70 Jahre Kriegsende in Düsseldorf Blick zurück mit Stolz und Entsetzen

Jeanne Andresen kämpfte um ihre Fassung. Zum ersten Mal betrat sie den Raum in der Schule an der Färberstraße, in der ihr Großvater und vier weitere Männer des Widerstands auf ihre Hinrichtung warteten, weil sie es gewagt hatten, am 16. April 1945 den Nazi-Polizeipräsidenten festzusetzen, um Düsseldorf vor der totalen Bombardierung durch die Amerikaner zu bewahren - und verraten worden waren.

In diesem Raum an der Färberstraße verbrachten die verhafteten Widerstandskämpfer ihre letzten Stunden vor der Hinrichtung.

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"Ich werde noch einmal allein hierherkommen", sagte sie, kurz bevor die Feierstunde eine Treppe höher zum Gedenken des Kriegsendes vor 70 Jahren begann.

Polizeipräsident Norbert Wesseler hielt eine Rede an der Stelle, wo die Widerstandskämpfer hingerichtet wurden.

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Oberbürgermeister Thomas Geisel sagte: "Wir blicken zurück mit Stolz auf tapfere Bürger, aber auch mit Entsetzen darüber, wie diese Männer unnötig und unmenschlich zu Tode kamen." In der Aula hörten die Angehörigen der Familien von Theodor Andresen und Aloys Odenthal zu, aber auch viele Schüler des Berufskollegs, Schüler der Aloys-Odenthal-Schule und der Theodor-Andresen-Schule, die Mitglieder der Band "Heavy Gummi" und die Initiatoren eines CD-Projekts "Aktion Rheinland" mit Jeanne Andresen an der Spitze.

Dieter Andresen, der Sohn des Widerstandskämpfers, klagte an: "Die fiesen Nazis sind wieder da."

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Berufskolleg-Schüler aus vielen Nationen sprachen bei einer Inszenierung auf der Bühne Sätze, die erklären sollten, was Mut ist. "Mutig zu sein, ist nicht immer leicht, aber es macht stolz und glücklich." Die Grundschüler der Aloys-Odenthal-Schule erklärten in Interview-Form die Vorkommnisse des 16. Aprils. Dieter Andresen schließlich, der Sohn des ermordeten Widerstandskämpfers, sagte in seiner Rede: "Die fiesen Nazis sind wieder da." Wie es seine Mutter ihr Leben lang befürchtete. Die NSU-Morde und die folgenden Vertuschungen und Versäumnisse - "das ist kein Versehen", und bekannte, mit fester Stimme, aber schwer atmend, Verschwörungstheorien seien niedriges intellektuelles Niveau, "doch sie können Zusammenhänge herstellen". Unter riesigem Beifall endete er mit den Worten: "Es ist an uns, diesen Strömungen kämpferisch entgegenzutreten." Dann spielte die Band "Heavy Gummi" ihren Song "Sechzehnter April", gemeinsam mit Rapper Mindix.

Kinder der Aloys Odenthal-Schule Gerresheim trugen in Interview-Form die Geschehnisse vom 16. April 1945 vor.

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Viele Besucher waren tief beeindruckt von der Gedenkfeier, in manchen Gesichtern standen Tränen. Anschließend gingen noch viele Gäste über zwei Schulhöfe hinweg zum Rest einer Ziegelmauer. Hier waren die Männer in den Nachtstunden beim Schein von Taschenlampen erschossen worden.