Ein Brief soll fifty fifty-Verkäuferin aus der Haft holen Gnade für Gisa
Mit einem offenen Brief haben sich jetzt VertreterInnen aus Justiz, Wissenschaft und Kirche sowie Prominente wie etwa „Hosen“-Gitarrist Michael „Breiti“ Breitkopf an NRW-Justizminister Benjamin Limbach gewandt, um sich für eine Begnadigung von fifty fifty-Verkäuferin Gisa März einzusetzen. Die ist wegen mehrfachen Schwarzfahrens seit über zwei Wochen in Haft...
Nachdem die Staatsanwaltschaft einen Antrag „Therapie statt Strafe“ abgelehnt hatte, sitzt Gisa März derzeit eine Gefängnisstrafe von sechs Monaten ab. „Viele Menschen nehmen Anteil an ihrem Schicksal und bieten an, für sie zu spenden“ heißt es bei ihrem Arbeitgeber fifty fifty. „Bei einer Strafersatzhaft ist es möglich, die Haft durch Zahlung der Strafe zu verkürzen. Gisa wurde jedoch wegen Fahrens ohne Fahrschein direkt zu einer Haftstrafe verurteilt, die sie vollumfänglich abbüßen muss.“
Das Mittel der Begnadigung sei daher ein möglicher Weg, um ihr weiteres Leid zu ersparen. Eine Entscheidung der Gnadenstelle des Landgerichts Düsseldorf stand am Donnerstag noch aus - auch nachdem eine Vielzahl von Menschen aus der Stadtgesellschaft tags zuvor einen offenen Brief an NRW-Justizminister Benjamin Limbach auf den Weg gebracht hatte. Unterzeichnet worden war er u. a. von „Toten-Hosen“-Gitarrist „Breiti“, der Schriftstellerin Ingrid Bachér oder Karnevalswagenbauer Jacques Tilly. Ziel auch hier - die Begnadigung der 56-Jährigen.
In dem Brief heißt es unter anderem: „Ihr Gesundheitszustand ist vor allem wegen der enormen psychischen Belastung weiterhin nicht gut. Die Haft bedroht das Leben, das Sie sich in den letzten Jahren aufgebaut hat und damit auch ihre therapeutischen Erfolge. Ihre Wohnung und ihre soziale Einbindung werden in Frage gestellt.“
Gisa März sei es in den vergangenen Jahren gelungen, „ihren Konsum zu überwinden und sie hat es trotz ihrer langjährigen Suchtkrankheit geschafft, in den letzten neun Jahre straffrei zu leben.“ Viele von Armut betroffene Menschen in diesem Land teilten das Schicksal von Gisa und würden aus Not ohne gültiges Ticket fahren. Schon vor der Inflation und den derzeit explodierenden Lebenshaltungskosten reichte das staatliche Existenzminimum nicht aus, um ein Leben in Würde, mit der Möglichkeit der gesellschaftlichen Teilhabe, zu führen. Und: „Die aktuellen Teuerungen verschärfen die Lebenssituation armer Menschen noch einmal zusätzlich.“
Der Brief endet mit dem grundsätzlichen Appell, die Praxis, Fahren ohne Fahrschein als Straftat zu bewerten, zu beenden.