„Ganz uneitel bin ich auch nicht!“

Heinrich Schafmeister spielt ab dem 8. April in "Die Selbstanzeige" die Hauptrolle. Vorm Start in der Komödie an der Steinstraße sprach er mit dem Düsseldorfer Anzeiger.

Heinrich Schafmeister - „Ich wollte nie Schauspieler werden...“

Foto: Komödie Düsseldorf

Herr Schafmeister, haben sie bestimmte Rituale, die sie vor einer Premiere machen?

Schon, ja! Vor jeder Vorstellung spielen sich bestimmte Abläufe ein, die auch immer so bleiben. Man trinkt noch einen Tee oder schaut sich alles noch mal an. Selbst die Reihenfolge, ob man sich erst anzieht und dann auf Toilette geht oder umgekehrt, die bleibt - bis zur letzten Vorstellung.

Das Stück ist eine Komödie. Es geht auch um eine Selbstanzeige bei einer Steuerprüfung. Uli Hoeneß würde jetzt vermutlich nicht drüber lachen können, oder?

Mit der Hoeneß Selbstanzeige hat es nichts zu tun. Bei Hoeneß war es ja so, dass er als Promi eine missglückte Selbstanzeige gemacht hat. Das ist tragisch. In unserer Komödie ist es anders. Hier dichtet sich ein Looser eine Steuerprüfung an, damit man ihn überhaupt mal wichtig nimmt. Dann ist es natürlich so, dass man die Geister die man rief, nicht mehr los wird...

Was wäre für sie ein probates Mittel, um auf sich aufmerksam zu machen?

Meine Umgebung sagt über mich, dass ich nichts machen müsste, um mich noch wichtiger zu machen. Das ist jetzt auch nicht so mein Problem. Die hätten es auch zwischendurch ganz gerne, wenn ich nicht so auffalle und mit dem Mundwerk nicht so präsent wäre.

Die Selbstanzeige ist der Aufhänger, denn in dem Stück geht es noch mehr um die Frage, warum Äußerlichkeiten wichtiger als die echten Werte sind.

Das ist das Stück dahinter. Der Looser kommt am Ende schon darauf, dass ihm die Selbstanzeige nichts gebracht hat. Es war zwar ganz amüsant zu sehen wie die Leute alle springen, aber das kann auch sehr lästig werden. Es hat ihm im Kern nichts genützt.

Wir sind hier in Düsseldorf und auf der Kö kennt man das mit dem schönen Schein und den Äußerlichkeiten. Warum sind diese beiden Faktoren den Menschen so wichtig?

Ich kann das nicht so ganz beantworten, denn ich komme aus dem Ruhrgebiet und das ist die uneitelste Ecke Deutschlands. Da hat man es mit dem Schein nicht so. Und ich rede jetzt nicht von mir.

So eitel wirken sie jetzt aber auch nicht.

Na ja ich bin Schauspieler. So uneitel bin ich auch nicht, auch, weil Theater schon immer was mit Glamour zu tun hat. Außerdem heißt es Schauspieler und das hat immer was mit Schau zu tun. So gar nichts von sich hermachen ist auch nicht gut. Das sieht man ja am Ruhrgebiet. Das ist zwar sympathisch, wenn man nicht so eitel ist, aber dem Ruhrgebiet hat es nicht so richtig viel genutzt. Wenn sie dort mal ein wenig mehr gezickt und Show gemacht hätten, dann hätte man ihnen vielleicht mehr Aufmerksamkeit geschenkt.

Wie gehen sie damit um, wenn sie als Schauspieler nicht im Mittelpunkt stehen oder vielleicht auch mal nicht erkannt werden.

Ich kenne natürlich auch Kollegen die es lästig finden, wenn sie überall erkannt werden. Da hab ich so meine Zweifel. Mir hat mal ein Kollege gesagt: 'Ich bin ja nicht Schauspieler geworden, um ewig unbekannt zu bleiben'".

Vor 35 Jahren haben Sie ihr Musik- und Germanistik Studium abgebrochen. Sie hatten die beiden Fächer auf Lehramt studiert. Wenn sie so zurückschauen, hat sich das gelohnt?

Lehrer wollte ich ja nie werden. Außerdem habe ich es nur abgebrochen, weil ich die Aufnahmeprüfung an der Folkwang-Schule bestanden hatte. Ich hab dann Schauspiel studiert. Dort hatte ich mich damals nur eingeschrieben, damit ich studieren und meine Musik machen konnte...

Ok...

Es gab drei Berufe, die ich nie werden wollte. Lehrer wollte ich nicht werden, da ich ja schon lange genug eine Schule besucht hatte. Außerdem wollte ich auch nicht Friseur oder Schauspieler werden. Jetzt fehlt mir eigentlich nur noch, dass ich einen Friseur spiele. Dann habe ich alles erreicht, was ich in meinem Leben nicht erreichen wollte.

Aber Lehrer wäre der sicherere Beruf gewesen.

Lehrer wäre ich nie geworden, auch ohne Schauspiel nicht. Eher Musiker! Ich hätte auf der Straße gestanden und Straßenmusik gemacht. Davon habe ich ja auch gelebt. Mit Piet Klocke habe ich dann später in einer Rockband gespielt und darüber bin ich überhaupt zum Theater gekommen.

Fehlt Ihnen das Leben als Musiker?

Ein bisschen, weil ich die Musik als Kunstgenuss noch mehr schätze als das Theater oder den Film. Das geht einfach tiefer.

(City Anzeigenblatt Duesseldorf)
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