Der Fußball-Süchtige

3 Tage und 50 Jahre zurück: Ein neunjähriger Junge meldet sich beim TuS Gerresheim an und bleibt dabei: Oskar Petrovic.

Schal, Wimpel, Logo an der Wand — Oskar Petrovic (r.) und Achim Wünsche schwärmen für einen Verein.

Foto: schrö

"Sehen wir uns beim Zille am Samstag?" fragt Oskar im Vereinshaus hinter der Heyestraße. Achim Wünsche nickt, grinst und sagt: "Den Ossi kenn ich seit der Jugend." Der Jubilar und der Fußballchef machen einmal das, was sie sonst hassen.

Die bekanntesten Spieler des TuS sind seine Freunde (v.l.): Klaus Allofs, Demir Hotic, Thomas Allofs. Foto: privat

"Die Alten erzählen jeden Sonntag von vergangenen Zeiten. Das kannst du schon nicht mehr hören." Oskar Petrovic hat auf dem alten Tannenhof-Sportplatz angefangen zu bolzen, sonntags ging's in die Krone, das Kino - "andere Hobbies gab es nicht." "Hätten wir damals noch Sky gehabt, die Welt wäre ein Traum gewesen." Sein Stiefvater hatte mit Fußball nicht viel im Sinn, "so musste ich meine Mutter überreden, ihr Okay für den Verein zu geben." In der D 4 machte er sein erstes Spiel, "draußen", wie er sagt, später dann im Tor. "Beim SSV Oberkassel gab es eine 0:5-Klatsche."

Das änderte nichts. "Wir waren süchtig nach Fußball." Große Spieler säumten Oskars Weg: Die Allofs-Brüder, Demir Hotic, Mike Büskens. "Mein schönstes Spiel? Als ich mit Eller 04 1977 gegen Fortuna in einem Freundschaftsspiel toll gehalten habe." Überhaupt: Die 1970er und 1980er — "das war die schönste Zeit." Erst einmal aber wurde es bitter. "Mit 30, 31 Knie kaputt." Die Fußballsucht bahnte sich einen anderen Weg, dreißig Jahre lang betreute er als Trainer einen Verein nach dem anderen: TuS, Rheinfranken, Agon, Eller 04, Erkrath, Rath, Unterrath, Post, Tannenhof. Zurzeit bereichert er den Vorstand von TuS Gerresheim.

Die Gegenwart betrachtet er ernüchtert. "Die letzten sieben, acht Jahre sind verloren. Im Jugendbereich müssen wir bei Null anfangen." Basisarbeit ist angesagt und Oskar fürchtet: "Das dauert jetzt Jahre." Dazu gehört sicher auch, junge Männer aus anderen Ländern in den Fußballbetrieb zu integrieren.

Achim Wünsche hält wenig von öffentlichem Tamtam in dieser Frage. "Direkt nebenan ist ja die Flüchtlingsunterkunft, da rufen wir schon mal über den Zaun: Wenn ihr trainieren wollt, kommt rüber."

Oskar macht eine zustimmende Kopfbewegung. Vielleicht ist unter ihnen ja ein kleiner Bengel, den die Fußballsucht packt und der seinem Verein die nächsten Jahrzehnte treu bleibt — "und mit dem wir später mal wieder aufsteigen."

(City Anzeigenblatt Duesseldorf)