Flingern Lichtspiele Kino in klein
Die „Flingern Lichtspiele“ sind Open-Air-Kino in klein und bescheiden. Ohne Werbung. Ohne Food Area. Dafür aber mit freiem Eintritt. Und einem zauberhaft-urbanen Veranstaltungsort.
Seit 2013 finden die „Flingern Lichtspiele“ immer zur heißesten Zeit des Jahres statt. Im August. Dann, wenn viele Düsseldorfer zwecks Urlaub anderswo weilen und die Stadt erfreulich leer ist. Den Veranstaltungsort lauschig zu nennen, wäre dabei glatt noch untertrieben.
Die Terrasse der Filmwerkstatt Düsseldorf gehört zu den schönsten und ungewöhnlichsten der ganzen Stadt. Sie liegt am Rande der Gleise, die den Düsseldorfer Hauptbahnhof mit der Station Flingern verbinden und ist von Büschen und Brombeerhecken umkränzt. Liebhaber des Urbanen kommen hier ebenso auf ihre Kosten wie Eisenbahnromantiker.
Im August gesellen sich traditionell auch die Cineasten dazu. Die erleben vom 2. bis zum 24. August an jedem Freitag und Samstag Programm. Den Auftakt markiert am 2. August Luca Guadagninos gefeiertes Drama „Call Me By Your Name“, das vom American Film Institut völlig zu Recht unter die besten zehn Filme des Jahres 2017 gewählt wurde. Eine Liebesgeschichte, die man nur zart nennen kann und bei der es völlig in den Hintergrund gerät, dass beide Protagonisten, der 17-jährige Elio und der junge Doktorand Oliver, Männer sind.
Eine Woche später, am 9.8., steht mit „Of Fathers and Sons – Die Kinder des Kalifats“ ein deutsch-syrisch-libanesischer Dokumentarfilm auf dem Programm, zu sehen im arabischen Original mit Untertiteln. Erzählt wird die Geschichte der Brüder Ayman und Osama, die in Syrien aufwachsen und islamische Gotteskrieger werden sollen. Regisseur Talal Derki kehrte für die Dreharbeiten in sein Heimatland Syrien zurück. Er gab sich als Anhänger der Salafisten aus und gewann so das Vertrauen einer radikal-islamistischen Familie. Über einen Zeitraum von zwei Jahren begleitete er ihren Alltag und zeigt in seinem Film, der 2019 für den Oscar in der Kategorie „Bester Dokumentarfilm“ nominiert war, einzigartige Einblicke in eine sonst hermetisch abgeriegelte Welt.
Wesentlich weniger bedrohlich kommt da schon der Film „Mamacita“ daher, der am 16. August über die Leinwand flimmern wird. Der Streifen widmet sich der Lebensgeschichte der Großmutter von Regisseur José Pablo Estrada Torrescano. Die ist heute 95 und konnte durch effiziente Selbstvermarktung aus dem Nichts ein Beauty-Imperium aufbauen, dem auch ihre acht Kinder ihr Leben widmeten. Unter der zunächst glatten Oberfläche stößt der Filmemacher dabei auf längst verdrängte Familiengeheimnisse, die noch heute fünf Generationen der großbürgerlichen mexikanischen Familie prägen.
Außerdem 2019 auf dem Programm der „Flingern Lichtspiele“: Pedro Almodovars „High Heels“ von 1991 (23.8.), „Das Fest“ von Thomas Vinterberg (17.8.), „The Florida Project“ (24.8.), „Shoplifters“ (10.8.) und der Dokumentarfilm „The Whale and the Raven (3.8.). Wer einen der Filme (oder gar mehrere) sehen möchte, sollte pünktlich vor Ort sein, um sich einen der Klapp- und Liegestühle zu sichern. Reservierungen sind nämlich bei den „Flingern Lichtspielen“ nicht möglich. Einlass ist immer ab 21 Uhr. Die Projektionen beginnen dann nach Einbruch der Dunkelheit. Bei schlechtem Wetter fällt das Ganze keinesfalls ins Wasser, sondern wird ins Innere der Filmwerkstatt verlegt.