Wenn Kriegsflüchtlinge in Gerresheim neue Nachbarn werden

INFORMATION::::AUFKLÄRUNG:::::MENSCHLICHKEIT! Was braucht Gerresheim aktuell? Kriegsflüchtlinge hat es in den letzten Jahren wiederholt nach Gerresheim verschlagen, in die Unterkunft an der Heyestraße, und im Herbst könnten weitere Menschen mit geschundenen Seelen sechs Gebäude der Bergischen Kaserne als Ankunfts- und Durchgangsstation belegen, vielleicht auch ein Container-Dorf am Bongard.

Wie gehen wir um mit den vielen neuen Flüchtlingen im Stadtteil? Das wollten nicht nur die vielen Besucher im Stiftssaal erfahren, sondern auch Barbara Krug und Michael Brockerhoff (li.) von der Bürgerstiftung. Roland Buschhausen von der Stadtverwaltung antwortete und erlaubte Einblicke in seine Arbeit in den letzten Monaten.

Foto: schrö

Wie der Stand der Dinge ist - das wollten knapp zweihundert Bürger wissen und strömten in den Stiftssaal von St. Margareta zu einer Veranstaltung der beiden Kirchen. Überraschend: Selbst profilierte Lokalpolitiker mussten einräumen, sich noch nie mit dem Chef der Flüchtlingsunterkunft getroffen zu haben, geschweige denn die Zahl der Bewohner parat zu haben.

Ulrich Wensel und einige andere Helfer schleppten die letzten Reserven an Sitzgelegenheiten in den Saal. So viel Aufmerksamkeit hatten die Organisatoren hier lange nicht. Und sie lieferten einen hervorragenden Service.

Der Leiter des Sozialamts, Roland Buschhausen, präsentierte zwar auch Zahlen, "700 Minderjährige sind unter den neuen Flüchtlingen", "790 Personen müssen in Hotels leben". Aber vor allem schilderte er Begebenheiten. "Wenn Sie im Hotel leben, wie wollen Sie ein Fläschchen für ein Baby warmmachen? Oder Wäsche waschen?" Auch große Schlafräume wie z.B. in Unterrath in einer ungenutzten Schule, seien problematisch. "Da haben Sie zwei kleine Jungen, die die ganze Nacht husten müssen, da kann dann niemand richtig schlafen."

Öfter sei er in der letzten Zeit ins Grübeln gekommen. "Das bürokratische Handwerk verstehen wir, aber stellen Sie sich folgendes vor: Eine junge Frau kommt mit zwei vierzehn Tage alten Säuglingen in Düsseldorf an und wir wollen sie mit dem Taxi in die Posener Straße schicken. Sagt der Taxifahrer: Die darf ich nicht transportieren, ich habe keine Babyschalen." Also werden über Funk die nötigen Sachen angefragt, organisiert und dann klappt es.

Doch es geht nicht nur um menschliche Hilftsbereitschaft. Auch clevere Bürokratie tut Not. "Wir sind ziemlich stolz darauf, eine Willkommensmappe entwickelt zu haben, wo die Ankommenden alles Zeug einsortieren können." Und dann griffbereit haben: Krankenkassenunterlagen, vorläufige Papiere, Schuldokumente usw.

In Gerresheim läuft das alles geräuschlos. 140 Menschen fühlen sich in der Unterkunft an der Heyestraße erstaunlich wohl, wie auch der Leiter Andreas Theisen unterstrich. Die Stadt möchte gern zusätzlich das ehemalige Manthenheim für fünf Jahre anmieten mit 50 Plätzen, aber noch ist es nicht so weit.

Der ehemalige Pfarrer Ernst Fengler zweifelte an der Tauglichkeit der Kaserne für den Erstaufnahmezweck. "Da entsteht dann ein Riesenghetto." Buschhausen widersprach: "Die Flüchtlinge wären nur zwei bis drei Wochen hier, sie müssen ganz viele Formalitäten erledigen und werden dann auf die landesweiten Standorte verteilt." Eine Bürgerin schilderte zudem, sie hätte von Betreuern in Straelen gehört, je entfernter vom Trubel der Großstädte die Unterkunft sei, um so besser. "Die Menschen sind gestresst und wollen runterkommen und ihre Kinder ohne Gefahr draußen spielen lassen."

Wie kann man direkt helfen? Wer gewährleistet einen steten Informationsfluss? Wie geht es weiter? Wo kann man Beschlüsse nachlesen? Das waren am Ende die drängensten Fragen. Kindersachen, Kinderwagen, Winterbekleidung für schmale Männer, Bettwäsche, Tischwäsche, Handtücher werden gebraucht. Im Pfarrbüro an der Gerricusstraße wird eine Liste ausgelegt. Die Kleiderkammern sind gute Anlaufstellen.

Die Bezirksverwaltungsstelle mit Claudia von Rappard wird den Kommunikationsaustausch in die Hand nehmen. Am 24. Februar will die Bürgerstiftung Gerricus einen Runden Tisch veranstalten. Auf ihrer Homepage wird darüber früh genug zu lesen sein. Schließlich kann man die Arbeit der Stadt sehr zeitnah verfolgen. Und im "Gerresheimer" und auf www.der-gerresheimer.de wird es auch Informationen, Aufklärung und Menschlichkeit geben.

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