Von Grundeln und Würmern
Für Teil 4 unserer Serie "Rhein-Leben" haben wir gemeinsam mit zwei Fischern die Angelruten ausgeworfen und sogar etwas gefangen.
Es ist eine dramatische Szene am Rheinufer in der Nähe des Löricker Yachthafens. Ein bisschen wie in der Novelle "Der alte Mann und das Meer" von Ernest Hemingway. Nur eben nicht auf Kuba. Als die Angelschnur wild zu tanzen beginnt, ist sich Ulrich Lerch ganz sicher: "Da hat ein ganz dicker Fisch zugebissen". Der Kampf beginnt. Mensch gegen Tier. Er dauert Minuten. Solange bis die Angelschnur reißt. "Ich habe verloren. Der Fisch war stärker. Ich schätze, dass es ein großer Wels oder ein Zander war", sagt der Hobby-Fischer und gibt sich geschlagen.
So ist das nun mal beim Angeln. Neben einer guten Ausrüstung und einem umfassenden Wissen, gehört auch eine Portion Glück zum Fischfang dazu. "Trotz der besten Technik macht zu 50 Prozent das Glück einen Fang aus. Das ist das Spannende am Angeln: bekommt man den Fisch oder nicht? Man weiß es ja vorher nicht", erklärt Jürgen Pieper, Vorsitzender des Angelsportvereins Düsseldorf-Niederkassel.
Wer das Glück auf seiner Seite hat, findet im Rhein eine große Vielfalt an Fischarten. Aale, Barben, Brassen, Rotaugen, Hechte, Lachse und Zander sind nur einige der über 40 verschiedenen Sorten, die sich in dem Fuß befinden.
Allerdings haben sich in den letzten Jahren auch Eindringlinge in die heimische Fischfauna gemischt. "Über den Schiffsverkehr wurden Schwarzmeergrundeln aus Osteuropa eingeschleppt. Seit 2006 etwa haben die sich hier explosionsartig verbreitet und bedrohen den Bestand der einheimischen Fische, indem sie deren Brut angreifen", so Jürgen Pieper.
Doch die Natur hat bereits selbstständig eine Lösung gefunden: Für Raubfische wie Hechte und Zander steht die Schwarzmeergrundeln mittlerweile auf dem Speiseplan. Aber auch Angler sind dazu angehalten, bei der Beseitigung der Plage mitzuhelfen. "Wenn man so eine Grundel am Haken hat, sollte man sie auf jeden Fall aus dem Wasser ziehen und nicht zurück werfen. Man kann diese Fische gut als Köder für größere Raubfische nutzen, sie aber auch selbst essen. Allerdings ist die Grundel als Speisefisch in Deutschland nicht so beliebt, da sie meist sehr klein ist, viele Gräten hat und nicht einfach zuzubereiten ist", weiß Jürgen Pieper.
Deswegen verfüttert er die Grundeln, die wir an diesem Nachmittag fangen, an Enten und eine Krähenfamilie. Den Nachmittag verbringen die Vögel mit den beiden Anglern. Denn sie wissen, dass es sich lohnt.
"Der Rhein ist voll von diesen Schwarzmeergrundeln", klagt Ulrich Lerch und pikst einen Regenwurm an seinen Angelhaken. Denn den knabbern die Grundeln nicht an. Sie bevorzugen Maden. Mit den Regenwürmern will er Raubfische anlocken. Und sie noch einmal zum Kampf herausfordern...