Zum Auftakt in die Schützen-Saison Die Brauchtums-Botschafterin
Das Sommerbrauchtum steht in den Startlöchern. Düsseldorfs Schützen-Chefin Britta Damm freut sich auf Schützen-Feste, Image-Pflege und ein großes Jubiläum.
Frau Damm, Sie sind seit einem Jahr im Amt. Wir haben den Eindruck, in Düsseldorf wurde noch nie so viel über Schützen gesprochen wie neuerdings. Ihre Schuld?
(lacht) Ich hoffe doch! Ich bin aktiv auf die Presse zugegangen, habe viele Kontakte genutzt.
Wie verstehen sie sich selbst? Schützen-Chefin, Brauchtums-Botschafterin, Vermittlerin zwischen den Welten?
Brauchtums-Botschafterin - das Wort gefällt mir sehr. Durch den Posten bin ich in der Lage, Aufmerksamkeit für das Schützenwesen zu schaffen. Und ich glaube, das gelingt mir ganz gut.
2015 war tatsächlich ein ziemlich lebhaftes Jahr. Ein Vertreter der Linkspartei aus Oberbilk sorgte für Wirbel mit seiner Behauptung, Schützen seien gegen Integration, Homosexuelle und Frauen. Die Frage, darf ein Schützenkönig schwul sein, erhitzte die Gemüter. War das alles Fluch und Segen zugleich?
Das würde ich so sagen, ja. Am Ende stehen wir ja gut da. Mit solchen Vorwürfen konfrontiert, konnten wir natürlich auch darstellen, dass es nicht so ist.
Wir hatten den Eindruck, dass dadurch sogar ein Ruck durch zahlreiche Düsseldorfer Schützenvereine ging. In Hinsicht auf die Flüchtlingshilfe beispielsweise.
Ja, das stimmt. Die Schützenvereine haben da in vielen Stadtteilen tolle Arbeit geleistet. Und das finde ich auch sehr, sehr wünschenswert.
Das Image der Schützen zu verbessern gehört zu den Hauptaufgaben, die sich selbst gestellt haben. Wie klappt's denn inzwischen mit dem Image.
Wir machen Dinge, die wir vorher auch gemacht haben. Aber wir halten es jetzt mehr mit den Politikern: Tue Gutes und sprich darüber. Insofern hat sich das Image tatsächlich verbessert.
"Stammtische oder Stütze der Gesellschaft" war ein Vortrag von Ihnen überschrieben. Ist das tatsächlich der Spannungsbereich, in dem sich Schützenwesen bewegt oder ist das Provokation?
Es war durchaus als provokative Frage geplant. Aber es war dann eine sehr nette Runde mit dem Lions Club. Und ich habe darauf verwiesen, dass wir ja eigentlich beides sind. Was ist daran verkehrt, ein guter Stammtisch zu sein? Eine Zusammenkunft von Menschen zu sein, die sich verstehen, die sich mögen und auch feiern? Ich glaube, das ist bei diesem Vortrag ganz gut rübergekommen. In vielen Dingen hieß es dann auch "Ach, das macht ihr?".
Apropos Spannungsbereich: Als 1. Chefin ihres Heimatregimentes Niederkassel haben Sie nach vielen Jahren nun abgedankt. Damit Sie sich voll auf die IGDS konzentrieren können?
Es war von Beginn an geplant, dass ich nach dem 125-jährigen Jubiläum unseres Regiments aufhöre. Ich persönlich glaube nämlich, dass man nur eine gewisse Zeit gewisse Dinge tun. Was mir ganz wichtig war, haben wir geschafft in Niederkassel. Es ist gut und richtig, wenn dann andere weitermachen, die dann wieder neue Ziele und Ideen verwirklichen.
Am Samstag fand der Ball der Könige statt. Die erste große Abendveranstaltung im Jahr. Wie wichtig ist dieser Ball für die Schützen?
Wir sind auf dem besten Weg, den Ball der Könige zu einem gesellschaftlichen Höhepunkt des Jahres zu machen. Das war er eigentlich immer, aber eher im Verborgenen. Das ändern wir jetzt!
Mit Vennhausen vom 30. April bis 2. Mai beginnt die Saison der Schützenfeste in Düsseldorf.
Endlich!
Was sind nach den Erfahrungen des vergangenen Jahres die drängendsten Fragen? Stichwort Sicherheitskonzept, Kirmes, Gema...
Das sind im Grunde alles Dauerthemen. Sorgen machen wir uns ein wenig um das Thema Lärmbelästigung. Wir hoffen ein bisschen auf die Einsicht der Verwaltung, dass der Ordnungsdienst nicht samstagabends um 21.15 Uhr ausrückt, weil Anwohner sich beschweren. Wir wollen da auch das Gespräch mit der Stadt suchen.
Hat es denn 2015 vermehrt Beschwerden gegeben?
Wir wissen nicht, ob vermehrt. Aber es kommt vor. Zu Zeiten, die eigentlich nicht wahr sein können. Ich verstehe völlig, dass man kein Verständnis dafür hat, wenn die Nachbarn feiern - nachts um 2 Uhr. Aber nicht um 21 Uhr! Oder - wie in Lierenfeld passiert: Da wird sonntags Titularfest gefeiert, die Schützen ziehen mit Musik aus der Kirche zum Vereinsheim und um 12 Uhr kommt das Ordnungsamt, weil es so laut ist. Dafür fehlt mir jegliches Verständnis. Und da hoffen wir einfach auf Augenmaß. Denn wir bemühen uns auch, es nicht zu übertreiben.
Wir sprachen im vergangenen Jahr darüber, beispielsweise Soziale Medien stärker zu nutzen, um auch junge Leute zu erreichen. Hat sich da etwas getan?
Wir sind inzwischen bestens positioniert auf Facebook. Da haben wir richtig gute Leute am Start. Auch unsere neue Internet-Seite wird gut angenommen. Die läuft seit der zweiten Jahreshälfte 2015. Wir geben uns viel Mühe, wirklich aktuell zu sein, so dass wir einen Mehrwert für diejenigen haben, die reinschauen und sich informieren möchten.
Ein großes Jubiläum wird das Düsseldorfer Sommerbrauchtum bewegen. Das Regiment Stadtmitte feiert 700-jähriges Bestehen. Auch für Sie ein Höhepunkt?
Ja, klar. Die Große Kirmes ist für uns alle ein Höhepunkt. Die kleinen Vereine profitieren alle davon, dass wir in Düsseldorf das große Schützenfest haben. Da sollte man nicht neidisch, sondern mit Stolz und Freude hinblicken. Und auf das Jubiläum freue ich mich natürlich besonders.
Ihre Agenda für 2016?
Das laufende Geschäft. Die Image-Pflege. Es würde mich freuen, wenn wir wieder so tolle Stadtkönige bekommen wie in diesem Jahr. Thomas Schmied als Stadtkönig und Marcel Leifgen als Stadtjungschützenkönig sind sensationell. Und wir freuen uns auf das NRW-Fest im August.
Da sind die Schützen mit von der Partie?
Daran werden wir uns erstmals in einer Gemeinschaftsaktion von Schützen, Comitee Düsseldorfer Carneval und Heimatvereinen beteiligen, indem wir den Marktplatz vor dem Rathaus "bespaßen".
Es gibt inzwischen eine Internet-Seite "Schützen schützen". Gehören Schützen unter Artenschutz? Oder haben die schon so viel überstanden, dass Ihnen gar nicht bange ist für die Zukunft?
Das sind Traditionen, die bleiben. Die werden sich verändern, die werden sich auch verändern müssen wie sich alles im Wandel der Zeit verändert. Aber eine Ende ist nicht in Sicht. Da bin ich guter Dinge!
Britta Damm ist 1. Vorsitzende der Interessengemeinschaft Düsseldorfer Schützen (IGDS). Sie versteht sich als Brauchtums-Botschafterin.Foto: ho