Kinderschutz Kinderschutzbund appelliert für gewaltfreie Erziehung
Seit 15 Jahren ist das Recht auf gewaltfreie Erziehung per Gesetz in Deutschland verankert. Doch auch in Düsseldorf ist das noch längst nicht selbstverständlich, sagt der Kinderschutzbund anlässlich des heutigen Tages der gewaltfreien Erziehung.
Verschiedene Hilfsangebote in Düsseldorf greifen Eltern und Kindern unter die Arme.
Das Thema Gewalt gegen Kinder ist in der Gesellschaft präsent wie immer, auch in Düsseldorf. Das wird aus den alltäglichen Erfahrungen von Prof. Dr. Susanne Schweitzer-Krantz deutlich. Die leitende Ärztin der Kinderklinik am Evangelischen Krankenhaus (EVK) sieht häufig die Auswirkungen von Vernachlässigung von überforderten Eltern, wenn die Polizei verletzte oder verwahrloste Kinder in die Klinik schickt. "Ich sehe verwahrloste Wohnungen ohne Eltern oder mit Kot beschmierte Kinder, um die sich niemand kümmert", erzählt die Vorstandsvorsitzende des Kinderschutzbundes Düsseldorf.
"Jedes Kind ist unschlagbar", sagt Schweitzer-Krantz am Tag der gewaltfreien Erziehung - und meint das wörtlich: "Kinder müssen lernen, dass es einen anderen, einen gewaltfreien Weg gibt, um Konflikten zu begegnen", sagt die KSB-Vorsitzende. "Schläge hinterlassen Narben - und zwar seelische", warnt die Kinderärztin die Eltern.
Ein "respektvolles Schlagen", wie es Papst Franziskus jüngst propagierte, könne es nicht geben. "Ein Kind zu schlagen, das ist immer respektlos."
Häufig wird das Jugendamt in diesen Fällen eingeschaltet. 1387 Meldungen gingen beim Düsseldorfer Jugendamt im Jahr 2014 ein. Nur in 321 Fällen nahm die Behörde Kinder oder Jugendliche aus Düsseldorf in Obhut. "Jede Meldung ist gut, die Hemmschwelle das Jugendamt zu benachrichtigen ist geringer geworden. Umso besser ist es, wenn es sich dann nicht als Gewalt gegenüber Kindern erweist", sagt Schweitzer-Krantz.
Gewalt gegenüber Kindern kann in vieler Gestalt auftauchen. Von der körperlichen Gewalt durch Züchtigung über seelische Gewalt durch Liebesentzug bis hin zu sexuellem Missbrauch. "Man darf Wut auf sein Kind haben, klar. Aber man sollte sie nicht an ihm auslassen", betont Schweitzer-Krantz.
Dies geschehe nicht nur in sozial schwachen Familien, sondern auch in akademischen Kreisen im wohlhabenden Teil Düsseldorfs. "Dort ist die Gewalt verdeckter. In wohlhabenden Familien werden Kinder dann emotional vernachlässigt, stattdessen mit Spielzeug überschüttet", kritisiert Martina Huxoll-von Ahn.
Beim Kinderschutzbund räumt man Eltern durchaus ein, Fehler begehen zu dürfen. "Aber sie sollten daraus lernen", mahnt die stellvertretende Landesgeschäftsführerin des Kinderschutzbundes. "Wenn Eltern die 'Hand ausrutscht', ist das ein Ausdruck von Überforderung bei der Erziehung", findet sie. "Eltern müssen lernen, Grenzen zu setzen." Jedoch ohne Gewalt.
Immerhin gibt es in Düsseldorf verschiedene Hilfsangebote: In der Elternschule des EVK lernen werdende Eltern die Babypflege oder wie sie sich verhalten sollten, wenn ihr Kind nicht isst oder schläft oder ständig schreit. Jedoch sind diese Kurse kostenpflichtig, kommen also bei sozial und finanziell schwächeren Familien an.
Als niederschwelliges Angebot bietet der Kinderschutzbund selbst das Familiencafé in der Sana-Klinik Gerresheim und im EVK an. Dort begleitet und berät geschultes Personal die Besucher in allen Fragen und Gedanken rund um das Thema Kind und Familie.
Seit über fünf Jahren gibt es in Zusammenarbeit von Gesundheits- und Jugendamt er Stadt Düsseldorf das Präventionsprogramm "Zukunft für Kinder in Düsseldorf." Darin gehen Kinderkrankenschwestern in die Familien mit Kindern im Alter bis zu drei Jahren und helfen den Eltern in der Bewältigung des Alltags mit Kind, damit es erst gar nicht zu Gewalt aufgrund von Überforderung in der Erziehung kommt.