„24 Engel für die Weihnachtszeit“ Spezialgebiet: Weihnachtsengel
Der Kabarettist, Kleinkünstler und Autor Erwin Grosche hat mit seinem aktuellen Kinderbuch „24 Engel für die Weihnachtszeit“ einen literarischen Wartezeitverkürzer bis zum Weihnachtsfest veröffentlicht. Redakteur Sven-André Dreyer sprach mit Erwin Grosche über Engel, Greta Thunberg und die Kraft kindlicher Fantasie.
Sie haben ein Buch geschrieben, das Kindern die Wartezeit bis zum Heiligen Abend verkürzen soll. Wie kommt man auf diese Idee, Herr Grosche?
Das Buch soll nicht nur die Wartezeit verkürzen, sondern die Zeit bis zum Fest auch ein wenig verzaubern. Gerade dann, wenn man aus dem Fenster schaut und es nicht schneit und man auch noch nicht weiß, was man sich schenken lassen soll. Es ist aber auch ein Buch über Engel, das gilt irgendwie als mein Spezialgebiet.
Engel sind Ihr Spezialgebiet?
Nun, es kommt viel zusammen, was ich gerne beschreibe. Etwas Geheimnisvolles, das trotzdem zwischen uns auf der Erde ist und Gutes tut. Das war schließlich auch mein Ansatz, Engel zu beschreiben.
In Ihrem Buch gibt es den Rätsel-Engel, den Tannenbaum-Engel und den Versöhnungs-Engel, um nur einige zu nennen. Der Weihnachts-Engel ruft schließlich dazu auf, zusammenzurücken. Auch ein Ansatz Ihres Buches?
Natürlich, das Buch ist ein Seelenbad. Aber Weihnachten war immer ein Anlass, um zusammenzurücken. Und das ist auch das Happy End in meinem Buch: Der Mann, der eigentlich nichts mehr mit Weihnachten anfangen kann und auch eine Frau, die alleine in ihrem Haus wohnt, werden von den anderen Bewohnern zum Mitfeiern eingeladen. Die 24 Geschichten sollen auch die, die Weihnachten nicht mögen, überzeugen, dass Weihnachten ein schönes und wichtiges Fest ist. Man darf es nur denen nicht überlassen, die damit Geld verdienen wollen.
Das Buch steht in gewisser Weise in einer Ihrer Traditionen, Literatur mit einem religiösen Ansatz und religiösen Denkanstößen für Kinder zu schreiben, richtig?
Vor allen Dingen für Kinder. Ich mag sehr gerne den unschuldigen Glauben gerade von Kindern an etwas, das da ist und uns behütet vor dem Bösen. Und dass man selber auch ein Teil des Guten sein, und andere behüten kann. Für mich die naive Bullerbü-Vorstellung einer heilen Welt. Ich bin aber sogar sicher, dass das gar nicht so unerfüllbar ist, ich glaube tatsächlich, was ich da schreibe. Es ist möglich, gemeinsam viel zu schaffen. Ich will jetzt nicht von Greta Thunberg anfangen, aber das hat sicherlich auch ein Stück damit zu tun.
War denn Greta Thunberg ein Vorbild beim Verfassen des Buches?
Als ich das Buch geschrieben habe, saß sie noch mit ihrem Pappschild vor dem schwedischen Parlamentsgebäude in Stockholm und protestierte. Ich habe hier in meinem Arbeitszimmer aber eine Wand, an der meine Helden hängen. Buster Keaton etwa und Ivan Rebroff, weil der so einen schönen Fischgürtel hat. Und es gibt dort auch ein Foto, auf dem sitzt Greta Thunberg neben Arnold Schwarzenegger. Für mich im Grunde die Vorstellung davon, dass es die beiden schaffen könnten, die Welt zu einer anderen zu machen. Natürlich ist das naiv, aber es hat mit Glauben zu tun und mit Hoffnung.
Mittlerweile spricht Thunberg vor den mächtigsten Politikergremien dieser Erde. Zeigt dies, dass große Umbrüche aus der Keimzelle Individuum und Familie möglich sind?
Nur so. Es kann nur ein Kind sein, ein ganz normales Mädchen mit einer Hoffnung, mit einer Sehnsucht und mit einem erstaunlichen Wissen. Ich habe mal einen Beitrag verfasst, in dem ich darum gebeten habe, sie einfach in Ruhe zu lassen, statt sie bereits zu Beginn ihres Engagements zu demontieren und zu sagen, dass sie naiv sei und zu behaupten, dass sie mit ihrem Engagement nur Schaden anrichte. Auch Dieter Nuhr finde ich im Grunde sehr enttäuschend, weil er die Meinung vertritt, die auch die vertreten, die nicht sehen, dass Greta ein Kind ist, das träumt, und die in ihrem Handeln keinen Sinn erkennen können.
Sie sind häufig inspiriert von Kindern. Zahlreiche Ihrer Bücher, aber auch Ihre Hörspiele etwa adressieren Sie an Kinder. Aber selbst in Ihren Kabarettprogrammen, die sich an Erwachsene richten, nimmt kindliche Fantasie mitunter einen großen Raum ein.
Inspiriert werde ich durch Menschen, die auch Engel sein könnten. Ich habe mich beim Schreiben des Buches häufig gefragt, inwieweit ich die 24 Engel des Buches als übernatürlich aussehen und dastehen lasse. Schließlich habe ich mich entschieden, dass es auch vermeintlich unauffällige Engel in meinem Buch geben soll, die einfach nur helfen. Zu helfen ist der Anfang der Lösung für alle Probleme dieser Welt. Davon bin ich fest überzeugt.
Warum tun wir uns so schwer damit zu akzeptieren, dass Lösungsansätze durchaus auch aus einer gewissen Naivität entstehen können?
Man will, so denke ich, immer zu viel. Es sind aber die kleinen Schritte, die einfach weitergeführt werden müssen. Das Schneeballprinzip, etwas Gutes zu tun, ist noch gar nicht ins Rollen gekommen. Zu viele Bedenken stehen dem vielleicht im Wege, wirtschaftliche Interessen insbesondere. Aber Greta Thunberg zeigt es ja: Man muss erstmal anfangen.
Und so geschieht es schließlich auch in Ihrem aktuellen Buch ...
Ich kann es auch nicht anders schreiben, meine Geschichten sind wie Märchen. Sie führen zu einem guten Ende und stellen eine Inspiration dar für den Umgang mit der Weihnachtszeit, mit Mitmenschen und auch mit sich selber. Auch die, die zu Beginn des Buches geschimpft und gemotzt haben, wandeln sich. Das ist für mich der Anspruch an ein Kinderbuch.