100. Geburtstag der Freien Wasserfahrer Paddel und Sprayer
Die Bootsspitze eines Kajaks ist zu sehen, sie weist auf Berge am Horizont. Rechts vorne paddelt noch jemand über den Fluss. Darüber sind die Jahreszahlen 1921 - 2021 zu sehen. „Das haben wir zum 100. Geburtstag jetzt einfach mal machen lassen“, sagt Rudi Vetten. Der 68-Jährige ist Präsident des Kanu- und Kayakclubs Freie Wasserfahrer Düsseldorf in Volmerswerth. Er lächelt: „Hier war ein Sprayer am Werk...“
Vier Tore zum Bootshaus am Volmerswerther Deich 130 hat der Graffiti-Künstler mit Motiven versehen. „Wir wollten unser Jubiläum, das wir im vergangenen Jahr wegen Corona ja nicht angemessen feiern konnten, mit den Bildern ein wenig nach außen dokumentieren“, sagt Erika Bartsch. Die 72-Jährige darf mit dem Vereins-Eintrittsjahr 1973 zweifellos als eine Ikone des Klubs bezeichnet werden. Früher im Leistungssport-Segment der Wasserfahrer als Kanutin und auch Trainerin aktiv, blättert sie jetzt in der mitgebrachten Jubiläums-Festschrift und erzählt ein wenig.
Von den zahlreichen Titeln bei Weltmeisterschaften, Deutschen Titelkämpfen und Weltcups in den 1970er bis 90er Jahren ist dort zu lesen. Von der Volmerswerther Vorzeigeathletin und Wildwasserrennsport-Titelsammlerin Karin Wahl, ein Eigengewächs des Klubs. „Vor allem unsere Frauenteams waren erfolgreich“, schaltet sich Rudi Vetten ein.
Mittlerweile hat man den Schwerpunkt der Vereinsarbeit vom Rennsport auf Wanderfahren gerichtet. Kurze und lange Touren auf kleinen, großen und auch wilden Flüssen. Sowohl Anfänger als auch fortgeschrittene Wassersportfreunde sind angesprochen. Es gibt Schnupperpaddeln im Rahmen des jährlichen Sommerfestes mit abschließenden Schulungsfahrten, anerkannte Ausbilder der Wasserfahrer geben Kanukurse und lehren die Kajak- bzw. Kenterrolle im Rheinbad. „Wer im Wasser umkippt, musss ich drehen können oder zumindest schnell raus aus dem Boot“, sagt Erika Bartsch. „Ja“, hakt Rudi Vetten ein, „wer bei uns mal reinschauen möchte, braucht am Anfang nix, nur den Freischwimmer sollte man haben.“
Die Mitgliederzahl der FWF hat sich in den vergangenen Jahren „so um die 200 eingependelt“, sagt Vetten. Das habe sich auch nach Corona nicht wesentlich geändert. „Allerdings ist unser Clubleben, etwa der wöchentliche Vereinsabend in der verpachteten Gaststätte über dem Bootshaus oder eben das Wanderfahren, stark eingeschränkt worden. Man war zwei Jahre lang nur noch allein oder höchstens zu zweit unterwegs“, erzählt der Präsident.
Bis Ende April - dann konnte endlich die ausgefallene Jubiläumsfeier nachgeholt werden. Und am vergangenen Samstag durfte man erstmals wieder auf große Gruppenfahrt gehen. 25 WasserfahrerInnen ließen auf den Rhein die Boote zu Wasser, um von Hitdorf bis zum Rheinkilometer 734 am Volmerswerther Bootshaus - was übrigens vom Verband als so genannte Kanustation für Wasserwandertouren ausgewiesen ist - zu paddeln. Die Strecke war Teil eines für den Klub historischen Flussabschnitts. 1921 hatten die Gründer des Vereins nahe der Wuppermündung untergegangene Pontons einer ehemaligen Militärbadeanstalt geborgen und die „ 8 bis 12 Meter großen Ungetüme selber nach Volmerswerth gepaddelt“, so Vetten. Sie bildeten die Basis für das erste Bootshaus - aus Strandgut. Auch bei den beiden folgenden Vereins-Heimstätten „war die Eigenleistung unserer Mitglieder entscheidend“, sagt Erika Bartsch: 1930 wurde ein alter Salondampfer entkernt und umgebaut und 1956 sorgten sie in wenigen Monaten für den Aufbau des gegenwärtigen Vereinsgeländes. Und hier soll das Klubleben jetzt wieder so richtig pulsieren. Ein Sommerprogramm steht, viele Touren sind dabei. Erika Bartsch freut sich drauf: „Denn der Blick vom Wasser aus ist immer anders!“