Mostertpöttches stellen Klinzing-Plaketten-Träger 2017 vor Herr Berney wird geehrt
Manchmal hassen sie ihn fast ein bisschen. Aber sie reden alle mit ihm. Denn wer er über sie schreibt, sind sie im Gespräch. Wolfgang Berney schreibt seit 50 Jahren übers Brauchtum in Düsseldorf. Jetzt wird der Journalist mit der Karl-Klinzing-Plakette geehrt.
Die Vorstellung des neuen Plaketten-Trägers erfolgt stets im gleichen Rahmen: Am Tisch sitzt der Vorstand der Mostertpöttches, der Düsseldorfer Gilde der Karnevalskünstler. Außerdem Journalisten und - in der Regel - der neue Plakettenträger oder die neue Plakettenträgerin.
Diesmal ist das anders. Nur Heinz Hülshoff, Winfried Ketzer, Manfred Castor - und die Journalisten. Mosterpöttches-Baas Winfried Ketzer genießt den Überraschungsmoment sichtlich. "Der neue Plakettenträger sitzt unter Ihnen", sagt er mit breitem Grinsen. Um schließlich die Katze aus dem Sack zu lassen. "Wolfgang Berney."
"Seit 36 Jahren hat er auf keiner Pressekonferenz der Mostertpöttches gefehlt", sagt Ketzer. Und vermutlich auch auf den meisten anderen Pressekonferenzen nicht, die mit dem Düsseldorfer Brauchtum zu tun haben. Wolfgang Berney ist inzwischen 83 Jahre jung und kennt den Karneval in seiner Stadt vermutlich besser als der Karneval sich selbst. Das ging nicht immer ohne kritische Untertöne. Altersmilde sagt Berney: "Ich bin manchmal übers Ziel hinausgeschossen." Ein paar Tage Bedenkzeit hatte er sich nach dem Überraschungsanruf erbeten. "Meinst du ich schaffe das noch in meinem Alter?" Das fragte Berney den Baas. Bei den Mostertpöttches war man sich einig: "Wolfgang schafft das!"
Am 6. Oktober findet die Plaketten-Verleihung in der Rheinterrasse statt. Rund 500 geladene Gäste werden dabei sein. Dann muss Berney sich ordentlich auf die Schippe nehmen lassen. Kein Problem, denn der Mann kann auch über sich selber lachen.
Wobei: Eigentlich kann Wolfgang Berney selbst einen ganzen Abend gestalten. Indem er nach 50 Jahren Arbeit aus dem Nähkästchen plaudert. Gefragt nach seinen verrücktesten Erlebnissen im Karneval, legt er los. Die jungen Kollegen lauschen gebannt. Mit verschmitztem Lächeln etwa erzählt er von einem "Skandal", an dem er tatkräftig beteiligt war: "Wir waren auf Teneriffa, und ich wollte ein gutes Foto." Kurzerhand stiftete er den damaligen Karnevalsprinzen Hermann Schmitz an, im vollen Prinzen-Ornat in den Pool zu springen. Der feine Prinzenclub in Düsseldorf war gar nicht amüsiert.
Noch lachen muss er, wenn er an Jobsie Driessen in der Prinzenrolle denkt. "Er führte den legendären 'Tanz der Weingeister' auf." Die Lacher hatte Driessen damit stets auf seiner Seite. Beim Besuch auf Teneriffa hielten die Karnevalisten mit ihrem Bus kurzerhand auf der Autobahn, und Prinz Jobsie tanzte auf der Straße. "Die Spanier wären beinahe in die Leitplanken gerauscht". Berney muss heute noch lachen.