Die Frau fürs neue Düsseldorfer Wir-Gefühl

Klaudia Zepuntke ist Düsseldorfs neue SPD-Bürgermeisterin. Wir treffen die gebürtige Flingerin nach ihrer ersten Pressekonferenz im Rathaus zum persönlichen Gespräch.

„Lassen Sie uns an den Rhein gehen!“ Bürgermeisterin Klaudia Zepuntke hat gerade ihr neues Büro in der Zollstraße bezogen. Als „Schreibtischtäterin sieht sie sich aber überhaupt nicht.

Foto: ho

Frau Zepuntke, ich glaube, man darf zur Bürgermeisterin noch gratulieren?
Ja. Das war ja gerade mal eine knappe Woche und dann bin ich viereinhalb Wochen in Urlaub gefahren. Jetzt geht's aber los!

Ihre ersten Tage im Amt müssen turbulent gewesen sein. Sie haben die Düsseldorfer Kirmes eröffnet…
Das war der Knaller! Ich bin ein sehr offener Mensch und freue mich immer über neue Aufgaben. Jetzt kriege ich mein Grinsen gar nicht mehr weg, weil ich mich so über die Aufgaben als Bürgermeisterin freue. Und es ist für mich eine besondere Ehre, auf Vorschlag der SPD dieses Amt auszuüben. Ich will das supergut machen!

Mussten Sie kurz überlegen, oder haben Sie direkt zugesagt?
Ich musste schon ein paar Nächte darüber schlafen. Ich habe mit meinem Mann darüber gesprochen und mit meinem Arbeitgeber, weil klar war, dass ich nicht mehr in dem Maße arbeiten kann. Das wird wohl meine schwerste Aufgabe: Meinen Job als Gemeindeschwester mit dem Bürgermeister-Amt zu vereinbaren.

Sie setzen sich für Senioren ein, haben einen Kleingarten. Imkerei ist Ihr Hobby. Wo bleibt denn da der Düsseldorfer Glamour-Faktor?
Den werde ich vielleicht noch entdecken... (lacht schallend) Also, ich bin sehr bodenständig! Düsseldorf ist ja auch nicht nur Glamour. Das ist ja so eine falsche Wahrnehmung von außen. Der Düsseldorfer ist so unkompliziert und bodenständig. Ich glaube, das ist eine Seite, die noch viel mehr betont werden muss.

Wieso haben Andreas Rimkus und Thomas Geisel Sie ausgewählt?
Das müssen Sie die beiden fragen.

Komisch, die Antwort hatten wir von Ihnen jetzt erwartet...
(lacht) Thomas Geisel und ich, wir ergänzen uns in vielen Dingen. Ich kenne ihn jetzt ein gutes Jahr und wir haben uns von Anfang an sehr gut verstanden. Manchmal sogar ohne Worte. Wir haben — glaube ich — bestimmte Werte, die ähnlich sind. Außerdem ergänzen wir uns gut. Ich bin schon seit fünf Jahren sozialpolitische Sprecherin der SPD. Und eine ordentliche Portion Engagement für soziale Gerechtigkeit gehört gerade bei einem sozialdemokratischen Oberbürgermeister dazu.

Seit 25 Jahren sind Sie als Gemeindeschwester tätig. Was nehmen Sie aus dieser Arbeit mit ins Bürgermeister-Amt?
Was ich besonders schätze, ist der Kontakt zu Menschen. Als Gemeindeschwester ist das mein tägliches Brot. Telefonate, Besuche, Kaffee trinken — das gehört alles dazu. Ein wunderbarer Job! Die Begegnungen mit Menschen werden ganz schnell sehr vertieft, wenn man offen dafür ist. Und als Gemeindeschwester hat man immer einen kleinen Vorschuss. Die Leute öffnen sich sehr schnell, und das ist sehr wertvoll für Gespräche.

Sie setzen sich für eine Förderung des ehrenamtlichen Engagements ein?
Da ist in Düsseldorf noch ganz viel möglich. Bis jetzt hat die Stadt sich ja selber nicht so für das bürgerschaftliche Engagement eingesetzt.

Wie wichtig ist denn Ehrenamt überhaupt in einer so reichen Stadt wie Düsseldorf? Man könnte doch sagen, die Stadt hat soviel Geld, damit ist alles abgedeckt…
Nein! Das geht nicht. Man kann nicht alles abdecken. Bürgerschaftliches Engagement bedeutet eigentlich Zusammenhalt der Gesellschaft. Wenn man sich für den anderen nicht interessiert, dann hält keine Gesellschaft zusammen. Ehrenamtliches Engagement, sich gegenseitig helfen, sich gegenseitig unterstützen — das ist Grundvoraussetzung für jede funktionierende Gesellschaft. Und das muss in höchstem Maße gefördert werden.

Da ist ja sicher auch die Ehrenamtskarte ein wichtiges Instrument?
Das ist eine schöne, kleine Karte, die wir schon seit Jahren fordern. Viele Leute nutzen die gar nicht, um Vergünstigungen zu bekommen. Alleine die Wertschätzung, die damit einher geht, ist für viele Menschen ganz wichtig. Es müssen ja schon Leistungen gebracht werden, damit man diese Karte bekommt. Und das ist wieder ein Zeichen von Gemeinschaft. Natürlich identifiziert man sich auch mit der Stadt, wenn sie einen auszeichnet. Ich habe bis jetzt nicht verstanden, wieso das in den vergangenen fünf Jahren regelmäßig abgeschmettert wurde.

Wenn Sie als Bürgermeisterin einen Wunsch frei hätten, was würden Sie zuerst in Düsseldorf ändern wollen?
Da gibt es einen Wunsch. Aber ich weiß nicht, wie man den umsetzen kann.

Raus damit!
Ich würde mir wünschen, dass die Bürger die Kommunalpolitik mehr wahrnehmen. Sich mehr beteiligen. Dass wir auch Möglichkeiten der Teilhabe schaffen. Dass es nicht immer heißt "die Politik", sondern dass Verwaltung, Bürger und Politik gemeinsam agieren. Auch indem sie ordentlich miteinander streiten. Am Ende müsste es nur heißen "wir als Stadt".

Das Gespräch führte Yvonne Hofer