Lesertelefon Handy-Nutzung - Familie sollte gesunde Form vorleben „Vorwürfe vermeiden!“
Was kann man dagegen tun, wenn das Kind nur am Daddeln ist? Sollte man die Zeit am Handy begrenzen? Welche Zeiten sind für welches Alter angemessen? Was tun, wenn sich keiner daran hält? Diese und viele weitere Fragen beantwortete das Expertenteam der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) während unserer Telefonaktion. Hier ein Überblick:
Mein Sohn (15) macht völlig zu, wenn ich nur ansatzweise darum bitte, das Smartphone mal aus der Hand zu legen. Ich weiß nicht weiter...
Versuchen Sie in einer ruhigen Stunde noch einmal ein Gespräch. Vermeiden Sie Vorwürfe. Das könnte dazu führen, dass er wieder abblockt. Erklären Sie ihm, wie sein Verhalten auf Sie wirkt. So kann er erkennen, inwieweit Sie davon betroffen sind. Lassen Sie Ihren Sohn ausreden, nehmen Sie seine Argumente ernst - auch wenn Sie sie nicht sofort nachvollziehen können. Vielleicht finden Sie einen Kompromiss, zum Beispiel feste Medienzeiten, mit dem Sie beide leben können.
Wie kann ein Kompromiss zu Medienzeiten aussehen? Die Ansichten von meiner Tochter und mir sind extrem verschieden.
Versuche Sie, zusammen Teilziele festzulegen, die innerhalb einer bestimmten Zeit erreicht werden sollen, zum Beispiel eine bestimmte Medienzeit pro Tag oder pro Woche, an die sich alle Parteien, also auch die Eltern, halten müssen. Überlegen Sie sich gemeinsam Konsequenzen, wenn die Regeln gebrochen werden. Vereinbaren Sie einen Termin für ein weiteres Gespräch, um zu prüfen, ob noch nachjustiert werden muss.
Kann das pausenlose Spiel am Computer krank machen?
Ja, vor zwei Jahren wurde die Videospielsucht von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Abhängigkeitserkrankung anerkannt. Ein Kennzeichen ist, dass die Spieler die Kontrolle über das Spiel verlieren. Es ist ihnen nicht möglich, aufzuhören, auch wenn sie sich der negativen Folgen bewusst sind. Ein weiteres Kennzeichen ist die Tatsache, dass das Spiel andere Aktivitäten aus dem Leben drängt.
Um Streit zu vermeiden, schweigt meine Tochter dazu, dass unser Enkel (13) ständig am Handy hängt. Das ist doch nicht gut, oder?
Nein, es ist wichtig, eine gesunde Mediennutzung in den Familien zu besprechen und vorzuleben. Jugendliche wollen es zwar oft nicht wahrhaben, aber das Elternhaus hat für sie eine unersetzbare Vorbildfunktion.
In den Ferien kommt meine Enkeltochter (14) zu mir. Beim letzten Besuch war sie nur mit Handy, Computer und Fernseher richtig glücklich. Wie schaffe ich es, dass ihr auch andere Sachen Spaß machen?
Besprechen Sie gleich zu Beginn, wie sich beide Seiten die Ferien vorstellen. Vielleicht finden Sie einen Kompromiss zu den Medienzeiten.
Dazwischen können Ausflüge geplant werden oder gemeinsames Kochen und Backen oder Basteleien und Handarbeiten. Kino- und Theaterbesuche eine Modenschau mit Omas Garderobe oder alte Fotoalben anschauen sind ebenso Alternativen wie Würfel- und Kartenspiele. Bestimmt haben Sie noch viele eigene Ideen und ihre Enkeltochter vielleicht auch.
Wie lange sollten Jugendliche maximal Smartphone und Co. nutzen?
Dazu kann jede Familie gemeinsam mit den Kindern eigene Regeln vereinbaren. Als Richtwerte für die einzelnen Altersgruppen können folgende Zeiten gelten: 10 – 12 Jahre: eine Stunde pro Tag bzw. 7 Stunden pro Woche; 13 – 14 Jahre: anderthalb Stunden pro Tag bzw. zehneinhalb Stunden pro Woche, 15 – 16 Jahre: zwei bis zweieinhalb Stunden pro Tag bzw. 14 bis 17,5 Stunden pro Woche. Bildschirmzeiten, die für Schularbeiten gebraucht werden, sollten nicht mitgezählt werden.
Mein Sohn (14) akzeptiert absolut nicht, wenn ich ihm sage, dass er zu lange am Handy ist. Was tun?
Sie können ihm vorschlagen, selbst zu prüfen, ob es so ist. Auf der BZgA-Plattform www.ins-netz-gehen.de findet er einen anonymen Selbsttest für Jugendliche.
Unsere Tochter (12) hat ein paar Apps auf ihrem Smartphone, die ich nicht für geeignet halte. Aber sie sagt, die seien alle ab 12 zugelassen. Kann man darauf vertrauen?
Nein, die Angaben der App-Stores sind nicht verlässlich. Schauen Sie sich die Plattformen lieber genauer an. Mit Jugendlichen muss klar besprochen werden, dass sie manche App erst ab einem bestimmten Alter benutzen dürfen.