Süchtige sammeln Spritzen

Der Verein Düsseldorfer Drogenhilfe möchte ein Beschäftigungsprogramm für drogenabhängige Menschen ins Leben rufen. Es geht auch um Sinnstiftung und Struktur. Ein Konzept beim Jobcenter liegt vor.

Am Dreck Weg-Tag am 17. März testete Norbert Hennenberg (3. v. r.) vom Verein Düsseldorfer Drogenhilfe zusammen mit einer Gruppe von Drogenabhängigen die Aufräumaktion rund um den Hauptbahnhof. Die Putzkolonne soll zur regelmäßigen Einrichtung werden.

Foto: Nicole Gehring

Die Entscheidung über die Finanzierung fällt nächste Woche.

Norbert Hennenberg ist ein erfahrener Mann im Umgang mit "illegal Drogenabhängigen", wie er sagt. Der 59-Jährige wirkt mit Unterbrechungen seit rund 17 Jahren bei der Drogenhilfe. Seine Klientel konsumiert harten Stoff, in erster Linie Heroin. "Diese Leute haben eine überwiegend schwere und lange 'Suchtkarriere' hinter sich." Begleitende psychische Erkrankungen wie Psychosen oder Depressionen seien nicht selten. "Es sind kranke Menschen", sagt Henneberg. Selten gäbe es eine berufliche Ausbildung, mit Arbeit sei die Sucht ohnehin nicht zu finanzieren. Hennenberg: "Der Tag besteht aus Geld- und Drogenbeschaffung sowie Konsum."

Um den Kreislauf zu durchbrechen oder immerhin abzumildern, hat sich die Drogenhilfe um die Einrichtung eines Beschäftigungsprogramms für substituierte Drogenabhängige gekümmert. Diese Gruppe erhält von Ärzten unter Aufsicht Ersatz- oder auch Originalstoff mit begleitender psychosozialer Betreuung, auch um die Suchterkrankung durch überbordenden Beikonsum von legalen Drogen nicht noch zu verschlimmern. In Düsseldorf betrifft das etwa 1500 Süchtige.

Das Konzept, das im Jobcenter vorliegt und über dessen Finanzierung kommende Woche entschieden wird, sieht die Reinigung besonders belasteter Plätze im Umfeld des Hauptbahnhofs vor. "Geplant ist, mit einer Startgruppe von zehn Abhängigen plus zwei begleitende Sozialarbeiter etwa vier Stunden am Tag Gebüsche, Grünstreifen und Bereiche, an denen die Awista nicht reinigt, von Müll zu befreien." Norbert Hennenberg verhehlt nicht, dass es sich dabei mitunter auch um typische Hinterlassenschaften von Drogenkonsumenten wie Spritzbestecke handelt. "Es geht hier auch darum, Verantwortung für das eigene Tun zu übernehmen, eine sinnvolle Tages-Struktur und die möglicherweise daraus folgende Stabilisierung der persönlichen Lebensumstände zu schaffen." Und ja, man hoffe ebenso auf eine höhere Akzeptanz seitens des öffentlichen Umfelds.

Ein ähnliches Programm wurde bereits in Köln umgesetzt. Recht erfolgreich - innerhalb von 18 Monaten hat sich die Teilnehmerzahl dort verdoppelt. In Düsseldorf wäre die Dauer des Projekt zunächst einmal auf ein Jahr beschränkt. Norbert Henneberg ist guter Hoffnung: "Ansonsten hätte man unser Ansinnen zu diesem Zeitpunkt wohl schon abgelehnt..."