"Wir hatten keine Hoffnung mehr"
Knapp drei Tage Schonfrist bekam Trainer Frank Kramer noch nach dem jüngsten Pflichtspiel, dann war das Kapitel Fortuna Düsseldorf für den 43-Jährigen beendet.
Am Montagmittag teilten ihm Manager Rachid Azzouzi und der kommissarische Vorsitzende Paul Jäger mit, dass er mit sofortiger Wirkung beurlaubt sei. Kramer dürfte es nicht überrascht haben. Denn auch der im Sommer zum ambitionierten Zweitligisten gekommene Trainer kennt die übliche Vorgehensweise im Fußballgeschäft, und das Remis gegen das Schlusslicht MSV Duisburg war alles andere als ein Schritt in die richtige Richtung. Auch die Leistung genügte nicht den Ansprüchen eines Zweitligisten, und bereits Sonntag war die Nachricht der bevorstehenden Trennung durchgesickert. "Wir hatten gemeinsam nicht mehr die Hoffnung, mit Frank Kramer die Wende herbeizuführen", sagte Jäger.
Mit nur 13 von 45 möglichen Punkten war die Fortuna unter Kramer auf den 17. Platz abgerutscht, steckt längst in höchster Abstiegsgefahr. "Die Punktausbeute in den ersten 15 Saisonspielen und die bedrohliche Situation als Tabellen-Siebzehnter haben uns zu diesem Schritt gezwungen", sagte Manager Rachid Azzouzi.
Denn ein Absturz in die dritte Liga sollte um jeden Preis verhindert werden, brächte das doch alles in Gefahr, was in den rund 13 Jahren seit der Beinahe-Pleite des Klubs mühsam aufgebaut worden war. Von Schuldenfreiheit über Nachwuchsleistungszentrum bis zur (lukrativen) Anwesenheit auf der großen deutschen Fußballbühne. Dazu passt Jägers Aussage: "Wir haben in einer kritischen Situation im Sinne des Vereins gehandelt."
Und den geringsten Preis hatte eben ein Trainerwechsel, also zogen die Verantwortlichen die Reißleine. Obwohl sie lange an Trainer Frank Kramer festhielten, ihm den nötigen sportlichen Umbruch nach den turbulenten Jahren seit dem Bundesligaabstieg bis zuletzt zutrauten. Die Trennung war umso schwerer, weil sich der 43-Jährige stets tadellos und fachlich kompetent präsentiert hatte, selbst von der Mannschaft stets das Vertrauen offen ausgesprochen bekam.
Wie es jetzt weiter geht? Co-Trainer Peter Herrmann übernimmt bis auf Weiteres als Interimstrainer, auch wenn sich dadurch an den Trainingsinhalten nicht viel ändert. Dass der Impuls des Trainerwechsels schon im Auswärtsspiel am Sonntag beim FSV Frankfurt greift, darf bezweifelt werden. Manager Azzouzi sucht daher fieberhaft einen Nachfolger, der auch über das Saisonende hinaus bleiben könnte und verknüpft diese Personalie auch eng mit seiner beruflichen Zukunft: "Ich werde nur das machen, wovon ich selbst überzeugt bin."
Namen wie Jens Keller, Friedhelm Funkel und Jos Luhukay sind bereits aufgetaucht.
Damit ist aber auch klar, dass die Schonfrist für die Spieler längst abgelaufen ist. Die nächste Maßnahme müsste eigentlich die Fußballprofis treffen — auch wenn das höchst unwahrscheinlich ist.