Biografie über DAF Geh’ in die Knie !

Mit der kürzlich erschienenen autorisierten Band-Biografie "Das ist DAF" liefern Rüdiger Esch und Miriam Spies spannende Musikhistorie aus dem Dorf. Wir sprachen mit Esch.

Rüdiger „Rudi“ Esch.

Foto: Markus Luigs

Rudi, eine Frage vorweg: Bist Du Fan, Weggefährte oder gar Homie der DAFler?
Weggefährte kommt nicht hin, denn als die Deutsch Amerikanische Freundschaft ihre große Zeit hatten, war ich noch zu jung. Ich bin im Sommer 1981, als Görl und Delgado in der Philipshalle gespielt haben, erst 15 Jahre alt geworden. Aber Fan stimmt auf jeden Fall. Ich habe noch eine Platte von ihnen, die ich mir im August 1981 gekauft habe. Darauf steht: Schlembach und Co, Friedrich-Ebert-Straße, 15,80 DM.

Wie seid ihr an das Thema herangegangen?
Natürlich haben wir uns ein Konzept überlegt. Mit Miriam Spies habe ich bereits für das Buch "Electri_City" zusammengearbeitet. Diesmal sind wir durch den Verlag, aber auch von der Band quasi damit beauftragt worden, das Buch zu schreiben. Von Anfang an war klar, dass wir nicht im Interview-Stil, sondern mit Fließtext arbeiten wollen. Zudem mussten wir überlegen, wie wir allen gerecht werden. Denn während DAF als Duo erfolgreich war, gab es ja auch die Anfangszeit der Band. Da waren sie noch zu fünft. Wir haben innerhalb des Buches den Zeitstrahl aufgehoben und beginnen nicht mit der Bandgründung, sondern lassen das Buch mit dem Konzert im Ratinger Hof, kurz vor Weihnachten im Dezember 1980, starten. Entstanden ist so ein Buch, in dem man interessiert nachblättern kann.

Die Musik von DAF ist 40 Jahre alt. Was fasziniert daran bis heute?
Das Weglassen der üblichen Instrumentierung. Während die anderen Punk-Bands gesagt haben, wir lassen die ausschweifende Gitarre weg, hat DAF gesagt: Wir lassen die Gitarre komplett weg. Außerdem haben sie zu dem elektronischen Equipment einen ganz anderen Geist mitgebracht. Das ist Punkrock-Geist, übertragen auf elektronisches Equipment. Da, wo Male noch mit Gitarre gespielt haben oder The Clash große Zeiten in der Philipshalle erlebten, haben die sich einen Synthesizer gekauft. Und das war damals nichts Cooles. DAF war aus der gleichen Punk-Idee geboren und ursprünglich hervorgegangen aus den Bands Charley's Girls und Mittagspause. Und so minimalistisch, wie andere Gitarre gespielt haben, haben die damals den Sequenzer bedient. Das war das Außergewöhnliche, das war sensationell neu und fasziniert bis heute.

Görl und Delgado, konträre Charaktere. Wie muss man sich ein Interview mit den Musikern vorstellen?
Wir haben mit beiden jeweils vier Tage acht Stunden lang gesprochen. Während wir Robert in Berlin trafen, haben wir mit Gabi in Córdoba geredet. Relevant war, dass wir beide absolut identisch befragen und dazu gehörte auch, mit beiden die gleiche Zeit zu verbringen. Eine interessante Zeit. Und dem Verleger Oliver Schwarzkopf war ganz wichtig, dass beide Musiker das Buch autorisieren; beide sind somit auch als Autoren genannt.

So unterschiedlich die beiden Musiker sind, so unterschiedlich sind höchstwahrscheinlich auch die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit. Gab es Differenzen?
Schon im Vorwort schreibt Miriam, dass das Buch nur Zustande kam, weil wir die Widersprüchlichkeiten der Aussagen übernommen haben. In bestimmten Fragen erinnern sich Robert und Gabi einfach unterschiedlich. Wir konnten die Aussagen nicht glätten und haben folglich die Widersprüche des Erinnerten zugelassen. Das macht das Buch aber auch zusätzlich spannend.

Nicht alle Protagonisten der ehemaligen Düsseldorfer Punkszene sind gut auf DAF zu sprechen. Berechtigt oder notwendiges Übel ihres Erfolgs?
Es ist wie im richtigen Leben: So richtig Gram ist sich mit Sicherheit heute keiner mehr, aber nah ist man sich halt auch nicht. Und natürlich gibt es immer zwei Seiten. Netterweise haben aber alle tolles Material für das Buch zur Verfügung gestellt.

Welche Rolle spielt in eurem Buch die Stadt Düsseldorf?
Düsseldorf ist deshalb wichtig, weil hier alles begonnen hat. DAF hat sich im Ratinger Hof kennengelernt und im Keller des Hofs damit angefangen, Musik zu machen. Wenn du sie selber fragst, sagen sie stets, dass sie eine Düsseldorfer Band seien, obwohl sie beide keine Düsseldorfer sind.

Delgado sagte einmal, dass das, was von gestern ist, auf den Müll gehöre. Warum dann dieses Buch?
Er ist nicht historisch und sagt auch, dass er kein Sammler sei. Er macht einfach bis heute viele interessante Sachen. In der Welt von Gabi Delgado ist DAF nur ein Aspekt. Er ist Gamer, Gourmet, Philosoph und kunstinteressiert. Und ehrlicherweise war Gabi gar nicht so interessiert an dem Buch. Er ist halt immer noch Künstler. Und Anarchist. Wenn er sagt, dass der ganze alte Kram auf den Scheiterhaufen gehöre, dann kann man ihm das glauben. Konzerte der Band sind aber noch heute eine Performance. Und gleichzeitig auch das Zitat eines bis heute interessanten Kunstprojekts.

Das ist DAF, von Robert Görl und Gabi Delgado, aufgeschrieben von Miriam Spies und Rudi Esch, Schwarzkopf Verlag

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