Benrather Bierbörse Bier her, Bier her
Unser Kollege D.* ist bereits im Trainingscamp. Er möchte in diesem Jahr laut eigenen Angaben „Bierplautzenkönig von Benrath“ werden. Die Konkurrenz ist hart: Zur mittlerweile 28. „Benrather Bierbörse“ reisen Freunde des Gerstensafts von Nah und Fern an, um ihr Durchhaltevermögen an Glas, Krug und Flasche unter Beweis zu stellen.
102 Liter Bier trinkt der Deutsche im Durchschnitt pro Jahr. Im europäischen Vergleich liegt man damit in der Spitzengruppe. Lediglich in Tschechien und Österreich ist der Pro-Kopf-Verbrauch von Bier noch höher. Ein Blick auf die Statistik zeigt allerdings: Der langfristige Trend hierzulande ist rückläufig. Im Jahr 1980 lag der Wert noch bei 145,9 Litern pro Jahr (Quelle: Deutscher Brauer-Bund). Als „Lieblingsgetränk der Deutschen“ gilt der Gerstensaft trotzdem seit eh und je, auch wenn er im Ranking der favorisierten Drinks nach Kaffee, Wasser und Limonaden lediglich Platz vier belegt. Dieser Tatsache zum Trotz gehört Bier auch im Jahr 2019 zu Deutschland wie Pizza zu Italien, Wodka zu Russland und Paella zu Spanien.
Die „Benrather Bierbörse“ bietet dieser Tage reichlich Gelegenheit zur Verkostung. Rund 700 Biersorten aus aller Welt warten an den zahlreichen Ständen auf trockene Kehlen, die benetzt werden wollen. Die Angebotsspanne reicht von Brasilien bis nach Polen, von Portugal bis nach Belgien und von Spanien bis nach Irland. Das aus dem Kroatien-Urlaub vertraute „Karlovacko“ ist ebenso zu haben wie das „Grimbergen“ von unseren Nachbarn aus Belgien, das urige „Guinness“ aus Irland oder das süffige griechische „Mythos“. Neben den Importen sind selbstverständlich auch Biere made in Germany am Start, darunter das blonde „Schädelbräu“, der Lokalmatador „Füchschen Alt“ oder die Biere der Weltenburger Klosterbrauerei. Neu dabei sind bei der diesjährigen „Benrather Bierbörse“ das exklusive Schweizer „Appenzeller“ und das „Rockabilly-Bier“ der Sternla Brauerei aus Bayern. Auch das „Kozel“, das in seiner tschechischen Heimat als Meilenstein in der Biergeschichte gilt, feiert 2019 in Benrath Premiere.
Natürlich gilt es, bevor man mit dem Bier startet, eine möglichst solide Grundlage im Magen zu bilden: mit nationalen und internationalen Köstlichkeiten, die das Angebot der Veranstaltung komplettieren. Kollege D. hat sich zur standesgemäßen Einstimmung auf all das bereits eine Playlist angelegt. Darauf finden sich ausschließlich Songs, die auf unterschiedlichste Weise dem Gerstensaft huldigen: „Es gibt kein Bier auf Hawaii“ von Paul Kuhn. Das „Altbierlied“ von den Toten Hosen. Aber auch internationales Liedgut: „The Man Who Loved Beer“ von Lambchop. „Warm Beer, Cold Women“ von Tom Waits. Und nicht zuletzt „Titties And Beer“ von Frank Zappa. Während er die Gerstensaft-Hymnen hört, gleitet D.s Blick an seinem Körper hinunter, dorthin, wo andere jene mächtige Plautze haben, die ihm selber abgeht. Dieses Jahr wird es also nichts werden mit dem „Bierplautzenkönig von Benrath“. Aber den Wettbewerb gibt es auch gar nicht. D. hat ihn sich in einem Moment des Übermuts einfach ausgedacht. Schade, eigentlich.
* Name ist der Redaktion bekannt