Carmen: Klein, stark und intravenös
"Carmen" von Bizet mit nur vier Sängern und einem Klavier - geht das? Und wie! Die Komische Oper am Rhein serviert in der Theaterkantine eine "Carmen", die ohne Umwege direkt ins Blut geht. Carmen intravenös.
Sonntagmorgen in der Theaterkantine an der Ronsdorfer Straße. Die "Komische Oper am Rhein" hat zur Premiere von "Carmen" geladen. Die Sängerin Elsa Garcia Tarraga hatte die Idee. Sie will "die Oper zu den Menschen bringen". Deshalb hat sie in Düsseldorf die Komische Oper am Rhein gegründet.
Mitstreiter hat sie in ihren Sänger-Kollegen und im Ehepaar Fabry von der Theaterkantine gefunden. Während im Vorraum noch gespannte Erwartung herrscht, hört man gedämpft das Einsingen der Künstler. Spannung liegt in der Luft. Und dann öffnen sich die Türen und schon ist man mitten drin.
Elsa Garcia Tarraga ist Carmen. Hausherr Rüdiger Fabry gibt den Erzähler. Führt mit großer Spielfreude und herzigem Klamauk durch die gestraffte Handlung. Regie führte Mario Tomás López. Kaum erklingen die ersten Töne, gibt's die erste Gänsehaut. Die Stimmen scheinen den kleinen Raum beinahe zu sprengen, die reine Klavierbegleitung wirkt wie ein Konzentrat der süffigen Musik von Bizet.
Die Leidenschaft der vier Sänger (Michael Terada als Escamillo, Mine Yücel als Micaela und Guillermo Valdés als Don José) für das, was sie da tun ist in jeder Bewegung spürbar. Das Bühnenbild dabei so sparsam, wie es die Mittel der jungen Truppe gebieten. Elsa Garcia Tarraga und ihre Freunde beweisen: Große Oper geht auch ganz klein, ganz stark und mit viel Herzblut. Ein Geschenk fürs Publikum.