DC Open 2019 Kunstherbst
Die Städte Düsseldorf und Köln ignorieren sich normalerweise eher geflissentlich. Köln hat den Dom. Düsseldorf die Altstadt. Düsseldorf die Fortuna. Köln den FC. Köln das Kölsch. Düsseldorf das Alt. Allein in Sachen Kunst macht man bereits seit acht Jahren gemeinsame Sache: mit dem städteübergreifenden Eröffnungswochenende, genannt „DC Open“.
Zwischen dem 6. und 8. September eröffnen auch in diesem Jahr wieder eigens von einer Jury ausgewählte Galerien aus Düsseldorf und Köln ihre Herbstsaison. Mit der elften Ausgabe setzt die „DC Open“ einen Länderschwerpunkt. Gastland 2019 ist Polen. 47 Venues sind bei der jüngsten Ausgabe der Veranstaltung vertreten, wobei Köln ein leichtes Übergewicht verzeichnet. 28 Galerien öffnen in der Domstadt ihre Pforten, 19 warten in Düsseldorf auf Besucher. Dazu kommen eine Handvoll Offräume, außerdem Museen wie die Kunstsammlung NRW, das Kölner Museum Ludwig, Gil Bronners Sammlung Philara oder die altstädtische Kunsthalle. Selbst wenn die Galeristen in erster Linie an die Geschäfte denken, ist die Sammel-Eröffnung auch für „normale“ Kunstinteressierte eine gute Gelegenheit, die Schwellenangst, die mit dem Galerie-Besuch gemeinhin einhergeht, zu überwinden und sich den unterschiedlichsten Erscheinungsformen der Kunst zu nähern.
In Düsseldorf ist die Galerien-Dichte seit einigen Jahren in Flingern besonders hoch. In dem Stadtteil sind unter anderem die Galerie Conrads auf der Lindenstraße, Cosar HMT auf der Flurstraße, die Galerie Konrad Fischer auf der Platanenstraße sowie die Sammlung Philara, Lukas Hirsch und Linn Lühn, alle drei auf der Birkenstraße, dabei. Hier kann man also innerhalb eines ziemlich kleinen Radius viele Kunst-Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Unter der Überschrift „Environmental Catastrophes Top Ten and other Abominations” widmet sich Cosar HMT beispielsweise Glen Rubsamen. Der Künstler, der in Los Angeles lebt, findet seine Bildvorlagen in den Massenmedien oder auf Instagram. Es sind Szenarien globaler Katastrophen und Bedrohungen, die das Ende der Natur, ja, des gesamten Planeten thematisieren.
Die Galerie Conrads zeigt unter dem Titel „Double Hard Drive“ Arbeiten des Leipziger Künstlers Til Freiwald. So wie einst Fontana seine Leinwände aufgeschlitzt hat, hat Freiwald seine gesägt, geschnitten und versengt, nur um sie mit Farbe, Holz, Plastik und Metall wieder zusammenzusetzen. „Ich möchte, dass die Bilder am Rande des physischen Zusammenbruchs stehen, damit sie nur durch die malerische Anziehung zwischen ihren Elementen stabil werden“, so der Meisterschüler von Thomas Scheibitz und Jerry Zeniuk über seine Arbeit.
Linn Lühn rückt in ihrem Raum auf der Birkenstraße den US-amerikanischen Künstler Dike Blair ins Zentrum. Seit mehr als 30 Jahren hält Blair in Gouachen, Ölmalereien, installativen Arbeiten und Zeichnungen die Stimmungen und Momente einer uns umgebenden Welt fest, deren Sujets er in den unsichtbaren Augenblicken des Alltäglichen findet.
Wer sich bei seinem Rundgang durch die Galerien nicht auf Flingern beschränken möchte, ist von dort aus fix via Rad oder ÖPNV in der Carlstadt. Oder wagt via Shuttle den Blick über den Tellerrand und lässt sich in die Stadt kutschieren, von der manche behaupten, sie sei verboten. Die Shuttles starten am Flingeraner Hermannplatz und fahren über die Poststraße (Carlstadt) gen Kölle. Stops ebenda: St.-Apern-Straße, Rudolfplatz und Schönhauser Straße 8. Genaue Abfahrtszeiten gibt es auf der Website der „DC Open“. Geöffnet ist freitags von 18 bis 22, samstags von 12 bis 20 sowie sonntags von 12 bis 18 Uhr.