sprangen und nicht nur den Flüchtlingen symbolisch die Hand reichten, sondern auch dem politischen Gegner.
Nicht, dass es an diesem Dienstag Abend keine politischen Spielchen gab. Die CDU empört sich vor allem darüber, dass sie in den Entscheidungsprozessen der Stadtspitze ignoriert wird. Sie findet zwei Container-Siedlungen in Ludenberg plus Erstaufnahme Kaserne für diese Ecke des Stadtbezirks zu viel, eine "Überbelastung", wie es in ihrem Antrag heißt. Nirgends liest man in diesem und anderen Anträgen allerdings von "mit offenen Armen aufnehmen", man spürt wenig Mitgefühl, wenn überhaupt, ist von "aufnehmen müssen" die Rede.
Das bringt nicht nur viele Bürger, Ehrenamtler, Kirchenorganisationen in Rage, sondern auch SPD, Grüne, Linke und FDP. Vor allem vor dem Hintergrund, dass seit vielen Jahren an der Heyestraße etwa 150 Flüchtlinge leben, ohne dass viel Aufhebens darum gemacht werden muss. Die politische Mehrheit wirft der CDU deshalb vor, sie fache das Feuer von Ausländerhass an. Dafür straft sie sie, indem sie den CDU-Antrag auf baldige Information der Anwohner durch die Stadtspitze ablehnt, um wenige Sekunden darauf mitzuteilen, der Oberbürgermeister käme wohl am 10. Februar zu einer Veranstaltung in den Stadtbezirk. So schäumte jeder auf seine Weise.
Um so ermutigender waren angesichts dieser Ränke die fast privaten Beiträge von Maria Icking, Wolfram Müller-Gehl und Marco Schmitz. Frau Dr. Icking sagte sehr nachdenklich, dass sie der Bitte um mehr Information für die Anwohner durchaus folgen könne. Die Suche nach weiteren Standorten für Container-Siedlungen fand wiederum Wolfram Müller-Gehl unterstützbar. Und Marco Schmitz merkte man sein Unwohlsein an: "Es ist nicht schön, wenn man uns unterstellt, wir hätten etwas gegen Flüchtlinge." Er selber sei viel ehrenamtlich unterwegs, unter anderem auch bei der Bürgerstiftung Gerricus, in deren Veranstaltung der letzten Woche sich die Besucher für eine große Offenheit gegenüber Asylsuchenden aussprachen.
Menschlichkeit oder Parteipolitik, Herz oder Hirn - dieser Kampf ist nicht entschieden - und er sollte es wohl auch nicht. Alle Kräfte vernetzen, über den richtigen Weg dauernd miteinander sprechen zum Wohl der Menschen, der hiesigen und der bald hiesigen: das wäre wohl gut. Ist der Stadtbezirk auf dem Weg dorthin?