Urbanes Flimmern Flingern Lichtspiele starten
Die "Flingern Lichtspiele" sind Open-Air-Kino in klein. Ohne Werbung. Ohne warmes Essen. Dafür aber mit freiem Eintritt.
Seit 2013 finden sie immer zur heißesten Zeit des Jahres statt. Im August. Den Veranstaltungsort lauschig zu nennen, wäre glatt noch untertrieben. Die Terrasse der Filmwerkstatt Düsseldorf gehört zu den schönsten und ungewöhnlichsten der ganzen Stadt. Sie liegt am Rande der Gleise, die den Düsseldorfer Hauptbahnhof mit der Station Flingern verbinden und ist von Büschen und Brombeerhecken umkränzt. Liebhaber des Urbanen kommen hier ebenso auf ihre Kosten wie Eisenbahnromantiker. Im August gesellen sich traditionell auch die Cineasten dazu. Die erleben den ganzen Monat über an jedem Freitag und Samstag Programm.
Am Eröffnungswochenende, dem 3. und 4. August, stehen zwei Filme auf dem Programm, die — jeder zu seiner Zeit — auch an der Kinokasse Erfolg hatten. "Thelma & Louise" von "Blade Runner"-Regisseur Ridley Scott, der am 3. August über die Leinwand flimmern wird, hat mittlerweile bereits 27 Jahre auf dem Buckel und passt doch prima in eine Zeit, in der die MeToo-Debatte, die Gemüter dauerhaft erhitzt. Die Story: Als Thelma (Geena Davis) auf einem Parkplatz Opfer einer Vergewaltigung wird, erschießt Louise (Susan Sarandon) den Täter (Brad Pitt). In der Folge fliehen die beiden Frauen quer durch die USA gen Mexiko. Während Polizei und FBI ihnen ständig dicht auf den Fersen sind, entdecken sie, was Freiheit bedeutet und beantworten männliche Gewalt mit gleichen Mitteln. Am Abend darauf, dem 4. August, steht eine nicht minder starke Frau im Mittelpunkt des Film-Geschehens: Mildred Hayes (Frances McDormand) kann nicht akzeptieren, dass der Täter, der ihre Tochter vergewaltigt und ermordet hat, nicht gefunden wurde. Und so ergreift sie in "Three Billboards Standing Outside Ebbing, Missouri" selbst die Initiative. Der Film, der 2017 in die Kinos kam, wurde neben vielen anderen Preisen auch mit zwei Oscars ausgezeichnet, unter anderem für McDormand als beste Hauptdarstellerin.
Ebenfalls zahlreiche Preise konnte Maren Ades "Toni Erdmann" einheimsen. Der Streifen, in dem Sandra Hüller als toughe Unternehmensberaterin in Bukarest Besuch von ihrem Vater bekommt, der sich mittels Sonnenbrille, Perücke und künstlichen Zähnen in "Toni Erdmann" verwandelt, ist am 18. August in Flingern zu sehen. Bereits eine Woche vorher, am 11. August nämlich, wird "True Grit" gezeigt, ein Western, den die Brüder Ethan und Joel Coen verantworten. In der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Charles Portis aus dem Jahr 1968 sind unter anderem Jeff Bridges und Matt Damon in Hauptrollen zu sehen. Sommernachtsfantasien werden hingegen am 24. August befeuert, wenn "La Niña Santa" (deutsch: das heilige Mädchen) der argentinischen Regisseurin Lucrecia Martel auf die Leinwand kommt. Der Film aus dem Jahr 2004 erzählt eine Geschichte im Spannungsfeld zwischen unschuldiger Religiosität und erwachender Sinnlichkeit. Die katholische Amalia (16) lebt in dem verfallenen Hotel ihrer Mutter. Als dort ein Ärztekongress stattfindet, nähert sich ihr der bebrillte Doktor Jano. Amalia deutet dessen Avancen als "Zeichen Gottes" und ist umso irritierter als sich der verheiratete Dottore in der Folge ihrer Mutter zuwendet. Martel inszeniert diese Menage à Trois in aus der Zeit gefallenen Bildern, die derart fesselnd sein dürften, dass sie die Geräuschkulisse drum herum glatt vergessen machen. In unmittelbarer Nähe der Filmwerkstatt-Terrasse rattern nämlich regelmäßig Züge und S-Bahnen vorbei. Reservierungen sind übrigens bei den "Flingern Lichtspielen" nicht möglich. Man sollte also pünktlich vor Ort sein, um sich einen der Klapp- und Liegestühle zu sichern. Einlass ist immer ab 21 Uhr. Und sollte im Jahrhundertsommer 2018 unerwarteterweise doch mal ein Regenschauer niedergehen, wird die Vorführung kurzerhand ins Innere der Filmwerkstatt verlegt.
3.-25.8., Einlass: 21 Uhr, Filmwerkstatt, Birkenstr. 47 (im Hof), Düsseldorf
