Bilk kulinarisch entdecken
Katrin Schwermer-Funke will wissen wie Bilk schmeckt. Und bietet jetzt kulinarische Stadtteilführungen an. Der Düsseldorfer Anzeiger sprach mit der Kulturkulinarikerin.
Wie schmeckt denn eigentlich Bilk?
Na, das verrate ich doch jetzt nicht direkt. (lacht) Man kann es nicht mit einem und auch nicht mit zehn Sätzen beantworten. Es gibt geschmacklich ein breites Spektrum. Von sehr süß bis sehr sauer. Von heiß bis kalt. Von fleischigen bis veganen Speisen. In Bilk gibt es viele kleine Geschmacksspuren. Ich kenne sicher nicht alle.
Gibt es Stadtteile, die besser schmecken als andere?
Ich wohne seit sieben Jahren in Düsseldorf-Bilk. Ich bin aber dabei, andere Stadtteile zu erforschen und sehr gespannt, wie sie schmecken. Jeder Stadtteil hat seinen eigenen Geschmack. In Hellerhof wachsen beispielsweise sehr viele Wildkräuter. Die gibt es auch in Bilk, aber nicht so vielfältig wie dort.
Sie nennen sich Kulturkulinarikerin. Was ist das?
Das ist ein Begriff, der die Menschen neugierig machen soll. Ich habe ihn mir selbst als Berufsbezeichnung ausgedacht. Es geht bei Kulturkulinarik darum, sich auf eine kreative Art und Weise mit Essen auseinander zu setzen. Also das Gewohnte, das Alltägliche mal aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Ich konzipiere Workshops und Veranstaltungen für Unternehmen und Institutionen, bei denen Alltag, Essen, Kunst und Kultur miteinander verbunden werden. Wilde Rucolablüten am Straßenrand probieren, aus einer Gurke ein Didgeridoo bauen, mit Rote Bete-Saft malen oder sich mit der eigenen kulinarischen Biografie auseinandersetzen — das alles ist Kulturkulinarik.
Sie machen jetzt schon zum zweiten Mal einen kulinarischen Rundgang durch Bilk. Woher kam diese Idee?
Die Idee ist schon länger in meinem Kopf herumgespukt. Wenn ich an einen neuen Ort komme — im Urlaub, wenn ich jemanden besuche oder umziehe — versuche ich den Ort kennen zu lernen, indem ich durch die Straßen streife, schaue was es dort für Restaurants gibt, wo es lecker duftet und wann ein Wochenmarkt stattfindet. Ich schaue auch immer gern in Hinterhöfe und suche nach interessanten Details, ob Street Art oder essbare Wildpflanzen. Hinzu kam jetzt konkret, dass ich den großen Wunsch hatte, mich mal wieder mehr draußen aufzuhalten. Daraus ist "Wie schmeckt Bilk?" entstanden.
Es ist kein normaler Stadtrundgang, aber auch keine Kneipentour oder Restaurantführung. Was erwartet die Teilnehmer auf dem Rundgang?
Es ist ein Rundgang, der dazu einlädt, kulinarische Geschichten des Stadtteils zu erkunden. Knapp drei Stunden lang durchstreifen wir den Stadtteil. Es gibt mehrere Kostproben zu erschmecken und kulinarische Anekdoten von früher und heute hören. Dazu werden wir Menschen kennenlernen, die sich mit Herzblut und Leidenschaft dem Thema Essen widmen. Es ist eine Führung für alle Sinne: Man sieht viel, hört viel und man kann so einiges "erschmecken". So kann sich am Ende jeder selbst die Frage beantworten, wie Bilk schmeckt. Man sollte kein Fünf-Gänge-Menü erwarten. Es gibt kleine Appetitanreger, von Vorspeisen bis Desserts, und auch etwas zu trinken.
Für wen ist diese Führung interessant?
Die Tour eignet sich für neugierige Menschen jeden Alters, die einen Stadtteil mal anders und abseits der ausgetretenen Pfade entdecken möchten — egal ob Touristen oder Einheimische. Bei der Premiere war das Spektrum groß. Von einer Studentin, die frisch nach Düsseldorf gezogen ist, bis zu einer Frau, die seit 40 Jahren hier lebt.
Sie leben selbst seit sieben Jahren in Bilk. Was mögen Sie am Stadtteil?
Ich mag es, dass Bilk so unaufgeregt ist. Es ist nicht zu hip, aber auch nicht zu teuer und nicht zu vernachlässigt. Insgesamt ist Bilk sehr vielfältig. Ich mag unheimlich gern den Bauernmarkt auf dem Friedensplätzchen, ich kann mir nicht mehr vorstellen irgendwo zu wohnen, wo kein guter Bauernmarkt fußläufig erreichbar ist. Er hat einen richtig gemütlichen Charakter und auch der Nachbarschaftsflohmarkt auf dem Platz ist toll.
Was sollen die Teilnehmer bei "Wie schmeckt Bilk?" am Ende mitnehmen?
Die Stadtführung soll die Sinne sensibilisieren und die Leute anregen, neugierig zu sein und sich bewusst mit Essen auseinanderzusetzen. Und wenn die Teilnehmer öfter mal in den inhabergeführten Läden, die wir besuchen, einkaufen, ist das ein schöner Nebeneffekt.