China-Konferenz in der Stadt spricht auch Mittelstand an Eier und Henne

Mit Trumps drastischen Zollerhöhungen auf chinesische Waren wird der Weltmarkt gerade neu aufgemischt. Und auch wenn die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und China weiterhin eng sind, sind sie zunehmend vom Wettbewerb geprägt. Auf Kooperation statt Konkurrenz setzt nun eine chinesische Unternehmerdelegation. Im Gepäck hat sie für die Teilnehmer der Wirtschaftskonferenz am 11. Mai im Crowne Plaza Düsseldorf – Neuss die Management-Lehre des japanischen Unternehmers Kazuo Inamori.

Cao Xiuyun, Chairman der Inamori & Kazuo Management Consulting.

Foto: Cao Xiuyun, Chairman der Inamori & Kazuo Management Consulting, Copyright: Cao Xiujun

Der Gründer von Kyocera und KDDI wurde nicht nur wegen seines wirtschaftlichen Erfolgs bekannt, sondern auch für eine Führungsphilosophie, die Ethik zum Maßstab unternehmerischen Handelns macht.

Die Konferenz ist die erste dieser Art in Deutschland, zu der Chinesen einladen. Organisiert vom Verein Deutsch-Chinesische Bildung und Fortbildung aus Braunschweig und unterstützt von der Kazuo Inamori (Beijing) Management Consulting Co., Ltd. richtet sich die Veranstaltung an Unternehmen, die Interesse an internationalem Austausch, Führungskultur und neuen Perspektiven auf die Wirtschaftsethik haben.

Im Zentrum steht die Frage, wie Unternehmen nicht nur effizient, sondern auch menschlich geführt werden können. Die Antwort, so Inamori, liegt nicht allein im Shareholder Value. Wer wirtschaftlichen Erfolg anstrebt, müsse sich zuerst um seine Mitarbeitenden kümmern: „Wenn Sie Eier wollen, kümmern Sie sich um die Henne.“

Eines der bekanntesten Konzepte Inamoris ist das sogenannte Amöben-Management. Dabei werden Unternehmen in kleine, autonome Einheiten gegliedert, die wie Mini-Start-ups agieren. Sie steuern ihre Einnahmen und Ausgaben selbst, treffen eigene Entscheidungen und übernehmen Verantwortung – ein Modell, das unternehmerisches Denken fördert und starre Hierarchien aufbricht. Seine Formel „Ergebnis des Lebens und der Arbeit = Denkweise × Einsatz × Fähigkeit“ wurde für viele Führungskräfte weltweit zum Leitbild.

Als Keynote-Speaker wird Cao Xiuyun, Vorsitzender des chinesischen Inamori-Netzwerks, die Konferenz eröffnen. Er war nicht nur ein enger Vertrauter Inamoris, sondern machte die so genannten Seiwajuku-Netzwerke, die Inamori in den 1980er Jahren in Japan gründete, einer neuen Generation von Führungskräften in China zugänglich. Bei den Netzwerken handelt es sich um eine Art Lern- und Führungsgemeinschaft für Unternehmen. Heute umfasst das Netzwerk in China über 35.000 Mitglieder und bildet einen festen Bestandteil der dortigen Managementkultur im Mittelstand. Cao Xiuyun hat über 20 Werke zur Management-Philosophie veröffentlicht, die in China eine Gesamtauflage von rund 20 Millionen Exemplaren erreichten.

Begleitet wird Cao Xiuyun von einer Delegation aus 34 Unternehmerinnen und Unternehmern aus verschiedenen Regionen und Branchen Chinas. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stammen zum Teil aus Peking sowie aus Guangdong – der wirtschaftlich stärksten Provinz Chinas, die an Hongkong grenzt – sowie aus der westchinesischen Metropole Chongqing. Damit sind drei der bedeutendsten Wirtschaftsregionen des Landes vertreten mit Unternehmerinnen und Unternehmern aus Industrie, Technologie, Handel, Dienstleistungen und Bildung.

Für deutsche Unternehmen, insbesondere den Mittelstand, ergibt sich so eine Gelegenheit zum direkten Austausch mit wirtschaftlichen Entscheidungsträgern aus China – jenseits offizieller Delegationsreisen.

Eier und Henne
China-Konferenz in der Stadt spricht auch Mittelstand an Eier und Henne