Stadtradeln Da hängt ein kaputtes Radio im Baum...
Patrick kommt von Hilden, ich komme aus Flingern-Süd. 10,5 Kilometer einfache Strecke sind es für mich.
Es dämmert. Deshalb krame ich die Warnweste aus der Truhe mit den Sportklamotten. Klar, Guido Maria Kretschmer würde jetzt Schnapp-Atmung kriegen. Macht aber nix. Als Fashion Ikone gehe ich nicht durch. Aber: Ich werde gesehen.
Durch die Stadt bevorzuge ich gerne einen kleinen Umweg. Die Karlstraße in ihrem derzeitigen Zustand ist für Fahrradfahrer ein fach ätzend.
Also geht's über die Kölner Straße zum Hofgarten. Tut immer noch weh, die Sturmschäden zu sehen. Auf der Oberkasseler Brücke gibt's normalerweise das erste Extra des Tages: Panoramablick auf Düsseldorf.
Heute gibt's dicke Suppe. Nebel. Eindeutig Herbst. Ab Oberkassel bin ich privilegiert. Der Weg führt jetzt am Rhein entlang. Die Schafe weiden einträchtig auf der Wiese. Ein Baum klingt wie ein kaputtes Radio. Sind natürlich Stare. Die treiben sich jetzt gerne in der Nähe der Schafe herum. Warum? Na, die Vögel picken in den Kötteln.
Ein paar Meter weiter eine bekannte Stimme. Ich krieg das Grinsen wieder nicht aus dem Gesicht. Distelfinken. Die hübschen bunten Vögel sind gerade beim Frühstück. Distel-Samen. Meine Lieblings-Vögel.
Komisch, fühlt sich gar nicht wie der Weg zur Arbeit an. Eher wie Urlaub. Aber nur bis zur Pariser Straße. Da hat mich der morgendliche Stadtverkehr schon wieder eingeholt. Allerdings läuft heute alles wie geschmiert. Keine Geisterradler, keine verpennten Fußgänger auf dem Radweg.
Nur der Radweg an der Kevelaerer Straße, der macht noch einmal richtig Freude. Der ist inzwischen so schlecht, dass ich meine, auf dem berüchtigten Kopfsteinpflaster von Paris - Roubaix zu fahren.
Endstation: Zülpicher Straße. Wird auch Zeit. Sonst denke ich wirklich noch, ich hätte Urlaub...