Lieber Wilfried Schulz,

Schauspielhaus-Intendanten haben es in Düsseldorf nicht leicht. Das gehört zur Tradition.

Jetzt sind Sie also da. Ihre erste Spielzeit ist erst wenige Wochen alt. Doch es ist Ihnen gelungen, woran viele Ihrer Vorgänger gescheitert sind: Sie holen das Publikum ab. Wir Düsseldorfer entdecken ein fast vergessenes Gefühl wieder: Es prickelt, das Theater.

Dabei sind sie ein König ohne Land. Denn das Schauspielhaus bleibt erst einmal dicht. Es muss saniert werden.

Als pfiffiger Theatermann machten Sie mit Zelt und Central aus der Not eine Tugend. Doch hier beginnt das Schmierentheater.

Denn der pfiffige Oberbürgermeister folgert: Wenn das so gut läuft, dann könne man ja mal drüber nachdenken, ob das Schauspielhaus im Central nicht besser aufgehoben sei. Und im Schauspielhaus könne man etwas anderes machen. Für die Bürger.

An dieser Stelle wendet sich das Blatt. Die Schmiere wird zur Tragödie. Wir raufen uns die Haare, jammern und schaudern. Das Kennzeichen der Tragödie. Das reinigt innerlich.

Und wenn wir damit durch sind, freuen wir auf den nächsten Vorschlag. Vielleicht soll die Fortuna auf den Turu-Platz gehen? Ist viel näher am Zuschauer. In der Arena machen wir dann irgendwas für die Bürger — vielleicht Sport?

Also ehrlich, lieber Herr Schulz, vielleicht hätten Sie zum Spielzeit-Auftakt die Posse "Pension Schöller" spielen sollen. Da glaubt der Onkel Klapproth, er sei in einem Irrenhaus...