17. Große Kunstausstellung des Gerresheimer Kulturkreis e.V. Ein Luftschiff in der Basilika

Drei Jahre mussten die Gerresheimer diesmal warten. Am Mittwoch beginnt sie, die 17. Große Kunstausstellung.

Das Luftschiff von Künstler Jens J. Meyer ist in der Basilika St. Margareta nicht gelandet, es schwebt im Raum.

Foto: Johlen-Budnik

Vieles ist neu, und das macht es spannend. Schuld daran ist Dr. Beate Johlen-Budnik. Die Kunsthistorikerin und Philosophin hatte so ihre ganz eigene Idee von dieser Großen Gerresheimer Kunstausstellung. Und sie stellte sie dem Kulturkreis Gerresheim e.V. vor.

Künstler Jens J. Meyer (li.) baut im Altarraum seine Installation zusammen. Gastgeber Pastor Karl-Heinz Sülzenfuß, Sigrid Hirsch und Dr. Beate Johlen-Budnik schauen interessiert zu.

Foto: ho

"Uns blieb erst einmal die Luft weg", sagt Sigrid Hirsch, Vorstandsvorsitzende des Kulturkreises Dann muss sie lachen. Denn mit der Luft ist es etwas ganz Besonderes. "Luft ist nicht nichts" lautet das Motto der Ausstellung. Oder vielleicht müsste man es eher Leitmotiv nennen. "Die Künstler waren ganz offen", sagt Hirsch. "Luft ist nicht nichts" wurde zur Aufgabenstellung. "Das Thema hat mich persönlich beschäftigt", sagt Johlen-Budnik. "Ich habe mich gefragt: Was verbindet alles? Was schafft neues Leben?" Sie kam auf Pneuma, auf Geist, Hauch, Odem. "Damit war aber kein Motiv festgelegt, sondern lediglich eine Struktur." Vermutlich das, was die Künstler ansprach.

Der Blick in Richtung Altar.

Foto: Johlen-Budnik

Der zweite Clou der Kuratorin: Zu den lokalen Künstlern konnte sie auch einen internationalen Künstler gewinnen: Jens J. Meyer. Der gebürtige Hamburger lebt in Essen. Seine Installationen scheinen für das Gerresheimer Leitmotiv gemacht. Die Einladung in die Gerresheimer Basilika nahm er gerne an. "Ich muss den Raum spüren. Seinen Charakter. Den genius loki", sagt Meyer.

Das tat er in Gerresheim bereits vor einem Jahr. "Beeindruckt hat mich damals gleich die Höhe des Raumes." Der Reiz für ihn: "Einem solchen Raum kann man ein neues Zentrum geben." Mit seiner Installation verändert sich die Wahrnehmung des Raumes. Und genau das ist beabsichtigt. "Luft" ist ca. 12 Meter lang, 4 Meter breit und zwei Meter hoch. Stretch wird mit Aluminium-Stäben verbunden. Mit minimalen Mitteln erreicht er so Volumen und Stabilität.

Die Knoten gehen Meyer leicht von der Hand. "Ich bin auch Segler", sagt Meyer. Tatsächlich ist das der Moment, wo man sich beim Anblick der Installation an einen Windjammer erinnert fühlt. Als wir Meyer treffen, liegt seine Installation noch im Altarraum, wird zusammengebaut. Mit nicht ganz fünf Kilo ein Leichtgewicht. "Meine Skulpturen werden eher in Gramm als in Kilo bemessen." Sigrid Hirsch bringt es mit einem Wort auf den Punkt: "Zauberhaft".

Im Oktober hat Meyer eine großes Projekt in China. Mit "Transatlantico" hat er bereits 2012 einen künstlerischen Bogen von Hamburg nach Buenos Aires gespannt. Und doch nimmt er sich noch Zeit für Gerresheim. "Mich muss ein Raum interessieren und die Wellenlänge zwischen mir und den Menschen mit denen ich arbeite muss stimmen." So einfach kann es manchmal sein.

Am Ende wird "Luft" im Mittelschiff schweben. Seemänisch vertäut. Dann beginnt das, was Meyer den "Dialog mit dem Raum" nennt. Seine Arbeiten sind eher kontemplativ angelegt. Man geht um sie herum, unter ihnen durch. Mit jedem Standortwechsel ändert sich die Perspektive auf den Raum. Luft ist eben nicht nichts.