Herr Hörning, die KG Regenbogen als ihr „Baby“ ist heute...?
„...der Wahnsinn. Mit derzeit 600 Mitgliedern eine der größten Gesellschaften der Stadt, tolle Sitzungen, Riesenstimmung, starkes Miteinander.“
Damals aus der Taufe gehoben als gesellschaftlicher Input für mehr Toleranz?
„Nein, kaum. Zwar steht in unserer Satzung die ‚Integration von Schwulen und Lesben‘ drin, doch wir elf Gründer der KG wollten vornehmlich Karneval feiern, so wie wir sind. Ich kannte das ja so nicht, komme aus Bocholt. Die ‚Rosa Sitzung‘, die Mitte der 1990er in Köln mit Hella von Sinnen beheimatet war, war das Vorbild. Die einfache Frage für uns: Warum haben wir das eigentlich in Düsseldorf nicht? Zumal mein umfangreiches auch karnevalistisches Erleben bereits vor meiner Prinzen-Zeit gezeigt hat, dass Homosexualität im Brauchtum hier, in einer ohnehin toleranten Stadt, überhaupt kein Thema mehr war.“
In zwei Wochen beginnt die „Crunchtime“ der Jubiläums-Session. Eine Zwischenbilanz?
„Ich finde, dass wir, als harmonisierendes Team im CC, das närrische Düsseldorf wachrütteln konnten, der Karneval in diesem 200. Geburtsjahr sehr gut positioniert ist. Wir haben mit unserem Jubiläums-Logo die Vereine zusammengebracht, die sich, das darf ich sagen, sehr wohl mit der neuen Leitung fühlen. Unsere Social Media-Auftritte wurden erfolgreich intensiviert. Dazu kam die Feier zum Sessionsauftakt an einem Abend des 11.11., der Tag des Karnevals am 11. Januar, aktuell die Ausstellung über Jacques Tilly im Stadtmuseum, was ein tolles Geschenk für uns ist. Und wir haben nicht zuletzt ein starkes Prinzenpaar. Ich finde, wir konnten bislang sehr vielen in der Stadt klar machen, dass wir 200 Jahre alt geworden sind.“
Der Ausblick?
„Ich wünsche mir, angelehnt an einen bekannten Leitsatz aus dem Fußball, wonach ein Spiel 90 Minuten dauert, dass wir mit derselben Kraft bis nach Rosenmontag durchziehen - um einen Sieg für den Karneval unserer Stadt einzufahren.“
Wie ist der organisierte Karneval in der Stadt insgesamt aufgestellt?
Nun, in finanzieller Hinsicht stehen wir gut da. Klar, wir müssen rechnen, da tauchen nicht mal eben 10 Millioen Euro auf (lacht). Unser Förderverein ‚Club 111‘ steht mittlerweile bei knapp 80 Mitgliedern. Deshalb konnten wir auch die rund 50.000 Euro für den Tag des Karnevals im Januar ausgeben, der im Übrigen auch den Vereinen gutgetan hat. Es gab keine Kosten, man musste nur feiern. Wenn wir am Ende mit einer schwarzen Null rausgehen und ein Jubiläumsjahr mit so vielen schönen Erlebnissen hatten - prima!“
Beim Kö-Sonntag, dessen Organisation das CC zuletzt abgegeben hatte...
...„sind wir wieder mit der Stadt und dem Schaustellerverband im Austausch und zu 50 Prozent wieder im Bespielen der Kö dabei. Die Veranstaltung ist auch sehr wichtig, da wir darüber neue Leute holen.“
Die Sorgen der ‚kleinen‘ Vereine...?
„...Hören sich erstmals nach Corona nicht mehr so schlimm an. Wir haben mehr Prinzenpaar-Buchungen, also mehr Veranstaltungen. Nach dieser Session wollen wir die Gespräche mit dem neuen Eigentümer der Rheinterrassen, der Stadttochter D.Live, intensivieren. Dort will man die Location auch für das Brauchtum wieder attraktiver machen. Unser Traum ist, eine neue Eventhalle für Veranstaltungen auch von kleineren Vereinen selbst zu bauen.“
Stichwort Förderung von Karnevalsmusik aus Düsseldorf!
Wir werden uns später im Jahr wegen eines Musikkonzepts zusammensetzen. Wir können nicht, wir müssen machen! Gutes Beispiel - die Band ‚Rhythmussportgruppe‘ hat funktioniert. Deren gelungene Förderung sollte Mut machen. Die laufen in Düsseldorf und Köln! Es gibt Potenzial in Düsseldorf - Musikschulen, Schüler-Bands. Wir müssen nur dahin, die kommen nicht zu uns. Ziel ist, meine Wiederwahl im April vorausgesetzt, in den nächsten Jahren fünf neue Karnevalsbands ins Leben zu rufen.“
In einem Interview nach der Wahl zum CC-Chef sagten Sie, dass es Ihr Wunsch sei, den Karneval in Düsseldorf auf ein neues Level zu heben. Wie weit sind sie in neun Monaten gekommen?
Unser Karneval hat - und das sage ich als Ex-Vertriebler - wirtschaftlich und gesellschaftlich großes Potenzial. Wir sind in der Spitzengruppe der Jecken, ja! Aber viele sagen immer noch, Köln ist - nicht beim Rosenmontagszug (!) - besser. Wir müssen die Brust rausnehmen, können mit dem ‚Produkt‘ viel bewegen. Ich möchte Augenhöhe mit der anderen Rheinseite. Wir sollten grundsätzlich unsere Bräuche stärken und können stolz auf uns sein!“