Die Altstadt fest in Narrenhand
Gerade einmal sieben Minuten hielt das Bollwerk stand, dann stürmten die Weiber das Rathaus. Danach feierten die Jecken in der Altstadt bis in die Nacht Altweiber. Die Feuerwehr verzeichnete allein bis 18 Uhr 384 Einsätze im Rettungsdienst.
Ein Sanitäter wurde verletzt.
"Was wollen denn die ganzen Weiber hier?", fragte Thomas Geisel vom Rathausbalkon betont unwissend. "Es ist ja schön, wenn ihr hier einkaufen geht, aber so viele von euch brauchen wir nicht im Rathaus", sagte der Düsseldorfer Oberbürgermeister bei seinem ersten Karneval als Rathauschef.
Doch nach den herzlichen Bützchen hatte das Stadtoberhaupt plötzlich nicht mehr viel entgegen zu setzen. Um viertel nach 11 hatte der erste Trupp Möhnen das Rathaus fest in seiner Hand.
Danach feierten tausende Jecken fröhlich und bei bestem, sonnigen Wetter in der Düsseldorfer Altstadt Karneval. So viele wie noch nie, meldet die Stadtverwaltung. Durch das feucht-fröhliche Treiben hatten auch Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienste viel zu tun.
Hier ist der Rathaussturm in unserem Video zu sehen:
672 Einsätze im Rettungsdienst meldete die Feuerwehr Düsseldorf für
Altweiber, 12. Februar, bis zum frühen Freitagmorgen um 7 Uhr für das gesamte Stadtgebiet. Im Vorjahr lag die Zahl bei 593 Einsätzen. Drei Mal (2014: 10 Mal) musste der Notarzt in den Unfallhilfsstellen tätig werden.
Im unmittelbaren Zusammenhang mit Karneval standen 423 (2014: 326) der Einsätze. Wegen übermäßigem Alkoholkonsums mussten 65 (2014: 15) unter 18-Jährige behandelt werden. Bei den chirurgischen Behandlungen handelte es sich um Platz- und Schürfwunden durch Sturz, Zusammenstöße, Auseinandersetzungen und Schnittverletzungen.
Der örtliche Schwerpunkt lag in der Altstadt. In den Unfallhilfestellen mussten 263 (2014: 126) Menschen behandelt werden, darunter die meisten zum Großteil wegen übermäßigem Alkoholkonsum. 135 (2014: 94) wurden zur Weiterbehandlung in ein Krankenhaus gebracht. Von den Behandlungen in den Unfallhilfsstellen waren 36 Betreuungen (2014: 0), 118 (2014: 66) Bagatellverletzungen, 58 (2014: 50) mittelschwere Fälle und 3 (2014: 10) arztpflichtige Behandlungen mit überwiegend internistischer Ursache.
Es kam zu 8 (2014: 21) Schnittverletzungen durch Glasscherben — davon 3 in der Altstadt. Zum Vergleich: 2009 — im Jahr vor dem Glasverbot — wurden noch 166 Schnittverletzungen verzeichnet.
Ein Rettungssanitäter vom Arbeiter Samariterbund (ASB) wurde verletzt. Er wollte Verbandsmaterial vom Einsatzfahrzeug holen und bekam einen Schlag ab. Kurzzeitig war der Mann bewusstlos. Eine Untersuchung im Krankenhaus ergab eine Gehirnerschütterung. Der Helfer musste aber nicht über Nacht im Krankenhaus bleiben und konnte zur Genesung nach Hause entlassen werden.
Feuerwehr, Rettungsdienst und Hilfsorganisationen hatten sich auf Altweiber gut vorbereitet — auch für das enorm hohe Sanitätsdienstaufkommen war der Einsatzplan gerüstet. Ab 16 Uhr stieg das Einsatzaufkommen in den Unfallhilfsstellen in der Altstadt extrem sprunghaft an.
Die Feuerwehr unterstützte die Hilfsorganisationen und setzte zusätzliche vier Rettungswagen aus der taktischen Reserve, zwei Hilfeleistungslöschfahrzeuge mit insgesamt 20 Rettungsassistenten ein. Der Gesamteinsatzleiter David von der Lieth alarmierte eine zusätzliche Sanitätsdiensteinheit der Hilfsorganisationen mit 25 Sanitätern, die in den Unfallhilfsstellen zum Einsatz kamen.
Viele junge Menschen hielten sich am Burgplatz in Rheinnähe auf — auch wegen des sonnigen Wetters. Sicherheitshalber patrouillierten deshalb zwei Rettungsboote von Feuerwehr und DLRG auf dem Rhein. Neben den 155 Einsatzkräften im 24-Stundendienst wurde die Leitstelle um zwei zusätzliche Disponenten und einen weiteren Lagedienstführer verstärkt.
Sechs zusätzliche Rettungswagen und zwei weitere Notärzte wurden in Dienst gestellt. In der Altstadt waren weitere fünf Feuerwehrführungsmitarbeiter mit verschiedenen Aufgaben betraut: beispielsweise in der städtischen Koordinierungsgruppe oder als Verbindungsbeamter in der Führungsgruppe der Polizei. Die Johanniter Unfallhilfe übernahm den Sanitätsdienst in der Altstadt.
Vier Notärzte und 176 Rettungshelfer, Rettungssanitäter/Rettungsassistenten der Düsseldorfer Hilfsorganisationen und die 20-Mann-Verstärkung der Feuerwehr behandelten die Närrinnen und Narren bis etwa gegen 1 Uhr morgens in den Unfallhilfsstellen. Dort standen drei Rettungswagen, drei Krankentransportwagen, ein Notarzteinsatzfahrzeug und vier zusätzliche Reserve-Rettungswagen der Feuerwehr zur Bewältigung des Sanitätsdienstes bereit. Weiterhin wurden zwölf Fußstreifen in der Altstadt eingesetzt, die in 171 (2014:136) Fällen direkt vor Ort tätig wurden und oft kleinere Bagatellverletzungen 51 (2014: 77) sofort behandelten.
Aus Sicht der Feuerwehr war es ein arbeitsreicher Altweiber-Tag, was das Aufkommen der Einsätze betraf. Die Zusammenarbeit zwischen Polizei, Ordnungsamt, Sanitätsdienst und Feuerwehr lief auch in diesem Jahr aufgrund guter Vorplanungen und Konzepten reibungslos.
Auch aus Sicht des Ordnungsamtes verlief Altweiber insbesondere im Hinblick auf die gute Wetterlage und die extrem hohe Besucherzahl reibungslos. Viele Jecken haben sich offenkundig ans Glasverbot gewöhnt und haben sich entsprechend mit anderen Behältnissen gewappnet — und die, die nicht vom Glasverbot wussten, nahmen durchweg freudig die zum Tausch angebotenen kompostierbaren Becher an.
Damit ließen sich problemlos auch größere Mengen Flüssigkeit scherbenfrei in die Altstadt bringen. Die Stimmung an den Sperren war daher völlig entspannt. Die in der Altstadt ansässigen Gewerbetreibenden folgten dem Glasverbot.