Flüchtlinge in Düsseldorf Hiltraud Struck will mit ihren Bildern helfen

Der Pastor der Petruskirche fragte seine Gemeinde: Wie können wir Flüchtlingen in Düsseldorf helfen? Wer hat eine Idee. Hiltraud Struck überlegte kurz. Sie hatte da eine Idee."Ist der Flüchtling wieder da?

Hiltraud Struck mit einigen ihrer zahlreichen Bilder, die sie zugunsten von Flüchtlingen in Düsseldorf verkaufen möchte.

Foto: ho

" Die Frage brennt bis heute auf Hiltraud Strucks Seele. Denn die fröhliche Frau, die da vor uns sitzt, hat es selbst erlebt. Dieses Gefühl, nicht willkommen zu sein. Sie stammt aus Wittenberge an der Elbe. Die Eltern hatten einen Kolonialwarenladen. Doch es wurde schwierig in der DDR. Der Vater verweigerte die Mitgliedschaft in der Partei. Für den Laden blieben die lebensnotwendigen Lieferungen aus. Im Mai 1955 flüchtet die Familie.

"Bei Nacht und Nebel. Mit einem Koffer", erinnert sich Struck. Sie ist 16. "Ich war politisch unbedarft. Es hieß immer nur 'sei still'." Das junge Mädchen, das behütet aufwuchs, mit elf Jahren das Klavierspielen erlernte, findet sich in einem Flüchtlingslager wieder. Zehn Personen auf einem Zimmer. "Mein Vater sagte: 'Hauptsache raus'!"

Bilder vom Rheinland, vom Karneval - das alles hatte früh die Begeisterung des Mädchens Hiltraud geweckt. Und so war die Familie froh, dass sie in Unterbach schließlich unterkam. "Das Zimmer hatte acht Quadratmeter. Es gab einen Stuhl, ein Bett, einen Nachttisch und einen Schrank. Aber kaum Sachen, um sie in den Schrank zu hängen." Bei der Erinnerung erlebt Hiltraud Struck heute noch ein Wechselbad der Gefühle.

"Es gab keine offene Feindseligkeit", sagt sie. Aber bei den Leuten, bei denen sie arbeitete, bekam sie doch mit, dass jemand sagt: "Ist der Flüchtling wieder da?" Man merkt es ihr an, es schmerzt bis heute. Und es lässt sie teilhaben am Schicksal der Flüchtlinge heute. "Ich möchte gar keine Nachrichten mehr hören. Das geht mir sehr nah."

Inzwischen ist sie 74 Jahre jung. Man mag nicht alt sagen, wenn man ihr gegenüber sitzt. Sie hatte weitere Schicksalsschläge zu verkraften. Zuletzt 1997 einen Gas-Unfall, bei dem sie schwerste Verbrennungen erlitt. Ihre Familie ist ihr Halt. Und sie entdeckt die Malerei für sich. "Als Therapie", wie sie sagt. Es sind Blumenbilder, Stillleben, bäuerliche Landschaften, Bilder von der See. Bilder von sanfter Schönheit. Manche technisch besonders gut.

Viele lagen im Keller. Bis der Pastor der Petruskirche seine Gemeinde fragte. Hiltraud Struck möchte ihre Bilder zur Verfügung stellen. Sie hat außerdem noch eine ganze Menge Postkarten gemalt. Vom 18. bis 20. September werden die Bilder nun in der Petruskirche zu sehen sein. Dort kann man sie dann auch kaufen. 50 Prozent des Erlöses will Hiltraud Struck für Flüchtlinge in Düsseldorf spenden, 30 Prozent für eine neue Mikrophon-Anlage in der Kirche. 20 Prozent für den Materialaufwand will sie selbst behalten.