Zehn Jahre underdog Die zärtlichen Momente auf der Straße
"Der Hund hieß 'Metzger'. Unter diesem Namen habe ich mir einen gewaltigen Vierbeiner vorgestellt", sagt der Schweizer Fotograf Leo Gesess. Doch Metzger ist ein süßer kleiner Hund und sein Herrchen Andreas ein Zwei-Meter-Mann.
Nicht die einzige Überraschung für den Fotografen.
Eine Woche lang hat der Fotograf und Tierfreund Leo Gesess in Düsseldorf Obdachlose und ihre Tiere fotografiert.
Der Grund: Die underdog-Tierhilfe in Düsseldorf wird zehn Jahre alt. Zweimal im Monat sind ehrenamtliche Tierärzte am Burgplatz und am Kamper Acker in Holthausen, um die Tiere der Menschen, die auf der Straße leben, zu versorgen.
Auch Sozialarbeiter sind stets dabei. "Durch die Tiere bekommen wir Kontakt zu den Menschen", sagt Streetworkerin Julia von Lindern. Die underdog-Tierhilfe finanziert sich heute ausschließlich durch Spenden.
Sieben Tierärzte arbeiten hier ehrenamtlich. Tierarzt Dr. Georg Specker hat eine ganz einfache Begründung für sein Engagement: "Nächstenliebe. Der Begriff ist alt aber nicht altmodisch." Er weiß: "Die Tierhalter unter den Obdachlosen sind noch nicht ganz unten angekommen. Sie werden durch die Sorge um ihr Tier stabilisiert."
Wie eng die Bindung zwischen den obdachlosen Menschen und ihren Hunden ist, zeigt Fotograf Leo Gesess eindrucksvoll.
Insgesamt 15 Porträts hat er gemacht. "Die Hunde stehen dabei im Mittelpunkt", sagt der Tierfreund. Doch die Fotos sind viel mehr als Hundeporträts. Sie zeigen große Nähe, sind intime Momentaufnahmen einer starken Bindung zwischen den Obdachlosen und ihren Hunden. Zärtliche Momente. So wie bei Zwei-Meter-Mann Andreas und seinem kleinen Hund Metzger. Für Gesess ein großer Moment: Als der hünenhafte Mann mit seinem kleinen Hündchen schmust.