Spannende Steine

Düsseldorfer Backsteinarchitektur - gibt es die überhaupt?

Heiko Legner nimmt einen Backstein im Klosterformat in die Hand.

Foto: schrö

Die neue Ausstellung des Förderkreises Industriepfad geht dieser Frage im Kulturbahnhof an der Heyestraße nach. Heiko Legner sah den Reporter an und fragte ihn und sich selbst: „Wie war das eigentlich nach dem Krieg mit der Verwendung von Baumaterial?“ Seine Begleiterin schlug vor: „Da gab es doch diese Trümmerfrauen. Die haben das Material aus dem Schutt gezogen.“

Eigentlich ein trockenes Thema, das sich der Verein um Thomas Boller und Peter Henkel vorgenommen hat. Aber man stellt Fragen - und kann Steine auch begreifen, zum Beispiel den Backstein in Klosterformat, viel länger und flacher, als das, was wir heute kennen.

Auch die Wissenschaft reagiert nicht einhellig, wenn nach der Düsseldorfer Ziegelarchitektur gefragt wird. Jürgen Wiener, Kunstgeschichtler an der Uni Düsseldorf jedenfalls sinnierte in seiner Eröffnungsrede darüber, dass es sich dabei mehr um eine Behauptung als um die Realität handelt. „In Düsseldorf wurde der Ziegelstein nicht mehr als woanders verwendet.“ Allerdings: Die Zahl der Wohnbauten in diesem Stil sei schon herausragend. In der Weimarer Republik in den 1920-er Jahren kam zum ersten Mal der Gedanke in Mode, in regionalem Stil zu bauen. „Für die Nazis war dann der Backstein keine Option.“ Er schien ihnen zu billig.

Diese Schlichtheit kam dem Baustoff wiederum nach 1945 zugute als Ausdruck der neuen Bescheidenheit und dem Motto „auferstanden aus Ruinen“.

Abseits des Veranstaltungsthemas wurde bekanntgegeben, dass es bald die 21. Stele des Industrie pfades gibt, an der Balten- Ecke Rigastraße, um an Flüchtlingskrisen zu erinnern - als Bürger-Säule, die durch Spenden der Bürgerschaft finanziert wird.

(City Anzeigenblatt Duesseldorf)