"Wie kann eigentlich so viel Hass in der Stadt der Liebe sein?"
Das Foyer des Düsseldorfer Rathauses ist am Montagmittag gut gefüllt. Politiker, Stadtverwaltung, Bürger - sie alle haben sich auf Einladung von Oberbürgermeister Thomas Geisel versammelt, um der Terror-Opfer vom vergangenen Freitag in Paris zu gedenken.
Die Schweigeminute ist für 12 Uhr vorgesehen. Doch bereits Minuten vorher wird nur noch geflüstert. Drinnen scheint für einen Moment die Welt inne zu halten. Draußen ist das Glockenspiel vom Haus an der Marktstraße zu hören.
Oberbürgermeister Thomas Geisel schreibt als erster ins Kondolenzbuch. Er lässt sich Zeit, er überlegt, er schreibt lange. Die Bürgermeister Friedrich G. Conzen und Günter Karen-Jungen folgen, dann die Dezernenten und Politiker.
Unter den Gästen im Rathaus ist auch ein Mann, dessen Name in Düsseldorf ganz eng mit Frankreich verknüpft ist: Boris Neisser, der "Vater" des Düsseldorfer Frankreichfestes. Er ist beruflich ebenso häufig in Frankreich wie privat.
Und er ist erschüttert. Eigentlich, so erzählt er, während er immer wieder ein Schluchzen unterdrücken muss, habe er nur noch kurz schauen wollen, wie das Länderspiel ausgegangen sei. Dann sei er von den Ereignissen regelrecht umgehauen worden. Seine ersten Gedanken galten seinen Freunden in Paris. Leben sie? Sind sie gesund? "Ich habe meine Freunde sofort angerufen. Ich war so froh zu hören, dass ihnen nichts passiert ist." Dennoch: Seine Gedanken sind derzeit in Frankreich. Anfang Dezember muss er beruflich wieder nach Paris. Er holt tief Luft, dann sagt er: "Wie kann eigentlich so viel Hass in der Stadt der Liebe sein?"