Polizei Düsseldorf klärt auf Die meisten Täter kennen ihre Opfer
Taschendiebstähle, Telefon-Trickbetrüger, Sexual- und Gewaltstraftaten, Wohnungseinbrüche – es gibt Verhaltenstipps, die dabei helfen können, kein Opfer solcher Straftaten zu werden. Das Kriminalkommissariat „Kriminalprävention/Opferschutz“ der Düsseldorfer Polizei setzt sich dafür ein, Straftaten und Opferzahlen zu reduzieren. In unserer Serie „Straftaten vorbeugen“ stellen wir die verschiedenen Bereiche der kriminalpräventiven Arbeit und die jeweiligen Ansprechpartner der Polizei vor. Weiter geht es mit Kriminaloberkommissarin Marion Heyers. Sie klärt über körperliche, seelische und sexualisierte Gewalt gegen Frauen auf.
Die Party ist vorbei, es ist bereits spät nach Mitternacht. Die Freunde haben einen anderen Heimweg und die Bahn kommt, wenn überhaupt noch, nur unregelmäßig. So stapft man alleine los. Bewaffnet mit dem Schlüssel in der Hand. Durch menschenleere Gassen, vorbei an dunklen Hofeinfahrten. Führt dann der nächtliche Fußmarsch auch noch durch einen Park, ist das Kopfkino vorprogrammiert. Hinter jedem Baum vermutet man einen Typen, der einem das Portemonnaie rauben oder an die Wäsche will. Der Puls beschleunigt, alle Sinne sind auf Alarmbereitschaft. Nur noch einige Meter bis nach Hause. Angekommen. Aufschließen, rein in die sicheren vier Wände, durchatmen.
Frauen kennen diese und ähnliche Situationen. Parkanlagen, Bahnhöfe, Unterführungen und Parkhäuser - sobald es dunkel wird, werden all diese Orte zu Angsträumen. Dabei machen Übergriffe im eigenen Umfeld den größten Teil aller Fälle von Gewalt an Frauen aus. „In meinen Seminaren sitzen zum Teil Frauen, die sind so voller Angst, dass sie sich in der Dämmerung und Dunkelheit kaum allein auf die Straße trauen“, berichtet Kriminaloberkommissarin Marion Heyers. „Deshalb ist es mir ganz wichtig, ihnen diese Ängste zu nehmen, deutlich zu machen, dass solche Übergriffe durch Fremde auf der Straße nicht an der Tagesordnung sind. Die Mehrheit der Täter kennt ihre Opfer. Es sind zum Beispiel Ehemänner, Familienangehörige Kollegen, Trainer oder Nachbarn.“
Die Polizistin ist beim Kriminalkommissariat „Kriminalprävention/Opferschutz“ der Düsseldorfer Polizei Expertin für ein sensibles Thema. Mit ihren Seminaren zu den Bereichen sexueller Missbrauch und Gewalt gegen Frauen geht Marion Heyers an Schulen und in Unternehmen. Bei ihrem Präventionsvortrag im Karrierecenter der Bundeswehr an der Ludwig-Beck-Straße durften wir dabei sein und uns ein Bild davon machen. Ihre Seminare gestaltet Heyers sehr interaktiv. Zu Beginn schlüpfte sie in drei verschiedene Rollen von Frauen-Typen - die Ängstliche, die Chaotische und die Selbstbewusste - um darzustellen, welchen Effekt die eigene Präsenz auf das Umfeld haben kann. „Mit unserer Ausstrahlung können wir beeinflussen, wie uns andere wahrnehmen. Hängende Schultern und ein gesenktes Kinn signalisieren Unsicherheit, machen uns im wahrsten Sinne des Wortes klein und lassen uns als potenzielles Opfer erscheinen. Wer mit erhobenem Kopf und fester Stimme durchs Leben geht, zeigt nicht nur anderen Selbstbewusstsein. Eine gerade Haltung stärkt auch das eigene Selbstvertrauen“, sagt die Kriminaloberkommissarin und bestärkte die Zuhörerinnen darin, sich selbst nicht in die Opferrolle zu bringen.
Neben solchen anschaulichen Beispielen, nimmt die Polizistin auch sehr viel von den Erlebnissen, Gefühlswelten und Ängsten der Frauen, denen sie während ihrer Arbeit begegnet, mit und teilt mit den Seminarteilnehmerinnen, natürlich anonymisiert, Erfahrungen aus ihrem Berufsalltag. Und die gehen richtig nahe. Manch eine der rund 70 Frauen in dem Kurs wischte sich verstohlen eine Träne von der Wange.
Darüber hinaus vermittelt Marion Heyers, die seit 30 Jahren im Polizeidienst ist, praktische Tipps, wie etwa Selbstverteidigungstechniken zu verinnerlichen, um sie automatisiert anzuwenden. Von der Verwendung von Pfefferspray oder Messern rät sie ab. „Die Gefahr ist viel zu groß, sich damit selbst zu verletzen. Das Spray kann ganz leicht in die eigenen Augen gelangen und Messer können abgenommen werden. Es geht darum Konfrontationen aus dem Weg zu gehen und wenn es dazu kommt, schnell aus dieser Situation herauszukommen“, erklärt sie und weißt nochmals darauf hin, dass Frauen eher selten das Opfer eines Unbekannten werden. Die Täter lauern meist im direkt Umfeld. Und dass Frauen, denen Gewalt z.B im familiären Rahmen angetan wurde, sich nicht trauen, zur Polizei zu gehen, ist gar nicht so selten. „Viele schämen sich oder haben das Gefühl, ihnen würde sowieso niemand helfen“, sagt Heyers. „Hier ist es mir ganz wichtig, das Vertrauen in die Polizei zu stärken, zu zeigen, es kümmert sich jemand. Wir haben ganz ausgezeichnete Teams von qualifizierten Kollegen, die sich auf sehr sensible Art mit den Erlebnissen beschäftigen.“
Dass Marion Heyers es schafft, das Vertrauen in die Polizei zu stärken, bekommt sie immer wieder zurückgespiegelt. „Eine junge Frau hat nach dem Seminar bei mir gemeldet und berichtet, dass sie massiv von ihrem Chef misshandelt worden ist. Sie hat als Auszubildende in einem Handwerksbetrieb gearbeitet. Durch das Seminar hat sie den Mut gefasst und ist zur Polizei gegangen.“
Wo, wann und durch wen drohen mir in Düsseldorf Gefahren? Wie kann ich mich schützen? Mache ich mich selbst strafbar, wenn ich mich zur Wehr setze? Wer sich diese Fragen stellt, kann sich an Marion Heyers wenden. Nach Absprache hält die Polizistin für Schulen, Vereine und Unternehmen Seminare und klärt über körperliche, seelische und sexualisierte Gewalt gegen Frauen auf - kostenlos. Kontakt per Telefon unter der Rufnummer 0211/870 6820 oder per Mail:kkkp-o.duesseldorf@polizei.nrw.de.