Performance mit Teddys Die Bären sind los
Bereits im Mai und Juni war Bernardo San Rafael mehrfach in seinem Kostüm aus über 160 Teddybären im Düsseldorfer Stadtraum unterwegs. Die Reaktionen auf seine Performance „Teddy“ hätten unterschiedlicher gar nicht ausfallen können: Sie reichten vom harmlosen Schmunzeln und dem zärtlichen Streicheln über das Kostüm bis hin zu Kopfschütteln. In einem Fall wurden dem Vater der Idee sogar Prügel angedroht.
Am 22. August sind nun einmal mehr die Bären los – nebst Künstler, versteht sich. Vom Derendorfer Dreieck aus startet Bernardo San Rafael zu seinem vierstündigen Walk, der ihn über Tonhalle, Rathausplatz und Rheinkniebrücke zum Graf-Adolf-Platz führen wird. Das Ganze kommt komplett ohne Worte oder Musik aus. Der „Teddymann“ spricht nicht, aber er interagiert auf seine ganz eigene Art mit seiner Umwelt. Einer großen Boulevard-Zeitung war diese Art von Kunst derart suspekt, dass man zwecks Erklärung gar einen Psychologen bemühte. Der konnte „eine Verhaltensstörung des Künstlers nicht ausschließen“.
Mittlerweile gibt es Entwarnung: Im Künstlerkopf ist alles, wie es sein sollte. Und die Performance, die auf den ersten Blick lustig und unbeschwert daherkommt, hat einen durchaus ernsten Hintergrund. San Rafaels Thema: die Migration aus Mittelamerika in die USA. „Als ich in einer Reportage las, dass in der Region mittlerweile tausende Kinder alleine ihre Heimatländer verlassen, weil sie dort keine Perspektive mehr haben, war ich schockiert“, sagt der Tänzer, der selber aus Costa Rica stammt. „Sie flüchten vor Drogen und Gewalt und denken, dass es in den USA alles im Überfluss gibt.“
Die Teddybären stehen für diesen natürlich nur scheinbar so perfekten Sehnsuchtsort. Es geht San Rafael um die ungerechte Verteilung des Reichtums in der Welt, um das Nicht-Teilen-Wollen. All das hätte man natürlich auch im geschlossenen Raum verhandeln können. Doch San Rafael, der schon als Tänzer an der Rheinoper gearbeitet hat, am Theater Dortmund oder der Oper Bonn, hat gezielt den Außenraum aufgesucht: „Ich möchte Menschen erreichen, die normalerweise nicht ins Theater gehen“, erklärt San Rafael. Außerdem wollte er die Stadt - zumindest vorübergehend - verändern, dafür sorgen, dass nicht alles kontrollierbar ist.
Das hat er zweifelsohne geschafft - und zwar nicht nur in Düsseldorf. Mit „Teddy“ war er bereits in Indien und der Schweiz unterwegs. Geplant sind darüber hinaus Performances in Griechenland, Rio de Janeiro, San José, El Salvador und Honduras. Sie werden also gut rum kommen, seine über 160 felligen Freunde. Und er natürlich auch.