Kinotipp "The Revenant - Der Rückkehrer" Grandioses Abenteuer bei natürlichem Licht

Der riesige Grizzly wirft Leonardo DiCaprio zu Boden, er brüllt, verbeißt sich in den Hollywoodstar und schlägt mit seinen Tatzen zu. Immer wieder! Die Szene ist von solch gewaltiger Intensität, dass man sich nur wenige Meter entfernt in diesem dichten Wald wähnt, der sich irgendwo in der nordamerikanischen Wildnis des frühen 19. Jahrhunderts befindet.

Der knapp dem Tod entronnene Trapper Hugh Glass (Leonardo DiCaprio) macht sich auf den Weg zur Vergeltung. Deutscher Kinostart ist am 14. Januar.

Foto: Twentieth Century Fox

Selbst dann, als der Atem des Bären die Kameralinse beschlägt...

Di Caprio spielt in "The Revenant - Der Rückkehrer" (Kinostart am 14. Januar), den Trapper und Abenteurer Hugh Glass. Er führt als Scout eine Gruppe von Pelzjägern durch Indianergebiet. Mit dabei ist sein Sohn Hawk (Forrest Goodluck), ein Halbblut vom Stamme der Pawnee. Die Männer unter Führung des besonnenen Captains Andrew Henry ( Domhnall Gleeson) haben ihre Arbeit fast erledigt, Hunderte von Biberpelzen sind verpackt. Die Stimmung ist rauh, insbesondere der vierschrötige John Fitzgerald (Tom Hardy) knödelt sich im Film-Original im breiigsten Amerikanisch durch die harte Witterung - seinem monetären Erlös entgegen.

Doch dann greifen Arikara-Indianer an. Nur ein knappes Dutzend der Jäger entkommt auf das eigene Boot, dass im naheliegenden Missouri-Fluss verankert ist. Die Flucht gelingt, doch Glass will runter vom Wasser, ein rettendes Soldaten-Fort auf dem Landweg erreichen. Nicht alle, insbesondere Fitzgerald sind damit einverstanden. Doch es scheint zu klappen, bis der Bär angreift...

Glass ist lebensgefährlich verletzt, wird eher notdürftig zusammen geflickt. Auf seiner Trage gerät er schnell zur Belastung der Männer. Schweren Herzens fügt sich Henry in das Schicksal seines Scouts, sorgt nur noch für "Beistand in der Stunde seines Todes". Hawk, Fitzgerald und der junge Bridger bleiben. Glass, unfähig sich zu bewegen oder zu äußern, muss mit ansehen, wie Fitzgerald seinen Sohn tötet und ihm sich selbst überlässt.

Damit ist der Pfad der Rache bereitet. Glass, übrigens eine Figur mit realem Hintergrund, kämpft sich ins Leben zurück. Er verschließt die offenkundigste Bären-Wunde (beim Trinken tropft ihm Wasser aus der offenen Kehle) mit Schießpulver und Feuer, macht sich heißhungrig über rohen Fisch und Bisonfleisch her, überlebt eine eiskalte Nacht im Kadaver eines Pferdes und trifft seinen Peiniger wieder.

Regisseur Alejandro Gonzales Inarritu ("Amores Perros", "Babel", "Birdman") gelingt mit "The Revenant" ein beeindruckender Abenteuerfilm. Das Überlebens-Epos punktet mit Atmosphäre und Authenzität. Der Filmemacher bestand auf Aufnahmen bei natürlichem Licht. Er brachte seine Crew dabei an ihre Grenzen, die Wirkung seiner immer wieder eingstreuten Landschaftsbilder ist jedoch auch deshalb beeindruckend.

Inarritu inszeniert den Kampf von Hugh Glass in erster Linie als Widerstand des Menschen gegen die Unbarmherzigkeit der Natur, aber am Ende eben auch gegen seinesgleichen. Dass sein Hauptdarsteller die körperlichen und seelischen Qualen seiner Figur mit oscarwürdigem Einsatz auf die Leinwand projiziert, macht die 150 Minuten zusätzlich zu einem fesselnden Kinoerlebnis.

An dessem Ende schaut Glass zitternd in die Kamera - doch es ist nicht nur die Kälte des Winters, die ihn erschauern lässt...