Unterwegs mit den Lebens-Rettern der DLRG Der Rhein ist eine Autobahn

Ohne Schwimmweste läuft in Lörick gar nichts. "Eine Hand am Boot, immer aufs Kommando vom Bootsführer hören und wenn wir einen Einsatz bekommen, müssen wir euch bei der nächsten Möglichkeit absetzen!

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Sicherheit geht vor. Auch bei über 30 Grad. Oder vielleicht gerade bei über 30 Grad auf dem Rhein. Julian Meichsner ist 27 Jahre jung, von Beruf IT-Berater und in seiner Freizeit ehrenamtlicher Lebensretter bei der Deutschen Lebens-Rettungsgesellschaft (DLRG) in Düsseldorf. Mit ihm und seinem Kollegen Felix Rösler sind wir auf dem Rhein unterwegs.

"Samstagsmorgens ist es meist eher ruhig", sagt Rösler. Der 23-Jährige ist hauptberuflich bei der Feuerwehr. Beim Rettungsschwimmen für den Job ist er auch auf den Geschmack gekommen. "Und in der Freizeit dabei geblieben." Felix und Julian sind innerhalb der DLRG eine Besonderheit. Sie sind zwei von sieben Strömungs-Rettern. Sie gehen im Notfall auch in den Rhein — "gesichert, versteht sich", sagt Felix.

Wir haben die Ehre, mit dem neuesten Boot der DLRG zu fahren. Heimathafen: Lörick. Es ist getauft auf den Namen Klaus Bungert. Der verstorbene ehemalige Oberbürgermeister der Landeshauptstadt war selbst Ehrenmitglied des DLRG.
Das Boot ist komplett aus Aluminium und damit äußerst stabil. Der Motor: Ein 135 PS-starker Innenborder mit Jet-Antrieb.

Dieser Jet-Antrieb macht für die Retter doppelten Sinn: Der Propeller des Motors ist ummantelt. So kann er selbst nicht beschädigt werden und Menschen im Wasser auch nicht verletzen. 60 bis 70 Stundenkilometer schafft das Boot. Sechs Personen dürfen maximal mitfahren.

"Ideal sind drei Mann Besatzung: Bootsführer, Funker und Strömungs-Retter", sagt Felix. Er ist heute unser Bootsführer. Wir verlassen den Löricker Hafen, und sofort gibt Felix Kommando: "Warschau!" Das heißt "Achtung" auf dem Boot. Soll heißen: Festhalten, wir sind auf dem Rhein und es wird wellig.

Große Frachtschiffe ziehen an uns vorbei. "Der Rhein", sagt Julian, "Ist eine Bundesschifffahrtstraße. So etwas wie eine Autobahn." Während er das sagt, hat er immer wieder einen Blick aufs Rheinufer. Noch ist an den Stränden nicht viel los. Vereinzelt sieht man Menschen im Wasser.

"Das Schwimmen ist nicht überall im Rhein verboten", erklärt Julian. Doch es ist auch in den erlaubten Bereichen gefährlich. Selbst in vermeintlich ruhigen Bereichen können tückische Strömungen unter der Wasseroberfläche lauern. "Viele Leute glauben uns erst einmal nicht, wenn wir sie warnen", sagt Julian. Gerade wenn die Retter vom DLRG aber Kinder alleine im Wasser sehen, sprechen sie die Eltern gezielt an, um auf die Gefahr hinzuweisen.

"Dass Eltern ihre Kinder alleine ins Wasser lassen kann ich nicht ganz nachvollziehen. Die denken über die Gefahr gar nicht nach. Sie sitzen zehn Meter entfernt und glauben, sie haben alles im Blick." Julian hält einen Moment inne. Wenn dem Kind in dieser Situation etwas passiert, dann sind die zehn Meter sehr weit. Das reicht dann nicht mehr!"

Wir fahren bis zum Paradies-Strand hinter dem Düsseldorfer Hafen. "Eine besonders gefährliche Ecke", sagen Felix und Julian. Prompt sehen wir ein Paar im Wasser toben und schwimmen. Julian schüttelt den Kopf: "Das ist absolut unverantwortlich." Immerhin: Kinder sind hier nicht im Wasser.

Auf dem Weg zurück nach Lörick erzählt Julian von einer neuen Entwicklung: Seit ein paar Wochen gehen immer mehr Menschen im Bereich Tonhallenufer runter ans Wasser und wollen dort auch hinein. Julian Meichsner warnt inständig vor so viel Leichtsinn. Frachtschiffe legen hier an. Das ist Fahrrinne und die Strömung ist hier sehr stark. Die steilen Steinwände machen es außerdem extrem schwer, wieder aus dem Wasser zu kommen.

Am Ende gelangen wir wohlbehalten in den DLRG-Heimathafen in Lörick zurück. Einen Notfall gab es auf unserer Fahrt nicht. Julian Meichsner kommt noch einmal auf die Bundesschifffahrtsstraße und den Vergleich mit der Autobahn zurück. "Eltern würden niemals ihr Kind auf einer Autobahn spazieren lassen. Warum dann aber ein Kind in den Rhein lassen?"

Die Querung
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