Düsseldorfer Farbenspiele - Die Rathauskolumne Bob der Baumeister und lauter Pfeifen im Rathaus

Ein halber Weckmann, aber eine ganze Pfeife — was eigentlich als nette Geste gemeint war, wird in der letzten Sitzung des Düsseldorfer Stadtrates für dieses Jahr zum Durchlauf-Witz. Denn: Das Traditionsgebäck ist staubtrocken.

Sieht aus wie Bob der Baumeister ist aber CDU-Ratsherr Andreas Hartnigk.

Foto: ho

Pfeifen im Stadtrat? Da lässt sich trefflich drüber witzeln. Machen wir natürlich nicht. Obwohl — Pfeifen, Cannabis-Freigabe…

Mit den rosaroten Brillen will die CDU darauf aufmerksam machen, dass die Etat-Rede der FDP rosarot sei. Man könnte das Foto aber auch anders deuten: Hier sieht die CDU Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann rosarot...

Foto: CDU

Die letzte Sitzung des Jahres, das ist die große Stunde der Lokalpolitiker. Denn es müssen Haushaltsreden gehalten werden. Durchaus spannend. Auch wenn man vorher schon weiß, dass die Ampel-Partner SPD, FDP und Grüne am Ende machen, was sie wollen. Das ist Demokratie, weil Mehrheit. Was man nicht weiß: Wie die einzelnen Fraktionen performen. So nennt man das Neudeutsch, wenn jemand etwas aufführt.

Die Pfeifen

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Also, Vorhang auf: Andreas Hartnigk von der CDU macht den Einheizer. Bob der Baumeister in christdemokratisch. Im tour-de-france-gelben Bauhelm erklärt er, warum er den Verkauf des städtischen Kanalnetzes an den Stadtentwässerungsbetrieb für völlig Banane hält. Verkaufe man für 400 Millionen Euro, fehle die bislang jährlich fällige Pacht. Und die fehle dann im laufenden Haushalt. "Die 400 Millionen werden verpuffen, weil die Liquidität fehlt." Einspieler: Lachen der Ampel. Wie gesagt, war nur der Aufwärmer.

Erster Haushaltsredner: Rüdiger "Ich versuche meine Emotionen zu begrenzen" Gutt (CDU). Der Mann gefällt uns. Er verwendet viele Alliterationen. Das heißt, die Wörter fangen mit dem gleichen Buchstaben an: Klarheit, Konzentration, Konsolidierung.

Das mit der Alliteration kennen Sie, wenn Sie öfters mal "Schwiegertochter gesucht" gucken. Da gibt's gerne den "singenden Sachsen" oder "ruppigen Rheinländer".

Seine Rede: Erstaunlich kosmetisch. Die Haushaltszahlen als "Postfaktische Problemzone", die "Sorgenfalten" von Herrn Geisel, der Jo-Jo-Effekt bei der städtischen Personalverschlankung — das ist die Sprache, die wir Frauen verstehen. Am Ende sieht er noch die Falten in den Gesichtern einiger Sozialdemokraten, weil diese wohl die Unvernunft des eigenen Zahlenwerks erkennen…

Apropos "postfaktisch". Gibt es eine Regel, dass das "Wort des Jahres" in Haushaltsreden vorkommen muss? Markus Raub (SPD) benutzt es auch. Das mit dem Begrenzen seiner Emotionen schenkt sich Raub allerdings. Der Mann ist auf 180. Also geht es rund.

Denn wird der Raub laut, wird auch der Gutt laut. Oder umgekehrt. Männer brauchen Rituale. Und die beiden stehen eben auf verbales Schlammcatchen.

Zentrale Ausgabe des SPD-Mannes: "Die fetten Jahre sind vorbei." Düsseldorf habe nicht einfach nur ein Ausgabenproblem, sondern "angesichts der Ausgaben auch ein Einnahmenproblem". Lösungsansatz ist ein Dreiklang: Investieren, Einnahmen erhöhen und Ausgaben strukturell senken. Da fängt leider nichts mit K an.

Für die Grünen tritt Norbert Czerwinski auf. Auch er läuft ziemlich hochtourig. Unser Lieblingssatz aus der gedruckten Haushaltsrede: "Demenz, Barrierefreiheit, Sucht, Depression, Inklusion, Legalisierung von Cannabis,… Wir bringen Düsseldorf im Sozialen wieder auf die Höhe der Diskussionen."

Die Höhe hatten wir eigentlich von Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann erwartet. Als letzte Rednerin vor der Mittagspause drohte die FDP-Frau gleich zum Auftakt: "Ich weiß nicht, ob Herr Gutt gleich noch Appetit hat…"

Natürlich glaubten jetzt alle ans verbale Hackebeil. Doch die CDU betrachtete die FDP plötzlich durch die rosarote Brille und "StraZi" lud die Christdemokraten ein: "Wir laden Sie ein, mit uns an einem ausgeglichenen Haushalt zu arbeiten. Stellen Sie sich Ihrer Verantwortung als größte Oppositionsfraktion in diesem Rat."

Tja, Weihnachten macht die Herzen weit, die Helme gelb und die Brillen rosa. Darauf noch ein trockenes Weckmannpfeifachen. Übrigens: Die Idee, den trockenen Weckmann mit Butter geschmeidig zu machen, wurde allgemein verworfen. Schließlich wird im Düsseldorfer Rathaus nicht geschmiert….

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