Tonschmiede mit Echo-Auszeichnung
Verborgen im Keller eines Reihenhauses befindet sich in Heerdt der Musik- und Hörbuchverlag "Cybele Records", der schon zahlreiche Auszeichnungen gewonnen hat.
Auf gleich vier Echos blickt Ingo Schmidt-Lucas bei seiner Arbeit — wenn er nicht gerade mit geschlossenen Augen klassischer Musik lauscht. Die produziert der studierte Pianist nämlich in seinem Studio im Keller seines Hauses für sein Label Cybele Records. Sogar für einen Grammy ist seine Firma schon für eine Produktion nominiert gewesen. Und das alles befindet sich im Keller eines Reihenhauses in einem Neubaugebiet in Heerdt.
Bereits während des Studiums an der Robert-Schumann-Musikhochschule in Düsseldorf gründet der gebürtige Mainzer 1994 Cybele Records, zur Jahrtausendwende widmet sich Schmidt-Lucas klassischen Aufnahmen in Surround-Sound. Seit 2004 produziert er in Super Audio CD Format (SACD), was in Kombination eine exzellente Hörqualität ermöglicht. Fast zwei Dutzend Komponisten klassischer Musik hat er im Programm. Die wird selbstverständlich nicht in seinem Studio, sondern in Kirchen oder Konzertsälen aufgenommen. Dazu ist er mit seinem Team in ganz Europa unterwegs.
Zum zehnjährigen Jubiläum gründet er mit seiner Frau Mirjam Wiesemann die Hörbuch-Reihe Wort&Musik. "Eine ideale Symbiose. Pro Jahr produzieren wir ein Hörbuch", erzählt sie.
Wiesemann ist ausgebildete Schauspielerin, spielte bereits an der Seite von Oscar-Gewinner Christoph Waltz, aber auch mit Helge Schneider. Den Auftakt der Reihe macht das Hörbuch "Tangogeschichten" von Karin Dorn. Darin liest Mirjam Wiesemann die 2002 veröffentlichten Erzählungen Dorns, das Duo Tango Amoratado spielt dazu Musik. Besonders erfolgreich ist das Hörbuch "Die Prinzessin" des Zwölf-Ton-Musik-Pioniers Arnold Schönberg. Dafür gab es den Klassik-Echo 2009. "Er war der Ansicht, dass jeder Ton gleichberechtigt sein muss", erläutert Wiesemann. Seinen Kindern erdichtet der Österreicher Schönberg, der 1933 in die USA auswanderte, Geschichten. Noch vor seinem Tod im Jahr 1951 nimmt er diese Geschichten mit einem Webster Wire Rekorder auf, eine Art Diktiergerät. "Wir haben über die Geschichte einen neuen Zugang zu Schönbergs Musik geschaffen, auch für junge Menschen" sagt Mirjam Wiesemann.
Beim 75. Geburtstag eines Verwandten der Familie Schönberg in Wien trifft sie die drei Kinder Nuria, Ronny und Larry Schoenberg, die in Deutsch mit amerikanischem Akzent über ihre Kindheitserinnerungen erzählen. "Zeitgenössische Musik ist schwer zu vermitteln. Mit unseren Produktionen wollen wir Brücken bauen zwischen menschlichen und künstlerischen Welten", sagt Wiesemann.
Auch die Doku-Reihe "Künstler im Gespräch", die mit dem Deutschen Hörbuchpreis 2011 ausgezeichnet wurde, stellt die Menschen in den Fokus, aber auch deren Werk. "Wir versuchen den Spagat", sagt Wiesemann. "Wir wollen die Künstler menschlich und nicht rein musikwissenschaftlich betrachten und lassen sie persönlich zu Wort kommen", erläutert Ingo Schmidt-Lucas.