Herztag in Düsseldorf Der zweite Geburtstag

Rolf Korfmacher (63) hat zwei Mal im Evangelischen Krankenhaus das Leben geschenkt bekommen: 1952 im Kreissaal des alten Krankenhauses und am 30. Januar 2016 im hochmodernen Herzkatheter der Kardiologischen Klinik von Chefarzt Professor Dr. Ernst G. Vester.

Prof. Dr. Ernst-G. Vester im Gespraech mit Rolf Korfmacher.

Foto: EVK

Mit 63 Jahren hing an diesem Tag sein Leben am seidenen Faden. Grund war ein schwerer Herzinfarkt. Weil er sehr viel Glück hatte, alle zur rechten Zeit am rechten Ort waren, hat der zweifache Vater und vierfache Großvater überlebt.
Der 30. Januar war ein Samstag. Der gelernte Fotograf ist am frühen Vormittag auf dem Markt, steigt wie immer die vier Etagen zu seiner Düsseldorfer Wohnung hoch, geht in den Flur und stellt seine Einkaufstüten ab. Von diesem Moment an kennt er die nächsten Wochen nur noch aus Berichten.

Er torkelt, fällt um, erbricht sich und atmet dann nicht mehr. Seine Lebensgefährtin ist gleich zur Stelle, handelt rein intuitiv, bringt ihn kurz in die stabile Seitenlage, legt ihn aber dann doch auf den Rücken und entscheidet sich rasch dafür, mit einer beherzten Herzdruckmassage zu beginnen. Gleichzeitig ruft sie die 112 an.
Der Notarztwagen ist schnell da. Bis zu dessen Eintreffen reanimiert sie ihren Mann weiter.

Der Notarzt braucht 10 Elektro-Schocks mit dem Defibrillator und mehrere Medikamente, um Rolf Korfmacher zu stabilisieren. Zudem wird er künstlich beatmet. Über den Balkon und mit Hilfe der Feuerwehr wird er nach unten transportiert und mit dem Notarztwagen ins EVK gefahren.

Dort im Herzkatherlabor werden ihm in zwei Herzkranz-Gefäßen sofort sechs Stents gesetzt. Sie stützen und halten die Gefäße offen, die verschlossen waren und zu dem Herzinfarkt geführt hatten. Korfmacher wird in ein künstliches Koma versetzt, dazu gehört auch ein bewusstes Herunterkühlen seiner Körpertemperatur auf 34 bis 36 Grad Celsius, vor allem auch, um sein Gehirn zu schützen und somit zu retten. Beatmet wird er während des Komas durch einen Luftröhrenschnitt.

Nach zwei Wochen ist er so weit, dass er auf eine normale Station verlegt werden kann, um sich dort weitere zwei Wochen zu erholen. Eine Reha folgt. Seitdem hat sich sein Leben verändert: Der ehemalige Genussraucher raucht nicht mehr, hat abgenommen und treibt jetzt regelmäßig Sport. An Wunder glaubt er zwar nicht, aber ist davon überzeugt, dass er sehr viel Glück gehabt hat. "Ich kann mich an nichts erinnern, erst auf Station wurde mir nach und nach klar, was mir passiert ist. Vor dem Herzinfarkt hatte ich keine Beschwerden, er kam wie aus heiterem Himmel, hat mich plötzlich umgehauen", so Korfmacher.

Die meisten Männer, die einen Herzinfarkt bekommen, sind zwischen 55 und 65 Jahre alt. Viele haben auch die Risikofaktoren, die der Düsseldorfer seit vielen Jahren kennt: Bluthochdruck, Rauchen, ein wenig Übergewicht und direkte Vorfahren, die an einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall verstorben sind.
Eher ungewöhnlich ist, dass er im Vorfeld oder spätestens 24 Stunden vorher überhaupt keine Symptome hatte. Prof. Dr. Ernst G. Vester: "Typisch kurz vorher sind ein starker Brustschmerz, so stark, dass Todesangst und Panik entstehen. Dazu gibt es meist Schweißausbrüche, Übelkeit oder auch Erbrechen. Manche Patienten spüren aber auch keinerlei Beschwerden vor dem Ereignis und klagen über uncharakteristische Beschwerden."

Meistens berichten die Patienten des Kardiologen auch in den Tagen vor dem Infarkt von auffälligen Leistungsabfällen, das Steigen der Treppen war plötzlich anstrengend oder zum Laufen kam eine bis dahin unbekannte Kurzatmigkeit.
Wer spätestens innerhalb der ersten drei Stunden nach einem Infarkt in einem Krankenhaus behandelt wird, hat gute Chancen, nach dem Infarkt ein vergleichbar gesundes und fittes Leben führen zu können. Zu spät erkannte und behandelte Infarkte führen zu einer Schädigung des Herzens, die nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Jeden Tag erleiden 745 Menschen in Deutschland einen Herzinfarkt.

Wer über die Risikofaktoren und die Symptome Bescheid weiß, wer versucht, sein Leben entsprechend auszurichten und auf seinen Körper hört, ist zwar nicht hundertprozentig vor einem Infarkt geschützt, hat aber eher die Chance im Fall des Falles möglichst viel richtig zu machen.