Bewegtbilder aus Düsseldorf Filme aus „Ruebens Dorf“
Peter Rueben ist in Düsseldorf bekannt wie der in solchen Fällen gern zitierte bunte Hund. 30 Jahre hat der ehemalige Lehrer für den WDR gearbeitet. Als Reporter, Autor und Moderator der legendären „Happy Hour“, einer Sendung, die von 1990 bis 2002 ausgestrahlt wurde – in den letzten Jahren live aus der Rotunde des NRW-Forums.
2017 hat der 68-Jährige beim WDR die Segel gestrichen – schöne Redewendung übrigens für den bekennenden Wassersportler. Journalistisch habe er danach erstmal eine Pause eingelegt, erzählt Rueben beim Treffen auf einer Oberbilker Kneipenterrasse und nimmt einen Schluck Cappuccino. „Ich brauchte Zeit, loszulassen, zu begreifen, was da in den letzten Jahren beim WDR passiert war, und zu überlegen, wie ich mich in Zukunft aufstellen möchte.“
Zwei Jahre hat diese Neu-Orientierung gedauert. Jetzt ist Rueben wieder da. „Ich würde es gar nicht ‚journalistisch arbeiten‘ nennen“, sagt er. Sondern? „Filme machen, Videos machen.“ Der erste Film sei aus purem Zufall entstanden. Das Thema: eine Ausstellung mit Bildern von Ex-Häftling Helge Achenbach in einer Flingeraner Galerie. „Da bin ich einfach hingegangen mit meinem Handy, habe ein paar Bilder gedreht, ein paar Interviews gemacht“, so Rueben. Was er damit machen wollte, wusste er zunächst nicht. „Letzten Endes ist dann ein Film draus geworden. Und als der fertig war, habe ich gedacht‚ du könntest doch noch einen machen.“
Gesagt, getan. Fünf Filme sind so in den vergangenen Monaten entstanden. Über den Stadtrundgang „The Sound of Düsseldorf“ von Sven-André Dreyer und Michael Wenzel. Über die Jugendproteste Fridays for Future. Oder über die möglichen Auswirkungen des Brexit für die Einzelhändler in Flingern. Die Distanz zwischen Interviewer und Interviewtem hält Rueben dabei ganz bewusst so klein wie möglich. Er unterhält sich einfach mit den Menschen, während sein Handy Bild und Ton einfängt. Minimales Equipment, das hat er schon immer gemocht. „Auf diese Weise schaffe ich sehr direkte Situationen, die eben nicht entstehen, wenn erst einer Licht aufbaut, ein zweiter die Kamera einrichtet und dann noch jemand mit dem Mikrofon dazukommt“, erklärt er.
Seit einigen Jahren lebt Rueben in Flingern. Nicht zuletzt deshalb hat er den YouTube-Kanal, den er sich mittlerweile eingerichtet hat, „Ackerstraße“ genannt. „Lindenstraße war ja keine Option“, lacht er. Und überhaupt, er möge das Wort. Ackerstraße. Das klinge so dreckig, nach Acker eben. Rueben ist ein Kind des ehemaligen Arbeiterstadtteils: „Ich bin am hinteren Teil des Höherwegs aufgewachsen, in dem Gewerbegebiet.“ Ein Abenteuer sei das Viertel damals noch gewesen. Ohne seinen Hund sei er ungern rausgegangen, vor allem abends. Das war in den 1950er Jahren. Lange her.
Rueben hat sein ganzes Leben in Düsseldorf verbracht. Er kennt die Stadt am Rhein aus dem Effeff. Für seine Filme hat er sich nun einen starken Partner gesucht: Rainer Bartel und sein Online-Magazin „The Duesseldorfer“. Auf der Website gibt es seit Juni für die Videos von Rueben eine eigene Rubrik: „Ruebens Dorf“. „Rainer und ich kennen uns schon länger“, sagt der 68-Jährige. „Ich habe immer gerne seine Blogs gelesen. Anfangs „Rainer sacht“, später dann „Rainer‘sche Post“ und heute „The Duesseldorfer“. Eingetütet wurde die Kooperation standesgemäß: bei einem Bierchen im Uerige. „Rainer und ich merken schon, dass wir zusammen gut Ideen entwickeln können“, sagt Rueben. Dann nimmt er seinen faltbaren weißen Fahrradhelm („aus New York“), geht zu seinem Bike und radelt gen Flingern. Man wird von ihm sehen, auch in Zukunft. Und das ist auch gut so.